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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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dasaßen wie Quäker-Geistliche und vermutlich ziemlich leicht waren. Allerdings lagen auch drei große Herdsteine auf dem Schlitten, außerdem eine dieser großen hölzernen teotihuacánischen Wirtsstatuen, in denen all die kleinen Statuen steckten, sowie ein kleiner Berg anderer Bündel, in denen sich vermutlich noch mehr Müll befand. Ich stand kurz davor, den Paterfamilias zu packen, zu schütteln und ihn anzubrüllen: »Du Drecksack, heb deinen schmierigen Arsch, zieh den Schlitten selber, schmeiß die toten Heinis und den anderen Mist runter, und fülle jeden Wasserschlauch, den du hast. Dann erbettle, borge oder stehle so viel Steinsalz, wie du schleppen kannst. Vielleicht habt ihr dann eine kleine Chance, noch ein Tun länger durchzuhalten, du Saftsack!« Aber natürlich hätte man dann jedem das Gleiche befehlen müssen, und es war wichtig, nicht aufzufallen und sich und die Tzam-lic-Viecher nach Ix zurückzuschaffen. Außerdem drang man sowieso nicht zu diesen Leuten durch.
    Dann kamen drei Einzelgänger, die jeder einen frischen – oder sagen wir, »noch unbehandelten« – Leichnam schleppten. Es wareneinfach nicht genügend Entfleischer vorhanden, aber sie schufteten Tag und Nacht, wurden mit Sonderrationen verwöhnt und saßen in ungewohntem Luxus auf speziellen Schlitten, während sie mit ihren zolllangen Fingernägeln die Skelette der Leichen säuberten. Und sie beeilten sich. Offensichtlich war es lausiges Mojo, wenn die Hunde auch nur einen Fetzen Fleisch von einem bekamen; dennoch schien ein riesiges zotteliges Rudel dieser Tiere sich ausschließlich davon zu ernähren, dass sie den Leichenwagen folgten. Wenn die Knochen schließlich trocken waren, ritzte ein Graveur die neuen Namen ihrer Eigentümer – das heißt, ihre von Koh nach dem Weltuntergang neu vergebenen Namen – in die Ellen und Schienbeine. Man sollte zwar meinen, dass für solche Nettigkeiten keine Zeit war, aber selbst bei Feuer, Hungersnot, Banditen, Seuchen und Reitertrupps der Apokalypse fand jeder Zeit, sich neue Namen, Brandzeichen, Tätowierungen, Zahnschmuck und sonst noch eine Menge zu gönnen. Irrsinn.
    Die nächste große Gruppe, die wir passierten, war ein Sipplein aus wohlhabenden, den Schwalbenschwänzen verbundenen Händlern, ungefähr fünfzehn Familienmitglieder und zwei Zwanzigschaften Leibeigene, die sie auf acht extralangen Schlitten hinter sich herschleppten. Auf dem letzten Schlitten fächelten drei achtjährige Mädchen, die wie Drillinge aussahen, dem Patriarchen mit riesigen Palmwedeln, die erst kürzlich gebleicht und blaugrün eingefärbt worden waren, Luft zu. Damit gehe ich wohl mehr ins Detail als nötig, aber ich wollte es erwähnen, solange ich daran denke, weil es später wichtig wird: Alle Gefolgsleute Kohs, die es sich leisten konnten, trugen oder benutzten irgendetwas in dem Türkisblau, das ihre Farbe geworden war – auf besonderen Schlitten wurden Tröge voll Indigofärbemittel mitgeführt –, und aus der Ferne sah die Prozession aus, als wäre sie mit Immergrünblüten bestreut worden. Etwas Altes, etwas Neues, dachte ich. Etwas Geborgtes, etwas Schräges. Und etwas, das zu widerlich ist, um davon zu reden. Dennoch, sie alle hielten sich für Teile eines größeren Wesens. In gewisser Weise hatte es etwas von einem Abenteuer. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie sich von ihrem Heimatboden entfernten. Ein paar Frauen waren wahrscheinlich noch nie weiter als zwei Seillängen von ihrem Dorf fort gewesen. Sie erlebten das wichtigste Ereignis in ihrem Leben und dem ihrer Familie, bis hin zum ersten Vorfahren, zur ersten Geburt dieser Sonne an 4 Oberherr, 8 Maiskorn, 0.0.0.0.0, oder anders gesagt am 11. August 3113 v. Chr., bis hin zu ihrem letzten Nachkommen, der am letzten 4 Ahau des letzten B’ak’tuns im Jahre 2012 n. Chr. sterben würde.
    Im vornehmen Abschnitt der Kolonne gab es rund dreihundert Sänften. Sie unterschieden sich in Größe und Pracht, aber alle hatten viele Kissen und große, bogenförmige Dächer aus Weide, die mit besticktem Tuch bedeckt waren, sodass sie unpassenderweise wie psychedelische Planwagen aussahen. Auf der größten Sänfte hielt Frau Koh Hof. Die Sänfte war nur ungefähr acht Arme breit und damit breiter als alle anderen, aber über vierzig Arme lang. Im Augenblick saßen sechzehn Personen darauf, und vierzig trugen sie. Ein frischer Wind wehte, aber ein Trupp Leibeigene bediente einen tragbaren Windbrecher, und die Federn auf der Matte

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