2013 - Sternenvogels Geheimnis
Gefängniskleidung aufgemalt war. Er bewegte sich über die Darstellung einer Fläche aus dunklem Sand, und die Eindrücke seiner Gehwerkzeuge hinterließen Zahlen und Buchstaben eines Koordinatenpunktes.
Blitzschnell notierte Akellm die Angaben; er begann Endras Sinn für besondere Effekte zu bewundern. Sie hatten während des Fests darüber geflüstert, daß sie sich in höchste Gefahr brachten, wenn sie sich in der Öffentlichkeit trafen. Das Gefängnis war ein Ort der höchsten privaten Sicherheit - für Endra und Akellm. Die Koordinaten entsprachen bis auf winzige Unterschiede denen, die sein Team für die Position des Golkana-Gefängnisses ermittelt hatte. Der Roboter kam näher, die Projektion vergrößerte ihn und begann die kantige Gestalt zu drehen und bei jeder Drehung zu verändern, bis sie Endra da Kimbarley glich. „Es gibt nur einen Ort, an dem ich nicht gestört werde. Zwar erstreckt sich meine Verantwortung auf den ganzen Tag, aber in meiner Bürosuite kann ich meine Freizeit einteilen."
Akellm nickte und grinste; sie hatte bisher nur Informationen übermittelt, die absolut unverdächtig waren. Er konnte sicher sein, daß sie sein Bild auf ihren Holoschirmen hatte. „Ich arbeite mitunter Tag und Nacht", sagte er leise. „Wahrscheinlich riskiere ich morgen abend den ersten Flug mit der „Blitzechse". Meine Mannschaft läßt mich bei Sonnenuntergang starten - vorher habe ich keine Zeit."
„Ich benutze den Ferntransmitter, um hierherzukommen." Endra hatte sich wieder in den Robot verwandelt, der jetzt wie ein Hausdiener gekleidet war. Albernes Spielchen, dachte Akellm und blickte in die Linsen. „Wenn ich mich nähere, wird ein Flugkorridor bis zur Dachkuppel freigeschaltet."
Der virtuelle Diener breitete ein weißes Band aus, auf dem die Bezeichnung des Funkkanals flirrte.
Akellm notierte diesen Kode und sagte: „Ein einfaches Verfahren. Sicherlich wirst du jedesmal von einer Ehrengarde schwerbewaffneter Gefängniswärter empfangen."
„Meine Roboter sind unbestechlich; sie vernichten jeden Eindringling und jeden, der zu fliehen versucht. Dies ist erwiesenermaßen unmöglich."
Akellm schrieb auf, zu welcher Zeit er mit dem Gleiter von der Endstation des Transmitters aus das Gefängnis ansteuern würde, und hielt die Folie in die Höhe. Die Sehorgane des Robots blinkten in freundlichbestätigendem Grün. Akellm prägte sich die kargen Aufzeichnungen ein, zerriß die Folie in winzige Schnipsel und ließ sie in den Schacht des Abfallvernichters rieseln. „Die sonnenlose Düsterheit über der Tundra läßt sich nur mit den edelsten Weinen und Champagnern der letzten terranischen Lieferungen ertragen", sagte Akellm lächelnd und hob sein Glas. „So ginge es mir, wenn ich dort leben müßte."
„Entbehrungen sind mir fremd", meinte der Robot, der zu zwergenhafter Darstellung schrumpfte. „In den Delikateßgeschäften Arkons sind auch vortreffliche Getränke von vielen Welten des Kristallimperiums zu erwerben."
„Letzten Endes ist alles eine Frage des guten Geschmacks", sagte Akellm. Der Robot grüßte, winkte und verschwand; mit ihm löste sich die Sandfläche und zuletzt die Projektion auf. Akellm schaltete das Gerät aus. „Entweder, schönste Endra, bist du wirklich verliebt, oder ich habe allen Grund, die Perfektion deiner Schauspielkunst zu bewundern." Er sprach leise mit sich selbst, während er das Büro wieder zugänglich machte. „Wenn man mich dort am Pol in ihrer Nähe sieht, gelte ich nach wie vor als hartnäckiger Anbeter ihrer Schönheit."
Er bestellte zwei Flaschen terranischen Champagners und drei Flaschen eines schweren Weins von einem Planeten mit unaussprechlichem Namen; sie würden ins Büro geliefert werden. Dann rief er Rugai Qorrm zu sich.
Mehr als drei Stunden lang besprachen sie die Einzelheiten, die das Team aus Hunderten einzelner Meldungen und Mutmaßungen zusammengetragen hatte; das Ziel wurde einwandfrei definiert.
Akellm mußte wahrscheinlich die Entführung Reginald Bulls vorbereiten und, wenn der Befehl kam, auch erledigen.
Die Tasche, in der Akellm die nötigsten persönlichen Habseligkeiten, vier schwere Flaschen, eine Lähmwaffe und - in einer Kühlbox - drei schier unbezahlbare Orchideen trug, war ohne den auffälligen Firmenaufdruck. Der Mietgleiter, ausgerüstet für Flüge nahe dem Polarkreis, war bereit.
Akellm hatte Kaution und Anzahlung vom Büro aus abbuchen lassen.
Er war bemüht, kein Risiko einzugehen. Deshalb zog er, bevor er sich in
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