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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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möglicherweise fein raus. Aber wenn »wir« die Ball-Brüder bedeutete und die anderen reisenden Kontingente der Harpyien-Sippe, dann wurden »wir« langsam von Kohs Rettern zu Kohs Gästen. Und in dieser Gegend war es nur ein kleiner Schritt vom Gast zur Geisel. Aber das würde sich ändern, sobald wir Ix erreichten, oder? Na, vielleicht. Wie auch immer, mir konnte es nicht schaden, ein bisschen Einfluss bei der Muhammadess von Mesoamerika zu gewinnen. Nur für den Fall, dass wir nach Hause zurückkehrten. Falls die ixianischen Ozelots uns nicht vorher erwischten. Falls Koh bis dahin nicht zu hochnäsig geworden war. Falls Gott der Herr es wollte. Falls, falls, falls.
    Zur Geburt der nächsten Sonne wurde noch immer vor und hinter der relativ sicheren Kolonnenmitte gekämpft. Sie war für uns wichtige Leute und die gefangenen Skorpion-Sonnenaddierer reserviert, die auf gepolsterten Schlitten festgebunden waren. Wenigstens alle vierhundert Schläge überfiel ein Trupp aus irgendeiner drittklassigen Katzenfamilie eine der isolierten Gruppen unserer Kolonne, so wie ein Berglöwe sich den am kränksten aussehenden Bison in der Herde aussucht, und ein paar unserer Geblüte mussten nach vorn oder hinten eilen, um die Katzen zu vertreiben. Unbeirrt zogen wir auf der Hauptstraße der Karakaras nach Süden, durch das spätere Texcoco am Ostufer des großen Sees entlang. Dabei passierten wir Tausende anderer Flüchtlinge, während wir ins Hochland vordrangen, in Richtung auf das Gebiet, das heute »Zitadelle des Tals der Wolken und des Dampfes« hieß und später den Namen Ciudad Oaxaca tragen würde.



(20)
    Was? Holla. Aus dem Gleichgewicht. Und wach. Ich war wach.
    Meine Träger hatten Schwierigkeiten, mich gerade zu halten. Immer schön sanft wiegen, verdammt noch eins, dachte ich.
    Ich blinzelte in den rostroten Himmel. Zwar konnte ich keinen einzigen Stern oder irgendeine offensichtliche Veränderung erkennen, aber irgendwie merkte ich trotzdem, dass der Morgen nicht mehr fern war.
    Ich setzte mich auf, als sich ein Bote näherte.
    »Du über mir, mein älterer Bruder Sechs mal Zwanzig plus Sechs«, sprach der Gardist neben mir mich mit meinem Codenummernamen an. »Fünf mal Zwanzig plus Zwei kommt, mein älterer Bruder.«
    Ich rollte mich auf die Seite und hielt mich am Rand der Flechtpritsche fest. Beinahe hätte der Gardist mir in die Augen gesehen, doch er senkte rasch den Blick. VIP s durfte man nicht anstarren.
    Es wurde wieder ein beigefarbener Morgen, und der Wind nahm zu. Wir befanden uns in einem weiten Tal zwischen den fünf Seillängen höheren Plateaus, auf denen große Laubbäume standen, die an Wassermangel eingegangen waren. Als der Wind hindurchwehte, fielen gelbe Blätter von den Ästen – so schnell wie die Spielkarten, wenn man eine Partie Freecell Solitaire beendet hat.
    Hun Xocs Sänfte bewegte sich die Kolonne entlang und reihte sich neben mir ein. Seine Träger machten gekonnt auf der Stelle kehrt und gingen in die andere Richtung, sodass er neben mir blieb. Unter seiner Decke sah er fürstlich aus. Dum-didel-dum, dachte ich. Wie es den armen Leuten heute wohl geht?
    »Die Pfeifer sind mit Nachricht von unserem sonnenäugigen Ehrwürdigen zurück, dem Herrn der Schnellen Rede, unserem Großen Vater 2-Juwelenbesetzter-Schädel«, sagte er in der Codesprache desHarpyien-Hauses. Mit »Pfeifer« meinte er einen Kaminaljuyob’ -Bergstamm mit einer melodischen Sprache, die man pfeifen, sogar auf Flöten spielen konnte; wir benutzten diese Sprache als Code. Die Pfeifer berichteten, dass 18-Sprung, 2-Juwelenbesetzter-Schädels Neffe, uns in einer der letzten Städte vor dem Schindanger des Volkes der Dritten Sonne treffen würde, wie sie die Salzpfannen von Tehuantepec nannten. Ich fragte, wie viele Sonnen der Schindanger entfernt sei. Drei oder vier, lautete die Antwort. Sechs mal Zwanzig plus Sechs werde bemalt und bereit sein, erwiderte ich. Ich fragte gar nicht erst, ob die Pumas oder ihre ixianischen Verwandten, die Ozelots, die Botschaft gefälscht haben könnten, denn das Harpyien-Haus verstand sich auf Kommunikation. Vor unserem Aufbruch aus Ix hatte Hun Xoc Kolonnen aus Wortersetzungen zu Tausenden auswendig gelernt, und er und 2 JS benutzten jedes Paar nur ein einziges Mal, sodass ein gegebenes Wort nicht zweimal dasselbe bedeutete. Jede wichtige Nachricht von uns an 2 JS und von 2 JS an uns wurde von wenigstens vier Teams aus Kurieren getragen, die unterschiedliche Routen benutzten, und

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