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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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schön lange vorkommen mag, 2-Juwelenbesetzter-Schädel aber kaum genügend Zeit ließ, nach all dem Empfangen und Begrüßen noch pünktlich an seinen Platz zu kommen. Zwischen den Schlägen hörte man die Menge aufgeregt schnalzen wie ein Kind, das Geschenke öffnet.
    Nimm hier Asyl, sagte 2-Juwelenbesetzter-Schädel zu Frau Koh. Er berührte eine Schale mit Kakao. Sein Herold reichte sie ihr.
    »Des Sternenrasslers Brut möchte dein zu freundliches Angebot annehmen«, sagte Koh, ehe sie die Schale berührte.
    »Aber unsere Kinder haben auch für dich ein Geschenk.«
    Sie meinte das Tzam lic und die beiden gefangenen Addierer.
    »Doch sie sind noch nicht hier, und wir erscheinen mit ungebeugtem Rücken.«
    Auch wenn die Erklärung unnötig sein mag, »mit ungebeugtem Rücken« bedeutete so viel wie »mit leeren Händen«.
    2 JS konnte jetzt nicht einfach erwidern: »Ach ja? Wann zum Henker kreuzen sie denn auf?« Als Gastgeber durfte er nur sagen: »Ach, das ist schon in Ordnung, lasst euch Zeit, nur keine Eile.« Die Art, wie wir redeten, rückte das, was man nicht aussprach, unter Berücksichtigung dessen, was man sagte, in den Mittelpunkt. Es war wie in Strange Interlude; man stellte sich vor, wie jeder laut durch eine Maske sprach und dann wisperte, was er wirklich dachte.
    »Unsere Boten sagen, deine Kinder haben erst heut Morgen
    Unsere Felder erreicht«, sagte er, »doch wir alle hoffen,
    Sie kommen zu unserem Siegesfest bei Mondaufgang.«
    Nun war es an Koh, eine rasche Entscheidung zu fällen. Sie nahm die Schale mit dem Kakao, hielt sie in »Angenommen«-Stellung hoch, trank sie aus und reichte sie zurück.
    »Und bitte nimm dies als unseren Schwur, unserem Gastgeber zu dienen,
    Mit unserer ganzen Zahl, ganzer Seele, ganzem Blut und Blick«, sagte sie.
    Sie reichte Coati vier lange blaue Schwanzfedern eines Kleinen Soldatenaras, und er gab sie dem Herold. 2 JS nahm sie an. Alles seufzte zwar nicht gerade vor Erleichterung, aber jeder schien zu denken: Okay, und jetzt zur Sache. Wir schickten die Randfiguren hinaus, sodass unser Kreis gegen den Uhrzeigersinn nur noch aus 2-Juwelenbesetzter-Schädel, 2-Tote-Koralle, 2-Hand, mir, 14-Verwundeter, Frau Koh, Coati und Hun Xoc bestand.
    Wir gingen in dem kleinen heißen Raum in die Hocke, denn wir wollten weder auf dem Steinfußboden sitzen noch uns die Zeit nehmen, unsere Matten auszubreiten. Coati stellte die Figur einer Gila-Krustenechse vor sich hin und zeigte damit an, dass er auch für die Gila-Sippe sprach.
    Es war an 2-Juwelenbesetzter-Schädel, als Erster das Wort zu ergreifen.
    Schweigen breitete sich aus.
    Unsere Unterstützungstruppen, des Rasslers Neugeborene, waren verdammterweise noch nicht da.
    Man konnte weder 1-Gila noch sonst jemandem die Verzögerung zum Vorwurf machen; dennoch war sie eine Krise, an der alles scheitern konnte. Die Stimmung wechselte von »Wenn wir kühlen Kopf bewahren, sind wir unschlagbar« zu »Vielleicht bekommen wir Ärger, egal, was wir tun.« 2 JS und ich blickten uns an. Beide wollten wir bloß weg und uns austauschen, aber diesmal ging die Arbeit wirklich vor.
    »Dann also«, sagte er, »könnten wir am Ende
    Enge Grenzen auf allen vier Seiten haben.«
    Das war das Understatement schlechthin, so als hätte er gesagt: »Das gibt eine unruhige Nacht.« Ich schaute Koh an. Sie erwiderte meinen Blick, und beide sahen wir zu Hun Xoc. Genauso gut hätten wir sagen können: Verflixt, wir sitzen ganz schön in der Tinte. Wir sind die Essensreste von morgen. So weit sind wir gekommen, und außer Spesen nichts gewesen. Ich fühlte mich schuldig, denn ich hatte sie in die denkbar schlimmste Lage gebracht, obwohl wir eigentlich nur im Bett hätten bleiben sollen.
    Dass die Verstärkungen hinter ihrem Zeitplan zurückblieben, war keineswegs ein Schock. Aber man kennt das ja: Zuerst macht einen etwas nur ein bisschen unruhig, und es wird schlimmer und schlimmer, und während es schlimmer wird, begreift man immer mehr, wie bedeutsam es ist, bis man sich am bitteren Ende fragt, wieso man diese Situation nicht gleich im Keim erstickt hat.
    Von der Menge draußen drang Gelächter zu uns, oder eher Wellen hysterischen Gekichers. Offenbar traten schon die Schlangenmenschen und Tierjongleure auf, und das hieß, dass es später war, als ich gedacht hatte. Nach den Jongleuren kamen die Spottredner, und dann fiel der erste Ball in dem Augenblick, in dem der Schatten der smaragdgrünen Ozelot-Mul das Ostende des Platzes berührte. Der

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