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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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nie gesehen hast.«
    »Ich will es versuchen, sobald ich wieder auf der nullten Ebene bin«, sagte ich.
    »Spar dir die Mühe, von dort aus wirst du nichts erkennen«, erwiderte sie, »du ertränkst dich nur. Warte, bis du wieder ganz dort bist.« Mit »dort« versuchte sie eine zeitliche Angabe: im letzten B’ak’tun.
    »Aus der gleichen Position kann vieles geschehen«, sagte sie, auch wenn das natürlich wieder nicht ihre genauen Worte waren. Vielleicht sprach sie überhaupt nicht in Worten. »Wenn du näher bist, siehst du den Zug, den du machen musst. Würden wir jetzt spielen, würden wir nur im Dunkeln jagen.«
    Okay, sagte ich. Zum Streiten war keine Zeit. Trotzdem hatte ich meine Zweifel. Obwohl ich die Strategie für den Zug kannte, fühlte ich mich längst nicht imstande, es durchzuspielen und alles richtig zu machen. Selbst unter der Voraussetzung, dass mir die Rückkehr gelang.
    Ich werde mir einfach sehr ausführliche Notizen machen müssen, dachte ich. Überlass es Marena. Sie wird es herausfinden. Sie gibt es LEON ein.
    Unter uns, am Horizont-Apex des Mul-Bretts, kochte die Sonne, aufgedunsen von Opfergaben. Sie glühte in einem blutigen Oxidrot, das gleichzeitig blau-grün war, yax , die doppelgesichtige Farbe des Lebens, und ein P’ip’il lang glaubte ich, in ihrer Mitte Wasserlilien-Jaguar zu sehen.
    Ich fragte Koh, ob sie noch einen Schlag bleiben könne.
    »Das geht nicht«, antwortete sie, »ich muss fort. Wenn du deine Marena Park siehst, würdest du ihr etwas ausrichten?«
    Was?, dachte ich. Natürlich, sagte ich.
    »Sag ihr nur, sie soll nicht warten
    Bis zum letzten Schlag der Sonne«, sagte Koh.
    »Und bitte sie zu berechnen,
    Was übrig bleibt, wenn dreizehn
    Von zwanzig abgezogen werden.«
    Was meinst du damit?, dachte ich. Sieben. So einfach kann es nicht sein. »Kannst du …«, setzte ich an, aber sie war bereits nach oben entschwebt.
    Ich rutschte rückwärts nach unten über die harte Schale des Himmels, rollte darauf umher wie eine Murmel in einer Schüssel. Die kranke Sonne glitt ins schwarze Land, machte eine Bruchlandung und blutete aus, als die Erdkrötin ihr Maul um sie schloss, und es wurde wieder Nacht. Xib’alb’a rotierte über mir; die Schichten des Himmels schwangen darunter wie riesige mehrfache Augenlider, und ich krallte mich strampelnd an die Himmelsschale, fand aber keinen Halt. Es war wie auf einer Wasserrutschbahn in Lindsay Warrens altenAquaParks. Als ich in den galaktischen Abfluss gezogen wurde, sah ich etwas jenseits des Randes, oben in der dreizehnten Ebene, eine Art Bauwerk, das ich wiedererkannte, doch ich befand mich bereits in diesem Zustand des Erwachens, wo man spürt, wie die im Traum noch scharfen Konturen zu Schaum zerfließen, ohne dass man etwas dagegen tun kann, und als sie mich aus dem Eiswasser hoben, hatte ich es vergessen. Sie trugen mich aus der feuchten Höhle zu einem Korb, der in der Vorkammer stand, und sagten mir, es sei erst zwei Sonnen her, seit ich die Vigilie begonnen hätte. Ich vermute, ich muss in der Traumzeit gewesen sei. Dennoch, sagte Hun Xoc, sei ich von der Entwässerung ziemlich krank. Schließlich blickte ich zu ihm hoch. Er hatte sein Jagdgesicht aufgesetzt.



(76)
    Ich ließ mich sauberschrubben und aus den Höhlen tragen, die mittlerweile freigeräumte Innentreppe hinauf zur Spitze der Mul. Selbst von innen hörte ich den alles überflutenden, ozeanischen, merkwürdigen Lärm. Der Kampf war nicht laut wie eine Schlacht des Industriezeitalters; der Lärm entstand mehr aus der Menge und der Vielfalt der Stimmen, die ihn ausmachten, den Rufen, dem Hundebellen, den Trommeln, den Signalhörnern, den Kriegsrasseln – alles verband sich zu einem Getöse, wie ich es nie zuvor gehört hatte. Meine Diener schirmten die Tür des Heiligtums so weit ab, dass ich unbeobachtet hinausspähen konnte. Die Lage war hoffnungslos. Es war Nachmittag an 7 Wind, 10 Grün. Die Spitzendecke der Stadt rings um uns stand an den Kanten in Flammen, und breite Fahnen aus eiterfarbigem Grasrauch wogten durch den Tempelbezirk nach Südosten. Ich konnte nicht allzu viele Flammen sehen, aber der Menge des Rauchs hinter den Bergen nach zu urteilen war es zu spät, um die Brände noch ohne die Hilfe eines starken Gewitters zu löschen, und die Chak-Antworter sagten, dazu käme es wahrscheinlich nicht. Von hier oben sah ich nur wenige Verteidiger, und sie wirkten desorganisiert. Tausende von Flüchtlingen hatten sich auf die Halbinsel gedrängt,

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