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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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blinzelte mit dem blutigen Auge und salutierte uns – unser Salut ähnelte allerdings eher einem lässigen »Hey, Alter« als einer militärischen Ehrenbezeigung. Dann lief er schwankend davon, um die Pumas anzugreifen, solange er noch lebte. Währenddessen kam ein Bote von Hun Xoc herbei und führte uns weiter weg in einen schmalen Pass. Kohs Gefolge war bereits mittendrin. An beiden Enden stellten sie Posten auf. Wenn die Gefahr bestand, dass wir am einen Ende abgeschnitten wurden, würden wir einen Ausbruch am anderen Ende versuchen.
    Ich lauschte und versuchte, die Coderufe von den Schreien und dem Sirren der Speere zu unterscheiden, aber es gelang mir nicht. Es war noch immer zu düster, um irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Jemand kämpfte sich zu uns durch. Es war Hun Xoc. Er sagte, die Wegbereiter bezweifelten, dass Koh schon erkannt worden sei; bei mir sei es das Gleiche. Wir sollten uns einfach festsetzen. In der Zwischenzeit hatte 1-Gila eine Abteilung nach Süden geführt und würde bald lärmend von Osten wiederkommen, als wären dort erheblich mehr von uns im Anmarsch.
    Na, der Plan klingt ja …
    Moment mal, wer ist 1-Gila?, werden Sie sich fragen. Die größte teotihuacánische Kriegersippe, die mit Koh und ihrem Sternenrasslerkult am engsten verbunden war – und deshalb erklärter Todfeind von Abgetrennte Rechte Hand –, nannte sich »Geschlecht des Acaltetepón«, das heißt, von Heloderma horridum , der Skorpion-Krustenechse. 1-Gila war nicht der Patriarch der Sippe – dieses Amt hatte sein viel älterer Onkel inne –, aber er war ihr Kriegshäuptling und wahrscheinlich Frau Kohs mächtigster Anhänger.
    Okay.
    Na, der Plan klingt ja prima, dachte ich, meinen Segen habt ihr. Ich fragte nach unserer zweitgrößten kampfbereiten Einheit, 3-Kralles Truppe und dem Rest seiner Sippe der Geierfalken. Oder seien wir korrekter und sagen »Karakara-Sippe«. Hun Xoc antwortete, sie hätten gegen andere Katzensippen gekämpft. Die Spione sagten, sie würden sich in einer befestigten Karakara-Stadt etwa vier Jornadas westlich vom Tal sammeln. Wahrscheinlich würden sie versuchen, einen Stadtstaat zu errichten, der Teotihuacán ähnelte und in dem sie selbst das Sagen hatten, aber aus den Geschichtsbüchern wussten wir natürlich schon, dass daraus nicht viel wurde. Wie auch immer, sie wollten uns nicht viel sagen oder Verpflichtungen eingehen. Aber da sie ebenso Zoff mit den Katzensippen hatten, wollten sie wenigstens Frieden mit den Rasslern, wenn schon kein Bündnis. Niemand lässt sich freiwillig auf einen Zweifrontenkrieg ein, nur Irre wie Hitler.
    Eine ganze Weile sah es nicht gut aus. 1-Gilas Leute kannten die Gegend und wussten allein nach der Anzahl der an die Bäume gebundenen kopflosen Leichen zu sagen, welche unterschiedlichen Vendettarotten sich den Zusammenbruch des Staatswesens in der Region zunutze gemacht hatten und vor uns herzogen. Alle fünfzig mal zwanzig Schläge schien sich die Anzahl der weißen Bussarde über uns zu verdoppeln, und das ging mir langsam auf die Nerven. Immerzu musste ich daran denken, wie heiß und sauer es ihnen selbst dort hoch in der Luft sein musste, all diese fetten Mistviecher mit ihren kleinen Köpfen, die wie stachlige Penisse aussahen, während sie träge in quälend langsamen Spiralen kreisten, die geduldigsten Vögel der Welt. Doch als der Tag zu Ende ging – der Tag, den man bereits Erster Großer Vater Hitze in der fünften Familie der Sonnen nannte, den »Großen Vätern Hitze, die nach dem Ende des Paradieses auf Erden geboren werden sollten« –, wurde klar, dass in diesem Fall schlechte Nachrichten für andere gute Neuigkeiten für uns bedeuteten. Gegen Mittag trafen wir auf die Hauptkolonne von Kohs Neugeborenen Rasslern, oder Konvertiten, die offiziell vierzehntausend Köpfe zählten, aber eindeutig dreimal so stark waren, wenn man Frauen, Kinder und Leibeigene einrechnete. Ungefähr ein Drittel von Kohs Gefolgsleuten war auf dem zócalo , dem Platz vor der Mul, von den Jaguaren getötet worden oder in den Feuern umgekommen, aber alle, denen die Flucht gelungen war, priesen Koh als ihre Retterin. Diemeisten von ihnen hatten ihre Großfamilien aus den Vorstädten geholt – ihnen war Kohs Prophezeiung bereits bekannt gewesen – und zusammengepackt, was sie mitnehmen konnten, um Koh ins Gelobte Land zu folgen. Natürlich ahnten sie nicht, dass Koh noch gar nicht entschieden hatte, wo das sein sollte.
    Und Kohs k’ab’eyob’  –

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