2012- Die Rückkehr
Mädchen war dort und tanzte mit ihrem Freund, einem angehenden Abwehrspieler. Lächelnd, mit blitzenden Goldzähnen näherte sich Virgil dem Paar. »Hey, Kumpel, warum schiebst du sie mir nicht mal rüber, dann zeig ich dir, wie ein richtiger Mann die Sache angeht.«
Der Verteidiger schlug zu, und seine Faust traf Virgils Nase, die sofort zu bluten anfing. Virgil zuckte keinen Millimeter zurück, doch auf seinem Gesicht erschien jenes wahnsinnige, heimtückische Grinsen, das einer seiner Trainer als »Robinson-Raserei« bezeichnet hatte. Mit einer einzigen Bewegung packte der All-State Linebacker den kleineren Teenager am Hals und versetzte ihm zwei Kopfstöße, worauf der Junge ohnmächtig zusammensackte. Ein rascher Kniestoß gegen seinen Mund beendete die Auseinandersetzung.
Während die Menge zurückwich, richtete Virgil seine Aufmerksamkeit auf das Mädchen. Er packte sie beim Handgelenk, warf sie sich über die Schulter und trug sie wie ein Neandertaler, der sich eine Gefährtin besorgt, hinaus auf den Parkplatz.
In seinem Truck musste Virgil dem Mädchen erst zwei Schläge versetzen, bevor er ihr das Höschen herunterreißen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine
kleine Gruppe um das Fahrzeug versammelt, zu der auch Wes Hobart gehörte, der Trainer der Ringermannschaft an der Schule. Hobart riss die Tür auf, erreichte damit aber nur, dass Virgil nach draußen sprang, ihn bei den Haaren packte und mit dem Kopf voraus gegen die Windschutzscheibe eines anderen Wagens schleuderte. Dann wirbelte Virgil herum, um sich seinem nächsten Angreifer zu stellen, dem Vater des Mädchens, einem Englischlehrer …
… der eine Schrotflinte bei sich hatte.
Die Schrotladung traf Virgils linkes Knie, zerschmetterte die Kniescheibe und zerfetzte die meisten der umliegenden Bänder und Muskeln. Nach einer sechsstündigen Operation erwachte Virgil Robinson in einem Klinikbett. Sein Traum, professioneller Footballspieler zu werden, war begraben, und der Albtraum des Erwachsenenlebens hatte begonnen.
Der frühere Star verließ eine Woche später die Klinik, um im Gefängnis auf seinen Prozess zu warten. Der Richter verurteilte ihn zu drei Jahren.
Als Reverend Morehead die Berichte darüber las, wie Virgil in Ungnade gefallen war, wandte er sich an den Richter und bot ihm an, sich um den Jungen zu kümmern, und zwar im Rahmen eines kirchlichen Programms, bei dem Straftäter das Gefängnis für eine befristete Zeit zu Arbeitszwecken verlassen durften. Quenton sah in dem früheren Star der Highschool einen weiteren unterdrückten Jugendlichen, dessen Seele gerettet werden musste - und einen potenziellen Schwiegersohn.
Und so zog Virgil Robinson bei Reverend Morehead und seiner Pflegetochter Madelina ein. Ermutigt von diesem sehr speziellen Ehestifter, fingen die beiden an, miteinander auszugehen. Schon nach drei Wochen versprach der Reverend Virgil, dass er seinen Einfluss geltend machen
würde, damit der Rest der Gefängnisstrafe in eine offizielle Bewährungsstrafe umgewandelt würde, sollte Virgil sich dazu bereiterklären, Madelina zu heiraten.
Bei der Aussicht auf mindestens zwei weitere Jahre Gefängnis nahm Virgil das Angebot von ganzem Herzen beglückt an.
Nach einer kurzen Zeremonie an einem Sonntag war die Sache erledigt. Als Hochzeitsgeschenk überließ Quenton dem jungen Paar ein heruntergekommenes kleines Stuckhaus, das der Kirche gehörte und das bisher niemand hatte mieten wollen. Noch bevor irgendjemand die Worte »auf Bewährung entlassen« aussprechen konnte, waren die beiden frisch Vermählten eingezogen, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen - gesegnet mit allen Problemen, die Armut und das Fehlen einer ordentlichen Ausbildung üblicherweise mit sich bringen.
Eine Zeit lang schien alles in Ordnung. Mit Quentons Hilfe gelang es Virgil, eine Anstellung als stellvertretender Abteilungsleiter in einer der großen Zuckerfirmen zu finden. Bei Tag überwachte er die Zuckerrohrarbeiter, und bei Nacht kam er von den Feldern, um Trost in den Lenden seiner jungen Frau zu finden. Madelina ihrerseits fühlte sich, seit Quenton aus ihrem unmittelbaren Leben verschwunden war, endlich in Sicherheit. Die Medikamente hielten ihre inneren Stimmen in Schach, und sie fing an zu sparen, um sich irgendwann ein hübscheres Zuhause leisten zu können. Die beiden sprachen sogar darüber, eine richtige Familie zu gründen.
Und dann machten sich Virgils Drogenprobleme wieder bemerkbar.
Alles begann harmlos genug mit
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