Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
Vom Netzwerk:
Gerüchtemacher oder Gerüchteverbreiter, nennen wir sie einfach Herolde – hatten ihre Arbeit ebenfalls getan. Mit jedem Tag traten mehr und größere Städte zu uns über, und immer mehr Sippenhäupter schworen Koh den Treueeid. Kohs Boten rannten ständig umher, um Ordnung zu schaffen, das blaugrüne Band zu ihren Farben hinzuzufügen, sie aus dem Stegreif Eide schwören zu lassen, Marsch- und Verpflegungsreihenfolgen aufzustellen, und was sonst noch alles. Koh hatte Kästen mit Kosmetika dabei – wie immer, das Wichtigste an erster Stelle –, und ihre Kostümierer rackerten sich ab, bei Koh und bei uns anderen, damit wir wie ein echtes königliches Gefolge aussahen und nicht wie eine zerlumpte Schar Flüchtlinge.
    Als der Erste Große Vater Hitze, die Sonne, ins Greisenalter kam und wir in das Gebiet eintraten, das später Puebla heißen würde, erstreckte sich unsere Kolonne so weit, dass jemand aus dem ersten Glied beiseitetreten und ein Nickerchen machen konnte, um sich nach achttausend Schlägen von den letzten Nachzüglern wecken zu lassen. Wenn er dann noch Träger besaß, konnte er sich von ihnen im Eiltempo wieder an die Spitze des Zuges bringen lassen. Kohs Narren rannten unter der Leitung ihres Favoriten 0-Stachelschwein-Spaßmacher neben der Kolonne auf und ab und unterhielten die Marschierenden mit Spottreden über die Pumas.
    Schließlich, als der Große Vater Hitze starb, gingen weitere Nachrichten zwischen Koh, Hun Xoc, 1-Gila, 14-Verwundeter und mir die Kolonne hin und her. Ohne uns persönlich treffen zu müssen, einigten wir uns, dass wir – die Anführer der Großen Häuser und unsere wichtigsten Geblüte – es uns nicht leisten konnten, ein Lager aufzuschlagen. Wir hatten nicht genügend Leute, um einem massiven Sturmangriff der Pumas standzuhalten. Wir mussten in Bewegung bleiben, sonst hätten sie Zeit, uns an geeigneter Stelle einen Hinterhalt zu legen. Uns blieben bis zum Hüftball-Großspiel nur nochzweiundzwanzig Sonnen. Bis dahin mussten wir in Ix sein, und die Zeit reichte kaum für einen Botschafter mit einander abwechselnden Trägern, geschweige denn für einen Heerwurm wie unseren. Daher eilten die Vatermütter der Rassler und 14-Verwundeters Leute im Gewaltmarsch weiter. Die Harpyien-Geblüte, ich und die anderen Promis wurden Tag und Nacht von Trägern geschleppt, die am Ende ihrer Schicht erschöpft zusammenbrachen und in den Büschen am Wegrand schliefen, bis die Nachhut sie weckte. Die Herolde rannten voraus, um potenzielle Konvertiten aufzufordern, auf uns zu warten, damit sie helfen konnten, die Anführer zu tragen. Mao hatte den Langen Marsch; wenn jemals über unser Unterfangen berichtet wurde, müsste es als Schneller Marsch in die Geschichtsbücher eingehen.
    Doch unser Marsch zeigte auch eine festliche Seite. Da Geheimhaltung ohnehin kein Thema war, ließ Koh Tänzerinnen mit königlich blau brennenden Wachsmyrtenbeerenfackeln in Schlangenlinien vor und hinter den drei Sänften gehen, sodass wir aus der Entfernung aussahen wie ein langer Zug aus Glühwürmern mit einem einzelnen, türkis leuchtenden Mutanten im Zentrum. Ich hielt es für dumm, dass sie auf diese Weise ihre Position preisgab, doch Koh umgab sich auch in anderer Hinsicht immer mehr mit den Insignien der Göttlichkeit. Sie verlangte, dass ihre eingeschworenen Gefolgsleute bessere Verpflegung und andere Vergünstigungen erhielten, und nach einigem Hin und Her willigte 14-Verwundeter ein. Den ganzen Zug hoch und runter war Koh bei Oben und Unten das wichtigste Gesprächsthema, und die Leute griffen Dinge auf, die sie in Umlauf gesetzt hatte. Koh bediente sich der alten Geschichten über 1-Ozelots Tochter, um sich als die Erfüllung einer Prophezeiung hinzustellen, so wie viel später die Nationen, die sich Cortez anschlossen und das Gerücht verbreiteten, er erfülle eine Prophezeiung, die vor seiner Ankunft nicht existiert habe.
    Ich nehme an, in Kohs Lage würde es jeder damit versuchen. Nach allem, was ich wusste, verstand sie auch den Rest der Sternenrassler-Gemeinschaft klug einzusetzen. Jedes hochrangige Mitglied ihres Ordens – einschließlich der Neun-Schädel-Addiererinnen, von denen es mit Koh neun gab – beriet und kümmerte sich um eine Reihe vonAbhängigen, in der Regel niedere Sippen und Dörfer, die zum Sternenrassler übergetreten waren, aber auch Einzelpersonen und kleinere Familien. Koh sagte niemals offen etwas gegen irgendeinen davon. Sie kultivierte die

Weitere Kostenlose Bücher