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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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ich merkte, dass sie merkte, dass ich gemerkt hatte, dass sie begriff. Es war, als ob zwischen unseren Augenpaaren eine Art Pneuma fließe; es fühlte sich an, wie wenn zwei Liebende in hellem Lichtschein gemeinsam zum Höhepunkt kommen … nur war es das furchtbar anzuschauende Negativ von allem Liebevollen: Marena blickte in mich und sah ein Ödland aus Scheiße, einen Planeten, größer als der Erdball, mit Ozeanen aus Durchfall, aus dem Inseln aus gestapeltem trockenem Kot ragten, und in meiner Rückschau stimmte ich ihrer Einschätzung zu. In ihrer Kehle stieg ein Laut auf, ein Grollen tief in der Brust, das sich zu etwas Stimmähnlichem metastasierte, ein Geräusch, das aus einem riesigen, frischen Tierkadaver drang, der in gefrorenem Boden lag.
    » WAS HAST DU GETAN ?«
    Ich bemerkte, dass meine Knie knackten, als ich mich langsam erhob. Ich wich von ihr zurück, bis ich gegen den großen Schreibtisch stieß.
    »Ni-nichts«, stammelte ich. »Ich meine … es ist nichts, es ist das Richtig...«
    » WAS HAST DU GETAN ?«
    Sie kam auf mich zu, verstellte mir den Weg und duckte sich vor mir wie ein Boxer im Ring, so wie kleine, agile Menschen es können. Ich wich nach links aus und brachte den Schreibtisch zwischen uns. Ihre Augen zeigten einen unbeschreiblichen Ausdruck, den ich auch schon bei anderen gesehen hatte. Ich kannte ihn von den sterbenden Patienten in den Feldlazaretten der Dörfer in Widerstand: ein Ausdruck von Entsetzen, Hass und Angst. Ich glaube, bei Marena ging es nicht nur um die Angst um sich selbst, sondern auch – vielleicht ausschließlich – um ihr Kind, und das ist eine noch urtümlichere, primitivere Empfindung.
    »Ich … will … sehen … wie … Max … aufwächst «, kreischte sie.
    »Marena, hör mir zu …«
    » Wie … kannst … du … MAX … umbringen? «
    Die vergessene Go-Uhr tickte einmal. Und noch einmal. Tick, tack …
    »Max ist der Wüstenhund«, wandte ich ein.
    »Was soll jetzt diese Scheiße?«
    »Nichts, nur …«
    »Ruf alle … ruf alle … so … alle … Menschen … die du …«
    »Es wird nicht wehtun, Marena. Man kann es überhaupt nicht spü...«
    »Sei still, du Dreckschwein! Du glaubst, du kannst diese Entscheidung fällen? Das kannst du nicht! Du bist nicht … du bist kein höheresWesen, du bist bloß ein Loser, ein aufgeblasener Geek, der nichts zustande bringt. Glaubst du, du bedeutest jemandem etwas? Du kennst keinen, den zu kennen sich lohnt! Niemand hat je von dir gehört! Du hast nie etwas geleistet, das auch nur entfernt von Bedeutung ist! Du bist …«
    Bei der letzten Silbe von »Bedeutung« flitzte sie nach rechts. Ich zirkelte im Uhrzeigersinn von ihr weg. Sie blieb stehen, fintierte wieder, als wären wir beim Texas-Tango, und hechtete gegen den Uhrzeigersinn. Fast hätte sie mich erwischt, aber ich schaffte es zur gegenüberliegenden Seite und brachte die Terrassentür in meinen Rücken. Irgendwo in meinen aufgewühlten grauen Zellen bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte, dass sie sich nicht ganz so benahm, wie sie es angesichts dieser Offenbarung normalerweise hätte tun müssen – setzen wir »normalerweise« ruhig in Anführungszeichen –, dass ihr zwar die Tränen herunterliefen, dass sie aber nicht so laut schrie, wie man es erwartet hätte. Ich wusste nicht, was das bedeutete.
    Verdammt, dachte ich, ich sollte sie erwürgen oder ihr den Schädel einschlagen. Nur war mir gar nicht danach. Ich wette, in meinem ganzen Leben ist mir noch nie weniger danach gewesen, irgendetwas zu tun. Mir war vielmehr danach, Marena festzuhalten und zu beschirmen, während die Welt verschwand, damit sie und ich wie die Schatten von Paolo und Francesca vereint davontreiben konnten ins erdfreie All. Gottverdammt noch mal, sagte meine andere Seite, du bist also doch ein Weichei. Man sollte doch annehmen, dass jemand, der jedes Lebewesen auf Erden umbringen will, keine Skrupel hat, einen einzelnen Menschen zu töten, aber es besteht ein Unterschied zwischen einem, der aus Spaß mordet, und jemandem, der aus Mitgefühl tötet, wie zum Beispiel ein Tierarzt …
    »Du Stück Scheiße! «, keifte Marena. »Ich … ich hab mich in dich verknallt, und du bist nur Scheiße. Du bist schlimmer als Scheiße! Du bist das, was Scheiße ausscheißen würde, wenn sie scheißen könnte!«
    »Ja, mir kam gerade der gleiche Gedanke.« Das war eine ziemlich idiotische Antwort, aber ich konnte nicht mehr klar denken. Außerdem hatte ich mir gerade vorgestellt, wie man

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