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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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kannst du mir einmal noch ein paar davon mitbringen.«
    »Oh, seguramente . Ich komme am Großhaus-Humidor in B. C. vorbei.«
    »Buen reparto« , schnarrte er, nachdem er sich weitgehend verfestigthatte. Wie er davon sprach, hörte es sich an, als wäre es gestern geschehen und nicht 1348 Jahre in der Zukunft. Aber so ist es eben mit diesen Typen. Zeit bedeutet für sie wenig. Ich glaube, man könnte ihn eine Gottheit nennen, auch wenn dieses Wort das Flair nicht richtig einfängt. In alter Zeit nannten wir sie der Höflichkeit halber einfach nur die »Raucher«. Wie auch immer, von Wesen wie ihm perlt die Zeit ab wie seinerzeit ein Skandal von Ronald Reagan. Er nahm einen langen Zug und blies eine Rauchwolke aus, die sich so langsam ausbreitete, wie ein kalter, satter Python sich entringelt.
    Verdammt, dachte ich, das nennt man wohl eine starke Halluzination. Kaum war mir dieser Gedanke gekommen, als Maximón ein wenig undeutlicher zu werden schien, und ich schob ihn aus meinen Gedanken. Vielleicht sagte er mir doch noch etwas Wertvolles. Die Sache ist die: In einem Gehirn geht mehr vor, als man weiß. Und wenn man im Gehirn eines anderen herumgeistert, so wie ich, hört man ständig irgendein Flüstern. Manchmal steigert es sich zu Stimmen, und einige davon verfestigen sich zu … na ja, zu etwas wie dem, was ich gerade gesehen habe. Und bei einigen lohnt es sich hinzuhören. Manchmal entdeckten die Raucher etwas im Kopf von einem selbst, das man längst vergessen oder nie bemerkt hatte, was aber trotzdem real war.
    »Wie hast du den Weg in dieses funkelnde B’ak’tun gefunden?«, fragte Maximón.
    »Ich habe mich selbst hergeschickt, in der Haut dieses Hüftballspielers, wie du siehst.«
    »Welches Ich ist das?«, fragte er.
    »Es ist nicht mein eigenes Ich, es sind meine Erinnerungen. Sie wurden …« Ich versuchte es mit dem Wort pach’i, »geprägt«, wie ein Siegel in feuchten Lehm. »Sie wurden geprägt und hierher zurückgeschickt.«
    »Llllll«, machte er – das Maya-Gegenstück zu »Hmm«.
    »Ich habe noch immer Schakals Gehirn«, fuhr ich stockend fort, »aber mit den höheren Erinnerungen aus dem zwölften B’ak’tun, Jeds Erinnerungen.« Sie umfassten alles, was mir passiert sei, erklärte ich, außerdem Englisch- und Spanischkenntnisse und emotionale Gewohnheiten; kurzum alles, was mich annehmen ließ, ich sei Jed DeLanda. Alles aus meinem Kopf ausgelesen, in eine Form codiert, die einem holografischen Filmbild nicht unähnlich war, und direkt in ein Zielgehirn übertragen, dessen höhere Erinnerungen dabei gelöscht wurden. Nach unserem gegenwärtigen Verständnis des Universums stellte diese Vorgehensweise die einzige Möglichkeit dar, einer Zeitreise wenigstens nahezukommen – ein Begriff übrigens, den wir um jeden Preis vermieden, ähnlich wie Geheimdienstprofis sich niemals als »Agenten« bezeichnen.
    Er nahm wieder einen monstermäßig tiefen Zug. Hat er es begriffen?, fragte ich mich. Oder hat es wie Blödsinn geklungen? Oder wusste er das alles längst? Ewig kann ich nicht so weitermachen. Irgendwie – und Schakals Reflexe waren ein Phänomen, dem ich blind vertraute, ohne es zu verstehen – spürte ich, dass der Trupp unruhig wurde. Wartet, signalisierte ich ihnen. Das Gefühl der Bewegungen an den Härchen auf meinem Rücken wurde schwächer und verschwand. Die alte Zeit hatte auch ihre guten Seiten. Eine davon war, dass man in die leere Luft sprechen konnte, ohne dass die Leute einen für verrückt hielten; sie glaubten vielmehr, man hätte Verbindung zu einem Volk der unteren Ebenen, den Ungehörten, Ungerochenen und Ungesehen.
    »Also«, fragte Maximón, »wer bist du, Jed oder Schakal?«



(16)
    Die Wörter kamen als Rauch heraus. Oder eher schlang sich der Rauch seiner Zigarre zu einer aufsteigenden Säule aus ixianischen Hieroglyphen, und irgendwann bemerkte ich, dass ich ihn gar nicht reden hörte, sondern nur die Schriftzeichen las.
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich. Die Frage hatte ich mir in letzter Zeit selbst gestellt, wenn auch anders formuliert. Zuerst war es mir so vorgekommen, als wäre ich mehr oder weniger der Jed – um der Klarheit willen sollten wir uns an die Konvention halten und Jed 1 sagen –, der im Jahr 2012 geblieben war. Doch mir war manches widerfahren, und ich hatte vieles gesehen, vor allem Verstörendes, und anderes getan – nicht nur Gutes, nicht einmal vor allem Gutes. Und ich glaube, ich hatte mich verändert, denn wenn ich an den

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