2012- Die Rückkehr
eintausend Jahren mittelamerikanische Hexen. Sie hatten Könige beraten und konnten gewisse Ereignisse vorhersagen. Die Leute behaupteten, eine Nagual könne Krankheiten verursachen, indem sie das Blut ihres Opfers aussauge oder es mit dem »bösen Blick« ansehe. Es hieß sogar, besonders mächtige Hexen könnten die Seele eines Menschen gefangen nehmen.
Siebenundzwanzig Generationen nach Beginn der Rafelo-Quetzalcoatl-Abstammungslinie wurde Don Alejandro Rafelo geboren. Wie sein Vorfahr André schlug Don Rafelo einen anderen als den für ihn vorgesehenen Weg ein.
Die Dorfbewohner von Morelos fürchteten und verachteten Don Rafelo zugleich. Sie sagten, sein ojo mache ihn mächtig und seine K’az-al t’an-ob (Flüche) verursachten ernste und schmerzhafte Krankheiten.
Intelligent und von einer fieberhaften Machtgier erfüllt, machte es sich Don Rafelo zur Lebensaufgabe, herauszufinden, was sich wirklich hinter der Macht der Nagual verbarg. Im Gegensatz zu den abergläubischen Dörflern wusste er, dass die Hexen ihre Weisheit nicht durch Zaubersprüche und Beschwörungen erwarben, sondern dass sie in ihrer Herkunft lag. Die Olmeken, Azteken, Tolteken und Maya waren unter der Führung zweier großer Nagual - Kukulkan und Quetzalcoatl - zu großer Machtfülle gelangt. Don Rafelo wusste, dass diese Männer Dutzende
von Kindern gezeugt hatten und dass die spirituellen Fähigkeiten seiner eigenen Familie bis auf Quetzalcoatl zurückgeführt werden konnten. Was Don Rafelo noch fehlte, um die Macht seiner eigenen Herkunft zu vergrößern, war ein Nachkomme der Abstammungslinie von Kukulkan.
Er sollte diese genetische Verbindung in Gestalt von Cecilia Meztli finden, einer Maya, deren Vorfahren mütterlicherseits in Chichén Itzá als leibliche Kinder des großen Kukulkan aufgewachsen waren.
Da er selbst zu alt war, um Kinder zu haben, beschloss Don Rafelo, dass Miguel Aurelia-Rafelo, der Sohn seiner Schwester, Cecilia heiraten sollte. Der curanandero riet der Familie des Mädchens, sich von Don Rafelo fernzuhalten, doch die Meztlis schuldeten Don Rafelo Geld, und durch die arrangierte Hochzeit wären die Schulden beglichen.
Madelina Aurelia, ein Mädchen mit azurblauen Augen, wurde siebzehn Monate später geboren, und Don Rafelo verfügte somit über ein von ihm abhängiges Wesen mit Qualitäten, die er lange gesucht hatte. Der Nagual intrigierte gegen die Eltern des Kindes, denn er wollte das Mädchen alleine großziehen. Doch nach mehreren tragischen Ereignissen floh die Familie heimlich aus Morelos und machte sich auf den Weg nach Amerika.
Siebzehn Jahre später starb Don Rafelos so hochgeschätzte Nachfahrin in seiner Kunst, nachdem sie Lilith Eve Robinson zur Welt gebracht hatte.
Lilith hört auf, den Rasen hinter dem Haus zu mähen, als Quenton aus der Kirche kommt. Sie hört, wie er das Haus betritt, und dreht schnell den zerschlissenen Liegestuhl zurecht, sodass er in die Sonne zeigt. Ihr Herz rast. Den Anweisungen Don Rafelos folgend, zieht sie ihr Bikinioberteil
aus, lässt sich im Liegestuhl nieder, reibt ihre nackten Brüste mit Sonnenöl ein und stöhnt gerade so laut, dass ihr gesetzlicher Vormund sie hört.
Quenton pinkelt im Badezimmer. Er hört das Geräusch, wirft einen Blick durch die Vorhänge des offenen Fensters und starrt das halbnackte Mädchen an.
»Süßer Jesus …«
Über viele Jahre hinweg hatte sich Quenton Morehead eingeredet, sein Missbrauch wäre ein notwendiger Teil von Liliths Exorzismus. Er hatte Jesus bereits um Vergebung gebeten, und wenn der Herr ihm vergeben konnte, dann würde Lilith das gewiss auch tun. Er war jetzt Ende sechzig und unterzog das Kind immer seltener seiner sogenannten Behandlung, denn er fürchtete, dass der selbstsicherer gewordene Teenager öffentlich über seine Taten sprechen könnte.
Doch Quenton hatte noch immer seine Bedürfnisse, und die knospende jugendliche Schönheit des Mädchens nagte an ihm und weckte ein Verlangen in ihm, das nicht einmal seine Gebete zum Schweigen bringen konnten. Diese öffentliche Zurschaustellung ihrer Nacktheit war allerdings etwas völlig anderes. Das Mädchen reizte ihn ganz bewusst, und es war, als würde sein Körper elektrisch aufgeladen.
Lilith stöhnt lauter, als sie ihre Finger in ihr Bikinihöschen schiebt und sich selbst befriedigt.
Das ist mehr, als Quenton aushalten kann. Er verlässt das Bad und geht in den Garten.
Lilith spürt seine Anwesenheit und öffnet die Augen. »Willst du etwas?«
Quenton
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