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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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treffen. Unsere neue Route führte im Zickzack vom Hochland in eine Gegend voller verkohlter Sträucher, dann in feuchtere Luft und schließlich in eine Gegend, die man mit viel Wohlwollen als welliges Grasland bezeichnen konnte. Auf jeder der jüngst aufgegebenen Milpas – das sind Mais- und Kürbisfelder – stand in der Mitte eine Art Vogelscheuche, zumeist ein Hundeschädel mit einem zerfetzten Cape an einem langen Stock, an dem Vogelknochen und Muschelschalen hingen, die im Wind klapperten und klirrten. Es war, als hätte jemand befohlen, alles müsse möglichst unheimlich und deprimierend wirken. Wie es aussah, war ein Teil des Maises geerntet worden, obwohl es noch zu früh dazu war, aber die meisten Ähren von der Größe eines kleinen Fingers waren versengt und an den Stängeln verdorrt, und ein paar aufgegangene Körner stachen heraus wie große weiße Köpfe. Selbst so weit südlich hielt die Dürre seit bisher sechsundvierzig Tagen an – seit dem Ausbruch des San Martín –, und alles hatte so schnell Feuer gefangen wie chinesisches Totengeld. Selbst die Steine schienen gebrannt zu haben. Wir hatten Dorfbewohner gesehen, die Feuer um ihre eigenen Häuser herum legten und die eigenen Kornspeicher und Hütten anzündeten, in denen ihre Frauen und Kinder saßen und vor Schmerzen und Angst schrien.
    Logisch war es nicht, aber der durchschnittliche Mesoamerikaner schien nach wie vor der Meinung zu sein, dem Weltuntergang müsse nachgeholfen werden, und zwischen der Sonorawüste und dem späteren Costa Rica hatten sich wahre Orgien massenhafter Selbstverbrennung ereignet. Wir hatten ganze Familien gesehen, die lebendig an Pflöcke gebunden den Insekten und Vampirfledermäusen überlassen worden waren, Kinder, die Streifen loser Haut von den Armen ihrer erschöpften, aber nicht bewusstlosen Eltern schälten und sie aßen, als wären es Obstpasteten, Mütter, die ihre Kleinkinder töteten, indem sie ihnen rot glühende Kiesel in die Kehle schoben … tausend Dinge, bei denen man sich wünschte, man hätte sie nie zu Gesicht bekommen. Und jetzt war bis auf die fliehenden Tiere so gut wie nichts mehr übrig.
    Zum Teufel mit Abgetrennte Rechte Hand, dachte ich. Er wird seine Truppen hier nicht ernähren können. Noch zehn Tage, und er verliert das Interesse. Warum war er so entschlossen? Wegen des Tzam lics wohl kaum. Kohs Informanten zufolge hatte er seine eigenen Sonnenaddierer, und sie bauten in Choula die Arzneikammer neu auf.
    Es musste also etwas anderes dahinterstecken, wovon ich nichts wusste. Ich fragte mich, ob ich Koh darauf ansprechen sollte. Allerdings kam man hier im Allgemeinen mit direkten Fragen nicht sehr weit. Beobachte sie einfach, dachte ich. Beobachte und ziehe deine Schlüsse. Wenn Koh die Leute schließlich dahin führt, wohin sie will … hmm. Na, ich musste für meinen letzten Auftritt zurück nach Ix. Nein, für meinen Abtritt: mein Begräbnis. Aber die Flüchtlinge … Obwohl die Tieflandgebiete der Maya agrarisch noch nicht so erschöpft waren, wie sie es in zweihundert Jahren sein würden, gab esin Ix’ Umkreis schlichtweg kein unbeanspruchtes Ackerland. Selbst wenn sie wüssten, wie man ein Sumpfgebiet wieder urbar machte, würden sie es nicht tun. Diese Menschen lernten nicht. Seit Neuestem behauptete Frau Koh, der Rassler habe ihr die Stätte für eine neue Stadt offenbart, auf den Küstenniederungen in den fernsten Marken des roten Territoriums der Harpyien-Sippe – das heißt, irgendwo an der Küste Quintana Roos. Im Augenblick hieß es, 2-Juwelenbesetzter-Schädel gewähre sicheres Geleit dorthin und überlasse das Gebiet dauerhaft Kohs Stammlinie. Mir klang das sehr vage. Und die meisten dieser Leute kämen nicht annähernd so weit. Wir hatten Nahrung für vielleicht vierzig Tage, aber sobald die Trockenzeit begann, war es …
    Hölle. Denk nicht darüber nach. Außerdem hast du das Wichtigste richtig gemacht, oder? Vielleicht reicht schon, was du am Magnetkreuz hinterlassen hast. Vielleicht war ich schon jetzt der größte Held seit Herkules. Vielleicht sogar seit Jesus. Vielleicht hatte ich hier alles erledigt. Vielleicht konnte ich einfach entspannen …
    Nein, konnte ich nicht. Ich musste mit dem Ersatzplan weitermachen. Ich musste nach Ix zurück. Meine Erinnerungen mussten Marena erreichen. Ich musste reinen Tisch machen.
    Das Licht verdüsterte sich zu einem zarten Ton von Schorf. 4-Schreis Stellvertreter kam herbei und signalisierte, sie hätten eine große

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