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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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schlagen oder zurückschmettern. Allerdings war der Ball so schwer, dass man ihm mit dem Arm keinen großen Schwung verleihen konnte. Und natürlich durfte man ihn nicht fangen – nicht dass jemand das ernsthaft gewollt hätte. Der Ball war zu schwer, um ihn mit etwas anderem in Schwung versetzen zu können als mit der Kraft des ganzen Körpers, und dann besaß er ungeheure Wucht. In dem großen Joch, das fast bis zu den Brustwarzen hinunterreichte, und den Baumwollbahnen, mit denen es gepolstert war, spürte man, wie die Massenträgheit einem die Energie entzog, wenn man den Ball fing und weiterschleuderte. Manchmal musste man die Schulter, die Wade oder sogar den Oberarm einsetzen, aber man tat es nicht gern, und ganz gleich, wie zäh man war, vor der Wucht des Balles schreckte jeder zurück. Deshalb schoss man, wenn irgend möglich, mit seinem Hüftjoch, denn dabei konnte man sein gesamtes Gewicht hinter den Stoß legen. Erst wenn das nicht möglich war, griff man auf den Waden-, Schulter-, Oberschenkel-, Oberarm- und schließlich den Handflächenschutz zurück, und zwar in dieser Reihenfolge. Den Ball zu köpfen wäre eine ganz dumme Idee gewesen.
    Roter Schnabel schoss den Ball mit dem Knie nach Süden, tief in die rote Weite der Harpyien-Zone. Hun Xoc schlitterte ihm auf den Knien hinterher und blockierte den Abprall mit dem oberen Knick seines kunstvoll verzierten Jochs. Der Ball legte sich in die Rinne und schlug zwischen der Rampe und dem Joch hin und her wie eineFlipperkugel, die zwischen den elektrischen Prellern gefangen ist. Die Rufer ahmten den sich beschleunigenden Beat nach: »Pak, bok, pak, bok, pak-bok, pak-bok, pak-bok pak-bok pakbok pakbok pakbokpakbok pakbokpakbokpakbokpakbok« , bis die Laute verschwammen. Hüftball war ein würdiges Spiel, ein stures Ritual, ein Akt der Anbetung. Zugleich war es ein viel schnelleres Spiel als Basketball, wenigstens so schnell wie Jai Alai oder Pingpong.
    Smaragd-Sturmschritt erholte sich, doch Roter Schnabel wich vor ihm in die Endzone der Harpyien zurück. Die territoriale Hauptregel besagte, dass keine Mannschaft in die Zone der anderen eindringen durfte, in unserem Fall die linke Hälfte der Osthälfte des Feldes, eine rote Zone, die wie ein seitenverkehrtes L geformt war. In diesem Match durften die Ozelots nicht auf Rot treten, die Harpyien nicht auf Smaragdgrün. Die Abwehrspieler beider Seiten durften ihre jeweilige Zone nicht verlassen, aber die Stürmer konnten überallhin, nur nicht in die gegnerische Heimzone. Man durfte den Ball aber auch nicht für mehr als vier Mauer- oder Körperabpraller in seiner eigenen Zone halten, und wenn der Ball den ebenen Boden in der eigenen Hälfte berührte, war er aus, und man musste ihn an die gegnerische Mannschaft übergeben. Das kam allerdings kaum einmal vor. Jeder Hüftballspieler hätte einen Betonziegel mit dem ganzen Körper jonglieren und achttausend Schläge lang in der Luft halten können.
    Roter Schnabel wartete ab, dass Hun Xoc zwischen ihn und Sturmschritt kam; dann näherte er sich in langsamem Lauf dem Pfosten, wobei er den Ball in kurzen Läufen gegen die Nordmauer dribbelte. Er schoss und verfehlte. Wabbelschnapper bekam den Ball und gab an Brüllaffe weiter. Affenschlampe schoss, aber daneben, und Hun Xoc hatte den Ball. Die Sache war die, dass es beinahe unmöglich war, von der gegnerischen Hälfte aus den Ball ins gegnerische Tor zu befördern, obwohl »Rückwärtstore« und sogar Eigentore vorkamen. Und da es auf der eigenen Seite nur einen einzigen wirklich günstigen Punkt gab, auf das gegnerische Tor zu schießen, folgte der Ball einem relativ gut vorhersehbaren Weg. Man kam in Ballbesitz, brachte den Ball auf seiner Seite in Position, stürmte an der rechten Rampe entlang und schoss nach vorn rechts hoch auf den Pfosten der anderen Mannschaft. Wenn man den Pfosten verfehlte, kam der Gegner fast mit Sicherheit in Ballbesitz und tat das Gleiche: Er positionierte sich, rannte los und schoss von der anderen, seiner rechten Seite auf das Tor, und dann bekam man den Ball zurück und wiederholte das Ganze. Obwohl es kein Netz gab, bewirkte die Anlage des Spielfelds eine Vor-und-Zurück-Bewegung und einen gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Zug wie die Linkskurven auf einer Pferderennbahn. Die gleiche Zentrifugalkraft bewirkte eine Trennung der beiden Mannschaften, verhinderte aber trotzdem nicht den einen oder anderen Zusammenstoß. So gefährlich Hüftball auch war, im Grunde handelte es sich

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