2012 Keine Panik (German Edition)

möglich, vernünftige Aussagen über etwaige Zusammenhänge zu machen. Man muss das ganze Bild betrachten. Es reicht nicht, einfach im Elf-Jahres-Rhythmus nach Ereignissen zu suchen, die für die Geschichte der Menschheit relevant gewesen sein könnten. Mit dieser subjektiven Methode wird man immer etwas finden. Wäre das Aktivitätsmaximum nicht 1989 gewesen, sondern 1990, dann hätte wahrscheinlich das Ende der Apartheid in Südafrika oder die deutsche Wiedervereinigung als „Beweis“ für den Einfluss der Sonnenaktivität herhalten müssen. Jedes Jahr passieren dramatische Dinge auf der Welt, und solange man nicht klar definiert, was man als bedeutsam betrachtet und was nicht (und auch noch auf eine saubere statistische Auswertung verzichtet), sind Aussagen wie die von Dieter Broers vollkommen beliebig und sinnlos.
    Gleiches gilt für seine anderen Behauptungen, die sich auf den Zusammenhang zwischen menschlichem Bewusstsein und Sonnenaktivität beziehen. In seinem Buch „(R)Evolution 2012“ schreibt er zum Beispiel:
    „ Die Anzahl der Auffälligkeiten erreicht ein nahezu schockierendes Ausmaß, sobald man sie im Rahmen einer Synopsis sammelt, GMA [geomagnetische Aktivitäten] erhöhen demnach nicht nur Aggression, Unfallanfälligkeit und Einlieferungsquoten in psychiatrischen Kliniken 36 , sondern auch die Häufigkeiten von Alterssklerose 37 , Alzheimer 38 , Senilität 39 , und neuronalen Erkrankungen 40 . Es könnte durchaus sein, dass die Kombination psychischer und physischer Beeinträchtigungen dann selbstverstärkend zur extremen Zunahme von Selbstmorden führt 41 . Viele weitere Studien bestätigen die Clusterbildung von Symptonen 42 .“
    Für jeden behaupteten Zusammenhang zwischen der von der Sonnenaktivität verursachten Veränderung des Magnetfelds („geomagnetische Aktivitäten“) und medizinischen Symptomen, liefert Broers eine Fußnote, von der man vermuten könnte, dass sie diesen Zusammenhang wissenschaftlich belegt. Macht man sich aber die Mühe und folgt den Hinweisen und liest die entsprechenden wissenschaftlichen Artikel, stellt man fest, dass diese Zusammenhänge dort mit keinem Wort erwähnt werden. Teilweise behandeln die Arbeiten ganz andere Themen. Mit Sonnenaktivität beschäftigt sich kein einziger der Artikel (eine detaillierte Analyse der Fußnoten lege ich in Anhang B vor). Genauso wie Broers’ Lebenslauf erweckt auch sein Buch auf den ersten Blick den Anschein von Wissenschaftlichkeit. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass man es hier nicht mit seriöser Wissenschaft zu tun hat. Das gilt auch für die andere seiner Behauptungen. Für seine Aussagen über einen Zusammenhang zwischen der Aktivität der Sonne und dem menschlichen Bewusstsein gibt es keinerlei Belege.
    Das ist auch nicht verwunderlich. Echte Wissenschaftler haben sich schon länger mit der Auswirkung von Magnetfeldern auf Lebewesen beschäftigt. Im Gegensatz zum Menschen haben viele Tiere tatsächlich einen Sinn, der es ihnen erlaubt, Magnetfelder wahrzunehmen. Manche Vögel (z.B. Brieftauben), Wale, Delfine, Schildkröten, ja sogar Bienen nutzen das Magnetfeld der Erde, um sich zu orientieren. Veränderungen im Erdmagnetfeld können diese Tiere also tatsächlich beeinträchtigen und es gibt sogar ein paar Hinweise (gewonnen aus echten wissenschaftlichen Studien), dass auch Menschen auf Veränderungen im Magnetfeld reagieren können. Wie stark dieser Einfluss ist, und ob er überhaupt existiert, ist indes umstritten. Mit Broers' Behauptungen, dass die Sonnenaktivität und mentale Zustände der Menschen irgendwie zusammenhingen, hat das alles nicht viel zu tun. Wie ich in Kapitel 7 ausführlich erklärt hatte, kommt es ständig zu Sonnenstürmen. Aktivitätsmaxima gibt es im Durchschnitt alle elf Jahre. Wären die Auswirkungen der Sonne so dramatisch wie Broers behauptet, müssten wir alle elf Jahre einen „Bewusstseinssprung“ erleben. Aber danach sieht es nun wirklich nicht aus.
    Laut Broers wird 2012 ein ganz besonderes, einzigartiges Ereignis stattfinden, etwas, dass es vorher nicht gegeben hat. Die Änderungen im Magnetfeld sollen so gewaltig sein, dass unser Bewusstsein viel stärker beeinflusst wird als es bisher der Fall war. Will man die Glaubwürdigkeit dieser Aussage überprüfen, dann lohnt es sich, das Magnetfeld der Erde ein wenig genauer zu betrachten.
    Die Stärke eines Magnetfelds misst man in „Tesla“. Ein normaler, handelsüblicher Hufeisenmagnet erzeugt ein Magnetfeld mit einer