Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
Vom Netzwerk:
muss hier raus.« Er schiebt sich an ihr vorbei und stolpert die Holztreppe empor an Deck.
    Dominique folgt ihm hastig, da sie Angst hat, er könnte sich ins Wasser stürzen.
    Sie sieht ihn am Bug stehen. Der kühle Wind weht ihm ins Gesicht. Dominique holt eine Wolldecke und legt sie ihm um die nackten Schultern. Sie sieht Tränen in seinen Augen.
    »Geht’s dir jetzt besser?«
    Einen langen Augenblick starrt er auf den dunklen Horizont. »Nein. Nein, ich glaube nicht. Ich hab gedacht, es geht mir besser, aber jetzt ist mir klar, dass ich ziemlich durcheinander bin.«
    »Kannst du mir von deinem Traum erzählen?«
    »Nein, jetzt nicht.« Er schaut sie an. »Bestimmt hab ich dir wahnsinnige Angst eingejagt.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Das Schlimmste an der Einzelhaft - das Schaurigste - war, wenn ich schreiend aufgewacht bin und ganz allein war. Diese wahnsinnige Leere kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    Sie drückt ihn sanft auf das Fiberglasdeck. Er lehnt sich an die Wand des Ruderhauses, hebt den linken Arm und breitet einladend die um seine Schultern liegende Decke aus.
    Dominique legt sich neben ihn und schmiegt den Kopf an seine kalte Brust. Mick legt ihr die Decke über die Schultern.
    Minuten später schlafen beide fest.

    16.50 Uhr Dominique holt zwei Dosen Eistee aus dem Kühlschrank in der Kombüse, überprüft mithilfe des globalen Positionierungssystems den Standort des Bootes und geht zum Bug zurück. Der grelle Schein der Nachmittagssonne spiegelt sich im Fiberglas des Decks und lässt sie blinzeln. Sie setzt die Sonnenbrille auf und hockt sich neben Mick.
    »Siehst du was?«
    Mick lässt das Fernglas sinken. »Noch nicht. Wie weit sind wir jetzt von der Küste entfernt?«
    »Etwa fünf Meilen.« Sie reicht ihm die Dose Eistee. »Mick, ich wollte schon lange was fragen. Weißt du noch, wie du mich in der Anstalt mal gefragt hast, ob ich an das Böse glaube? Was hast du damit gemeint?«
    »Ich hab dich auch gefragt, ob du an Gott glaubst.«
    »Geht es dir um einen religiösen Standpunkt?«
    Mick lächelt. »Weshalb können Psychiater nie eine Frage beantworten, ohne eine neue zu stellen?«
    »Wahrscheinlich lieben wir die Klarheit.«
    »Ich wollte bloß wissen, ob du an eine höhere Macht glaubst.«
    »Ich glaube, dass irgendjemand uns beschützt und unsere Seele auf einer höheren Ebene berührt. Daran glaube ich, weil ich daran glauben muss, denn es tröstet mich. Und woran glaubst du?«
    Mick dreht sich um und blickt zum Horizont. »Ich glaube, dass wir über eine spirituelle Energie verfügen, die sich in einer anderen Dimension befindet. Und ich glaube, dass auf dieser Ebene, zu der wir nur im Sterben Zugang haben, eine höhere Macht existiert.«
    »So hab ich noch nie jemand vom Himmel reden hören. Na schön, und was ist mit dem Bösen?«
    »Zu jedem Yin gehört ein Yang.«
    »Willst du damit sagen, du glaubst an den Teufel?«
    »Der Teufel, Satan, Beelzebub, Luzifer - das sind alles nur Namen. Du hast gesagt, du glaubst an Gott. Würdest
du sagen, dass Gottes Gegenwart in deinem Leben dich dazu bringt, ein guter Mensch zu sein?«
    »Falls ich ein guter Mensch sein sollte, dann deshalb, weil ich mich dafür entschieden habe. Ich glaube, dass der Mensch die Freiheit der Wahl hat.«
    »Und wodurch wird diese Wahl beeinflusst?«
    »Durch die bekannten Faktoren: die familiäre Situation, Gruppenzwänge, die Umwelt, die Erfahrungen, die man im Leben macht. Wir haben alle bestimmte Voraussetzungen, aber am Ende ist unsere Fähigkeit, zu erkennen, was mit uns geschieht, das, was unsere täglichen Entscheidungen beeinflusst. Wenn du diese Entscheidungen in Gut und Böse trennen willst - von mir aus, aber wir haben trotzdem die freie Wahl.«
    »Das klingt nach einem echten Psychiater. Nun will ich Sie aber mal was fragen, Mrs. Freud. Was wäre, wenn diese Wahlfreiheit nicht ganz so frei ist, wie wir meinen? Wenn die Welt um uns herum einen Einfluss auf unser Verhalten als Spezies hat, den wir weder sehen noch begreifen können?«
    »Was meinst du damit?«
    »Denk mal an den Mond. Als Psychiater hast du bestimmt schon von der Wirkung des Mondes auf Psychosen gehört.«
    »Die Wirkung des Mondes ist umstritten. Wir können ihn sehen, deshalb könnte seine Wirkung auf die Psyche selbstverursacht sein.«
    »Spürst du, wie sich die Erde bewegt?«
    »Was?«
    »Die Erde. In diesem Augenblick dreht sie sich nicht nur um ihre eigene Achse, sie rast auch mit einer Geschwindigkeit von siebenundsiebzig

Weitere Kostenlose Bücher