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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Gestank, den sie lieber vergessen wollte als jede andere schlimme Erinnerung. Verwesendes Fleisch, brennendes Fleisch, brennendes verwesendes Fleisch … es ist nicht einfach nur der schlimmste Gestank, den es gibt, es ist das Schlimmste überhaupt. Und das in einer Welt, in der es von Widerwärtigkeiten wimmelt.
    Tausende und Abertausende, dachte ich. Und Aberabertausende. Arme Schweine. Gesegnet sollen sie sein. Schon vor dieser jüngstenApokalypse hatte ich den Eindruck, Selbstmord sei hier die zweithäufigste Todesursache – nach dem Verhungern, wenn man den Tod bei Geburten nicht mit einrechnet –, aber jetzt war der Suizid eindeutig zur Todesart Nummer eins geworden, nach der lange nichts mehr kam. Und das würde wohl so bleiben für die vorherseh...
    Hoppla, dachte ich. Wenn es eine Phrase gibt, die man wirklich drangeben sollte, dann die von der »vorhersehbaren Zukunft«. Sagen wir lieber, die Selbstverbrennungen gehen noch lange weiter. Tausende, Zehntausende, Hunderttausende. Im siebten Jahrhundert Anno Domini – also jetzt – besaß Zentralmexiko die höchste Bevölkerungsdichte der Welt. Es gab Tausende von Dörfern und Dutzende ausgewachsene Städte von mehr als hunderttausend Einwohnern. Mais ist eine ertragreiche, wenig arbeitsintensive Feldfrucht, sodass den Menschen in einer Maiswirtschaft genügend Zeit blieb, um rein zeremonielle Gebäude zu errichten, erlesene Luxusgüter zu schaffen, sich scharenweise Vollzeitsportler und Berufsentertainer zu halten, Nahrungsmittel bei wilden Partys und Orgien zu verschwenden und einander zu jagen und zu fangen, zu foltern und zu opfern – nicht aus Notwendigkeit, sondern weil es so viel Spaß machte. Michael Weiner zufolge, Lindsay Warrens Hausmayakundler, hatte sich die Bevölkerung im Laufe der letzten vierzig Jahre verdoppelt, und das würde innerhalb der nächsten vierzig Jahre noch einmal geschehen. Dennoch war der Landstrich nur spärlich besiedelt. Weite Streifen Beinahewüste trennten die dicht bevölkerten Flusstäler voneinander, und wir befanden uns in einem Hochland ohne grundwasserführende Schicht, einem Gebiet, das niemals kultiviert sein würde. Daher stand es auf Marenas kurzer Liste geeigneter Stellen, um Zeug zu vergraben. Die Meute wäre überrascht, dass ich so weit von Ix weggekommen bin. Sie …
    Jeg jeg jeg jeg jegjedjwhzzeeew?
    Es war das lang gezogene Gluckern eines Nachtkrugs.
    Jeg jeg jeg jeg jegjegjegjedjwhzzzeeeew?
    Fast jedem – sogar einem Mesoamerikaner, der nicht unserer zweiundsechzigköpfigen Marschkolonne angehörte – wäre das Geräusch natürlich vorgekommen. Es kam jedoch von einem unsererWegbereiter; ich glaube, wir können sie Späher nennen. Sie waren ungefähr vierzig Seillängen vor uns ausgeschwärmt, etwa zehn Minuten zu Fuß.
    Jeg jeg jeg jeg jegjegjedjwhzzeew?
    Jeg jeg jeg jeg jegjegjegjedjwhzzzeeeew?
    Der Ruf bedeutete, dass vierhundert Schritt vor uns eine Kreuzung lag; die viermalige Wiederholung des Rufes besagte, dass die Kreuzung in allen vier Richtungen frei war. Gut.
    Ein roter Hirsch flitzte über den Weg vor uns nach rotwärts, also nach Osten; er rannte vor dem Feuer davon. Einer der Geblüte hinter mir hatte offenbar einen Speer nach dem Tier schleudern wollen, denn ich hörte, wie Hun Xoc ihm mit einem Pfiff befahl, es bleiben zu lassen. Wir waren nicht zum Jagen hier. Vor den Flammen flohen so viele Tiere, dass man praktisch alles erlegen konnte: Ratten, Springmäuse, Hasen, Kaninchen, Gürteltiere, Pfauentruthähne, Wachteln und sogar Mexikanische Silbergrizzlys. Man hätte meinen sollen, die Dorfbewohner hätten das ganze Viehzeug bereits zur Strecke gebracht, aber ich nehme an, sie glaubten nach wie vor, sie bräuchten kein Essen mehr. Schließlich hatte die Welt geendet.
    Es gab nur – gab es sie wirklich? – eine Handvoll Ausnahmen: Skeptiker, Meistermanipulatoren wie Frau Koh oder mein Adoptivstiefvater 2-Juwelenbesetzter-Schädel. Oder auch Hun Xoc, der nicht auf den Kopf gefallen war. Oder mich selbst, aber ich zähle nicht. Der Großteil der Bevölkerung jedoch war entweder wiedergeboren – wie die etwa achtzigtausend Personen, die Koh folgten – oder entrückt, wie die Millionen, die sich selbst getötet hatten, in den Feuersbrünsten umgekommen waren, derzeit verhungerten oder bei gegenseitigen Überfällen starben.
    Schritt. Schritt. Schrittetyschritt. Die Kiefern wichen Ocotillos und Opuntien. Immer wieder kamen wir an riesigen Amerikanischen Agaven vorbei, von

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