2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Zeitpunkt war so gewählt, um zu verhindern, dass die eine Seite versuchte, mit der tief stehenden Sonne im Rücken Punkte zu machen, aber hauptsächlich deswegen, weil der Ball ein astrales Gebilde war, das man nur benutzen durfte, wenn es nicht mit der Sonne konkurrierte.
2-Tote-Koralle fragte, auf wie viele Geblüte wir wirklich zählen könnten, wenn sie hierherkämen. Er benutzte keinerlei Codesprache. Wahrscheinlich sind wir uns sicher, dachte ich, dass niemand uns belauschen kann. Immerhin sollte die gesamte Hälfte des Platzes für die Dauer des Festes als Harpyien-Territorium gelten.
Coati antwortete, es seien wenigstens dreißig mal zwanzig Zwanzigschaften im Anmarsch, aber man müsse bedenken, dass wenigstens fünfzehn davon kaum ausgebildet seien und aus noch nicht vollgültigen Geblüten beständen. Dazu kämen etwa neunzig mal zwanzig Zwanzigschaften nichtmännlicher Anhänger. Nach Maya-Maßstäben stellte das einen gewaltigen Heerbann dar, der selbst nach teotihuacánischen Standards respektabel war. Mehr als genug, um das Blatt zu wenden, wenn diese Streitmacht richtig eingesetzt wurde.
Coati fragte 2-Tote-Koralle, ob es irgendeinen Sinn hätte, den Ozelots bekannt zu geben, dass des Rasslers Brut in diese Richtung zog.
Offensichtlich nicht, antwortete 2-Tote-Koralle. Er sagte, die Harpyien besäßen im Haus der Ozelots nur noch eine Informantin, und sie war vielleicht nicht einmal eine präzise Quelle, doch zumindest heute Morgen hätten die Ozelots noch geglaubt, Kohs Bekehrte wären weiterhin in südwestlicher Richtung nach Kaminaljuyu unterwegs. Offenbar hatte 1-Gila ein paar Vorauskommandos nach Kaminaljuyu geschickt, um diesen Eindruck zu untermauern. Soweit es Kohs Anwesenheit bei diesem Fest betraf, schienen die Ozelots zu glauben, sie schaue hier vorbei, um ihrem Heerbann aus Bekehrten ein paar abtrünnige Harpyien mitsamt Familien hinzuzufügen, die beim Aufbau ihrer neuen Stadt im Süden helfen sollten.
Und wenn die Rassler gerade erst ins Jagdgebiet kämen, wie schnell könnten die Ersten von ihnen die Tore erreichen?, fragte 14-Verwundeter.
Coati erwiderte, 1-Gila und die Verwalter des Harpyien-Gebietes wüssten das besser als Frau Koh. Doch aufgrund der letzten Botenmeldungen vermute er, dass sie wenigstens eine Vierteltagesreise entferntseien, also könnten sie zum Wega-Aufgang hier sein, gegen zwei Uhr morgens also. Und wenn wir wollten, dass sie nicht völlig erschöpft einträfen, sondern bewaffnet, instruiert und in einer Schlachtformation, dauere es noch länger. Selbst wenn wir Befehl gaben, nur die Geblüte zu schicken, und zwar im Eiltempo, müssten wir uns noch immer bis zum Jupiter-Aufgang gedulden, kurz vor Mitternacht.
2-Tote-Koralle wollte einen Scherz über Coatis Namen machen, aber 2 JS schnitt ihm das Wort ab.
Leider, sagte 2-Juwelenbesetzter-Schädel, würde dieses Ballspiel nicht einmal halb so lange dauern.
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Ich würde ja sagen, wir starrten einander an, doch da man hier niemanden anstarrte, war es eher so, als spürten wir jeden anderen ringsum.
2 JS sagte, die Ozelots würden dafür sorgen, dass sie heute Abend siegten, ehe die Zuschauer das Höchstmaß an Erregung erreichten, damit noch genügend Zeit bliebe, um das Ergebnis anzufechten, falls nötig. Der für sie günstigste Moment, den Kampf zu beginnen, wäre gleich nach Ende des Hüftballspiels, wenn ihre Anhänger am stärksten aufgeputscht wären. Und sie würden noch schneller handeln, wenn sie auch nur ahnten, dass bewaffnete Rassler-Truppen sich Ix näherten. In dem Augenblick, in dem die Rassler sich zeigten, hätten wir, um das Spiel zu gewinnen, noch genau so viel Zeit, wie ein Späherbote benötigte, um von 2 JS ’ Jagdrevier zu 9-Reißzahn-Kolibri zu gelangen, plus der Zeit, die 9 RK brauchte, um Anweisungen zu erteilen. Das konnte innerhalb von zweimal vierhundert Schlägen geschehen.
Und wie lange könnten wir ohne des Rasslers Brut in einem offenen Kampf standhalten?, fragte Koh über Coati.
Über einen Tag, wenn wir wieder im Harpyien-Haus auf dem Festland wären, antwortete 2-Tote-Koralle. Doch 2-Juwelenbesetzter-Schädel und wir anderen säßen im Tempelbezirk abgeschnitten fest. Selbst wenn wir uns im Mattenhaus oder einem der Feldhäuser verschanzen könnten, würden wir keinen Vierteltag lang durchhalten.
14-Verwundeter bat um das Recht zu sprechen und erkundigte sich, was denn nun geplant sei.
Oje, dachte ich, du redest dich um Kopf und Kragen. Du stehst im Rang nicht
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