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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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mich in einem Atemzugmit Tamerlan, Hitler, Stalin und Mao nannte. Ich fand, dass sie recht hatte, dass ich nicht einmal ein vollendeter Was-auch-immer-sie-gewesen-sind war, kein Eroberer oder Dynastiengründer oder auch nur guter freier Redner. Ich war der Schlimmste von allen, ohne ihnen das Wasser reichen zu können – nur ein Loser, der es irgendwie bewerkstelligt hatte, dass auch alle anderen Verlierer waren, nur dass ich mir noch immer zu viel Ehre antat, weil ich damit vorgab, ein menschliches Wesen zu sein … was ich nicht war. Ich war das Gegenteil eines menschlichen Wesens. Ich war ein Schmier aus zappelndem kleinem Ungeziefer, das vom Hintern des Universums gewischt werden musste.
    »Wie halte ich es auf?«
    »Vertrau mir, ich habe die Situation unter …«
    Das Klicken eines Türknaufs gehört zu jenen Geräuschen, die man unter keinen Umständen verkennen kann, und als ich es nun hinter mir hörte, bemerkte ich sofort, weshalb Marena mich nicht angeschrien, sondern beinahe leise gesprochen hatte: Sie musste etwas gesagt haben, das ihr Ohrring-Netphone aktivierte und – oh, richtig, ich wusste sogar, was es war: ihr merkwürdiger Gebrauch der Formulierung »ruf alle«. Wahrscheinlich hatten im ganzen Haus die Telefone geklingelt und …
    »He, was ist los?«, hörte ich Tony Sics Stimme.
    Ich warf einen Blick über meine linke Schulter. Er stand in der Tür, zwei, drei Meter entfernt.
    »Hi, Tony. Nichts ist los«, wollte ich sagen, aber ehe ich »nichts« ausgesprochen hatte, verdunkelte Grgur hinter ihm den Durchgang. Ich habe vielleicht schon gesagt, dass er aussah wie Leonid Breschnews hässlicher Bruder, aber jetzt wirkte er wie Leonid Breschnew persönlich, nachdem er die gleiche gammastrahlengenetische Mutation hinter sich hatte, die Ben Grimm zu dem Ding gemacht hatte. Er trug sein Schlägerkostüm, bei dem sich die Spitzen des Hemdkragens über das Revers des schlecht sitzenden grauen Sportsakkos legten. Er war groß. Er schob Tony beiseite. Ich hatte den Eindruck, dass sich rechts von mir etwas bewegte, und Schmerz schoss meinen rechten Oberschenkel hoch. Als mein Bein einknickte, begriff ich, dass Marena mir mit dem rechten Fuß gegen das Knie getreten hatte – einer der miesen Tricks, die sie von Ana Vergara kannte. Ich dachte schon, ich müsste vom Boden aus weitermachen, überraschte mich aber selbst, als ich den Rand des Schreibtischs zu fassen bekam und mich dank jener Kraft auf den Beinen halten konnte, die vom Epinephrin stammte, das unser Amphibiengehirn ins Blut entlässt, sobald es zu der Ansicht gelangt, dass uns eine Gefahr droht. Als Marena näher kam, hob ich mit der Rechten einen großen alten LCD -Monitor vom Tisch und warf ihn nach ihr. Sie versuchte ihn zur Seite zu schlagen, verletzte sich dabei aber an der Hand. Sie grunzte. Als der Monitor auf den Boden krachte, wobei er die Kabel hinter sich herzog, schlug ihr die Kante gegen das Knie, und ihr zweiter Tritt war beendet, ehe er richtig ausgeführt war.
    Lauf!, schoss es mir durch den Kopf. Heilige Scheiße, heiliger Scheiß Schass Schuss – renn, renn, renn, Buddy, renn! Ich packte den Griff der Terrassentür und riss ihn hoch. Sie hatte eins von diesen Schlössern, die sich öffnen, sobald man die Tür von innen aufzieht, und ich glitt hinaus in den dunklen Garten. Grgur war direkt hinter mir, aber ich nahm mir die Zeit, die Tür hinter mir zuzuziehen, denn ich sagte mir, dass ich mir damit gut zwei Sekunden erkaufte. Dann drehte ich mich herum und rannte los. Die teuren kleinen schwarzen glänzenden Steine auf dem Weg drückten sich mir schmerzhaft in die nur bestrumpften Füße. Grelles Licht strahlte von überall her wie Kamerascheinwerfer. Ich bin im Bild, dachte ich. Na ja, meinetwegen.
    »Jed hat den Verstand verloren«, gellte Marenas Stimme mir hinterher. Mitten im Wort »Verstand« wechselte sie von normalem Schreien zu blechernem Kreischen, das aus jedem Lautsprecher jedes einzelnen Telefons der Anlage drang, und davon gab es wahrscheinlich mindestens zehn im Haus und vier draußen. Zwischen den Lautsprechern bestand eine winzige Zeitverzögerung, sodass es klang, als hallte der Schrei von den Wänden eines riesigen Cañons wider. »SCHNAPPT IHN EUCH, SOFORT, NA LOS, LOS, LOS!!!«
    Ich schwenkte nach rechts. Zwischen dem Garten und der Zufahrt war ein trapezoider Torbogen; dahinter blitzte es orangefarben auf: mein Auto. Als ich den Wagen sah, muss ich reflexartig auf dieSchlüsselkarte gedrückt haben,

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