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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Handelswaren, die sie gegen neue Ländereien eintauschen konnten. Jede Familie in unserer Karawane hatte von ihren kostbarsten Besitztümern so viel mitgebracht, wie sie schleppen konnte: Schmuck, Faustkeile und erstklassige Klingen, Obsidian, Stoffe, Federn, Pelze, Rohjade, Goldstaub und sogar Splitter und Klumpen aus Türkis, den wir xiuh nannten,ein Begriff aus dem Proto-Nahuatl, weil es dafür im Maya kein Wort gab. Jedenfalls war xiuh die neueste und beinahe unbezahlbare Sensation vom fernsten Rand des ausgebleichten Nordostens der Welt. Die Großhäuser-Abkömmlinge hatten außerdem Tausende von mit Gummi versiegelten Körben mit den verschiedensten Gewürzen und Drogen, dazu zahllose Gegenstände aus Jade, die wir im 21. Jahrhundert als Kunstwerke bezeichnen würden. Vor allem aber hatten sie Sklaven mitgenommen, die allerdings kaum mit den Sklaven der Alten Welt zu vergleichen waren. Dem Sinn des Wortes im Ch’olan käme es wahrscheinlich näher, sie »Leibeigene« zu nennen. Im Grunde gab es keine klare Trennlinie zwischen Sklave und Nichtsklave, da selbst reiche Klans der lokalen Herrscherfamilie wie Leibeigene unterstanden; die Herrscherfamilien wiederum waren Leibeigene des Ahaus, und dieser wiederum war Leibeigener seines am stärksten vergöttlichten Ahnen. Die Sklaven kamen aus jeder ethnischen Gruppe. Sie konnten herumgeschubst, verkauft und verspeist werden; so konnte es theoretisch jedem ergehen, bis hinauf zum Ahau. Und der wiederum war der Gnade der Raucher ausgeliefert.
    Unter dem Strich waren wir – der lange Zug von Kohs Anhängern – trotz unseres erbärmlichen Aussehens ein verlockendes Ziel. Und wir konnten keinen erwähnenswerten Widerstand leisten. Kohs Sternenrassler-Gemeinschaft hatte vor allem aus der weißen Synode Teotihuacáns Unterstützung erhalten, den Friedenssippen, die mit der roten Kriegssynode durch zwangweise Exogamie verwandt waren, ihre Söhne üblicherweise aber nicht zu Kriegern ausbildeten. Kohs Karawane umfasste etwa achttausend Geblüte mit Kriegserfahrung aus anderen dem Rassler verpflichteten Sippen, doch sie waren nicht so gut organisiert wie die teotihuacánischen Fußtruppen, und auch nicht so erfahren in der Zusammenarbeit, um es vorsichtig auszudrücken.
    Wir hatten ein paar tausend Maya-Geblüte aus der ixianischen Harpyien-Enklave in Teotihuacán und einige verbündete Maya-Händlerfamilien aus Tik’al und Kaminaljuyu dabei, doch sie waren mit den Teotihuacánern nie gut ausgekommen. Als Vertreter des unteren Endes der sozialen Pyramide schleppten wir ungefähr achtzehntausendLeibeigenen-Familien mit, zu denen etwa zwölftausend Männer im kriegsfähigen Alter kamen, Kämpfer, die keine Geblüte waren, als Waffen nur Hacken führten und in der Schlacht lediglich als Puffer dienen konnten. Die Jugendlichen aus ihren Reihen kümmerten sich um die sexuellen Bedürfnisse der Männer aus den Großhäusern; sie waren kaum mehr als Fleisch, das auf zwei Beinen ging.
    Kam es zum offenen Kampf, saßen wir in der Tinte. Frau Koh, ihr provisorischer Rat der Sippenpatriarchen und ich waren uns darin einig, dass es für uns strategisch am besten wäre, wenn wir uns weiterhin so schnell wie möglich bewegten und Abgetrennte Rechte Hand von seinen Nachschubquellen im Becken von Mexiko fortlockten.
    »Abgetrennte Rechte Hand scheint sich gegen deine Frau Koh durchzusetzen«, sagte Maximón.
    »Du meinst, im Opferspiel?« Sie hatte mir gesagt, sie spiele jede Nacht gegen ihn – auf große Entfernung natürlich, mithilfe des Gegenstücks zur Telepathie. Am Morgen gab sie dann entsprechende Befehle aus.
    »Ja«, bedeutete Maximón mir irgendwie.
    »Du hast recht.« Er schien zu verschwinden – visuell, meine ich –, und ich redete schneller. »Manchmal scheint er sogar zu wissen, wohin wir uns wenden, noch ehe wir es beschlossen haben.«
    »Natürlich. Denn in Wahrheit spielen seine Ratgeber für ihn.«
    »Ach?«, fragte ich. »Und wer sind sie?«
    Maximón antwortete, sie seien fünf Neun-Schädel-Meister, die jahrelang für die Zwillingssynode von Teotihuacán gearbeitet hatten und einer derartigen Geheimhaltung unterlagen, dass niemand, nicht einmal die Mitglieder der Synoden, ihre Namen kannte. Angeblich hatten sie keine Zungen und beherrschten nur eine hausinterne Zeichensprache; sie hatten weiße Haut wie Vestalische Jungfrauen, und zwei von ihnen waren über hundertzwanzig Jahre alt.
    »Das ist gut zu wissen«, sagte ich. Für mich klang es nach schierem

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