2012- Die Rückkehr
massenhaften Desertion, seine Schiffe zu verbrennen. Die zahlenmäßig weit unterlegenen Spanier würden entweder ihre Schlacht gewinnen oder bei dem Versuch der Eroberung sterben.
Doch der Ausgang des Krieges wurde durch etwas entschieden, womit Cortés nie gerechnet hätte - nämlich durch eine Verwechslung.
Als Montezuma, der Herrscher der Azteken, erfuhr, dass ein bärtiger weißer Mann über das Meer gekommen war, hielt er Cortés für niemand anderen als Quetzalcoatl, der, wie er es versprochen hatte, seinem Grab entstiegen und zurückgekehrt war. Der Herrscher der Azteken ignorierte eine Reihe düsterer Vorzeichen, die ihm seine Nagual , seine Hexen, mitteilten, und sandte Boten aus, die
den Spanier und seine Armee direkt in die Hauptstadt Tenochtitlán brachten, die auf einer fast uneinnehmbaren Insel in der Mitte des Sees Texcoco lag. Die völlig überraschten Spanier, die von der Größe der Stadt und ihren zahlreichen Tempeln und Kanälen zutiefst beeindruckt waren, wurden wie Götter behandelt. Cortés, der sich gegenüber den Azteken freundlich gab, wartete nur auf den richtigen Augenblick, um seiner Armee den Befehl zum Angriff zu geben. Ein blutiges Massaker wurde zum Auftakt eines Krieges, der mehr als zwei Jahre dauern sollte.
Schließlich nahm Cortés Mittelamerika für Spanien in Besitz, doch es sollte noch lange dauern, bis die spanischen Priester die Völker Mittelamerikas auf ihre ganz eigene Weise erobert hatten. Für die Spanier waren die Maya und die Azteken gottlose Heiden, die Gottheiten verehrten, die in ihren Augen nur Verbündete des Teufels sein konnten. Kukulkans Codices - und die darin niedergelegten Warnungen vor einem bevorstehenden Unheil - wurden verbrannt und seine Anhänger unter Androhung von Folter zum Christentum bekehrt.
Streng genommen war die Vorstellung einer absoluten Trennung zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel für die Indianer Mittelamerikas etwas vollkommen Fremdes. Vor der Eroberung durch die Spanier war Tezcatlipoca, der Gott der Nacht und der Schutzpatron der Hexen, dasjenige göttliche Wesen, das sich am ehesten mit Satan vergleichen ließ. Dieser »rauchende Spiegel« war der Herr der Sünde und des Leids und der Erfinder des Feuers, aber er war nicht der Teufel.
Wenigstens nicht vor der Ankunft der spanischen Priester.
Um das Christentum in Mittelamerika zu verbreiten, mussten die Priester ihre vermeintlich unwissenden Schüler
lehren, dass das Universum in die Kräfte des Guten (Gott) und die Kräfte des Bösen (Satan) aufgeteilt war. Jede Handlung, die als unerwünscht angesehen wurde, galt natürlich als böse. Übeltäter - Männer wie Frauen -, die angeblich mit dem Teufel im Bunde standen, wurden als Hexer und Hexen gebrandmarkt, und Hexerei wurde in Neuspanien nicht geduldet.
Schon bald wurde das Heilige Officium der Inquisition in Neuspanien eingerichtet, und kurz darauf wurden Mitglieder ittelamerikanischer Stämme vor Gericht gestellt und wegen Hexerei verurteilt.
Indem die Katholiken die Existenz des Teufels und der Hexerei so sehr betonten, trugen sie ungewollt dazu bei, den einen wie die andere zu verbreiten. Unter den unterworfenen Mittelamerikanern bildeten sich geheime Gesellschaften, und die großen Städte wurden zu Zentren von Sex und Sünde. Satan wurde (in der Gestalt des Ziegenbocks) zum Herr des Hexensabbats. Teufelspakte wurden geschlossen. Das Wissen über Schwarze Magie breitete sich aus und wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Wo einst Unschuld geherrscht hatte, stand jetzt die Zauberei in Blüte. Durch die Eroberungszüge des weißen Mannes war die Angst vor dem Teufel zu einer realen Angelegenheit geworden.
Etienne Rafelo landete im Herbst 1533 in Mexiko. Seine Mission lautete, die Saat der dunklen Kräfte überall in der Neuen Welt zu verbreiten. Seine Reisen führten ihn nach Tecospa, einem kleinen Dorf der Nahuatl-Indianer unweit der Berge von Morelos. Dort begegnete er einem Aztekenführer namens Motecuma, dessen Vorfahren mütterlicherseits bis auf Quetzalcoatl zurückgingen, einem Mitglied der Bruderschaft der Hüter.
Etienne verliebte sich in Motecumas älteste Tochter Quetzalli, eine azuräugige Schönheit, die der Hunahpu-Abstammungslinie der Hüter angehörte. Das Paar zog acht Kinder im südlichsten Teil des Tals von Mexiko groß, einem Land, das einst die mächtigen Azteken beherrscht hatten.
Wie ihr Vater, der ein Hexer war, war Quetzalli eine Nagual . Damals gab es schon seit
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