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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Großen Väter beider Häuser gekocht hatte. Der Ball war unterhalb seines Äquators dreizehn Mal mit einem aus bunten Fäden gedrehten Seil umwunden, und als das letzte der Bänder fiel, wickelte das Seil sich ab. Ich roch, wie sich die alte Kämpf-oder-flieh-Anspannung in den Spielern rings um mich aufbaute, wie die Gelenke ganz leicht bebten, wie das Gewicht verlagert wurde und wie die Drüsen jene gehaltvolle Pass-auf- Cortisolmischung ins Rückenmark pumpten, ungeachtet dessen, mit welcher Kamikaze-Ethik das Hirn getränkt war.
    »Li’skuba hun« , sang der Kantor. »Fertig für Ball Eins.«
    Die Sonne verschwand hinter der Mul, aber von den Dachkämmen im Osten spiegelte guavenfarbenes Licht auf das Spielfeld, als wären es senkrecht stehende Seen. Fackeln würde man erst in über dreißig mal zwanzig Schlägen entzünden. Die Buchmacher riefen zu den letzten Wetten auf und verstummten. Die rechten Stürmer spannten die Muskeln, die Füße bereit, sich von den Linien abzustoßen, sobald sie hörten, wie der Ball die Zentralmarkierung traf. Vier Schläge globaler Bewegungslosigkeit, während der Beobachter den Tod der Sonne verfolgte.
    Neununddreißig Schläge des Schweigens folgten.
    Er hob die Hand und senkte sie dann in einer Schneidbewegung.
    Eine Bewegung durchlief die Menge, ein Atemholen. Der Magister zerschnitt das Ende einer straff gespannten Schnur, die am Rand seines Stuhles festgebunden war. Das Ende der Schnur schien von ihm wegzuschnellen wie eine Schwarznatter. Es pfiff hinunter aufs Spielfeld und durch drei verschiedene Schleifen zum Ballsack. Das Seil um den Ball öffnete sich, fiel zur Seite und entblößte die dunkle Kugel. Im Verhältnis zu unserer Körpergröße war der Ball ungefähr so groß wie ein Basketball. Ihn mit bloßem Körper umherzutreiben war ungefähr so, wie mit einer Kanonenkugel Footbag zu spielen. Wenn man einen Fehler machte, konnte der Ball einen verstümmeln oder sogar töten.
    Die Unberührbaren huschten vom Platz. Die Schiedsrichter traten hinter die Endzonenlinie. Das Seil wickelte sich schneller und schneller ab, und gerade, als der Ball sich zu befreien begann, rief der Magister Ludi aus: » PIIITTZOOOHH M PAAYYEEEE EEEEEEEEEEEEE!!! « , was vermutlich am besten wiedergegeben werden kann mit: » SPIIIELT BAAAAAAALL!!!!«



(34)
    Der Knoten löste sich, doch der Ball schien sekundenlang nicht zu fallen, sondern noch zu schweben, um dann widerwillig in die dichte Luft herabzusinken. Langsam beschleunigte er hinunter zur runden Zentralmarkierung und baute in der letzten Armlänge seines Falls Geschwindigkeit auf. Dann hörten wir ein hohles CHUHN!!!, das für alle ixianischen Geschichtsschreiber die exakte Grenze zwischen gestern und heute definierte.
    »Chun!« , rief der Kantor fast gleichzeitig mit dem Geräusch. In der Ballsprache war chun das Wort für Base oder Stamm oder Wurzel, da die Markierungen aus Astscheiben vom Baumweg nach Xib’alb’a bestanden. Der detaillierte Spielkommentar des Kantors klang daher ungefähr so wie eine Yoruba-Nachrichtentrommel – beide imitierten die Geräusche des Ballspiels und gaben Namen, Bewegungen und Positionen an. Das Ganze breitete sich in einem immer weiteren Kreis rings um das Spielfeld aus. Die Stadt hörte sich an, als spielten dort Hunderte von Radios, die eine Sendung über ein dichtes Medium empfingen, das die Übertragung bis unter die Schallgeschwindigkeit bremste.
    Ehe man wahrnahm, dass die schwarze Kugel sich von der Markierung gelöst hatte, waren die rechten Stürmer bereits heran, Hun Xoc von unserer Seite und Smaragd-Sturmschritt von Westen. Der Ball sank zwischen ihren verschwimmenden Gestalten zu Boden, und man hörte Fleisch gegen Fleisch klatschen, dann das scharfe Geräusch, mit dem der Ball gegen ein hohles Joch knallte. Der Hauptkantor rief: »Bok!« , das Hüftballwort für Joch, Knochen oder Horn. Das Wort war dem tatsächlichen Geräusch so ähnlich, dass es wie ein Echo von den aufsteigenden Rändern des Spielfelds klang, während die Legionen von Rufern es bis in die Vorstädte weiterleiteten, in die Weiherund über die Sacbes bis tief ins Hinterland. Dorf-Addierer lernten es beim ersten Hören auswendig. Arbeitsgruppen von Hüftball-Addierern interpretierten anhand dessen, wo der Treffer geschah, durch wen, bei welchem Schlag, und hundert weiterer Dinge. Signale und Boten übermittelten den menschlichen Widerhall bis nach 31-Höfe und noch weiter hinaus zu den Ecken der vier Viertel, hinauf

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