2017 - Das Kind und der Pflanzenvater
benimmt er sich auch so. Allerdings hat er beim besten Willen nicht den Blick eines wenige Tage alten Säuglings. Und trotzdem ist die Verbindung zwischen euch immer noch sehr stark, auch wenn du behauptest, keine paranormalen Sinneswahrnehmungen mehr zu haben."
Die Terranerin rutschte unbehaglich in ihrem Sessel hin und her. Darla Markus besaß zweifellos einen scharfen Blick. Das machte sie ihr keineswegs sympathischer. „Ich will nicht, daß man so stark in meine Privatsphäre eindringt", sagte Mondra unbehaglich. „Ich bin aber schon mittendrin", versetzte die Medikerin gelassen. Und schoß plötzlich eine konkrete Frage ab: „Sag mal, wenn du durch Delorian Paranormales wahrgenommen hast, war dann mit deinen Augen alles in Ordnung?"
Mondra zögerte eine winzige Sekunde, bevor sie nickte. „Und das ist nach wie vor so?" fuhr Darla fort, als hätte sie das Zögern nicht bemerkt. „Natürlich, alles ganz normal."
„Kommen wir noch mal auf den Alptraum. Du hast einige Schlagworte genannt. Ich möchte jetzt ganz spontan -" und ohne Analyse - von dir wissen, welche Farben dir dabei in den Sinn kommen."
Mondra blinzelte verwirrt und zuckte die Achseln. „Viel Schwarz, natürlich... Grau ... manchmal ein greller Lichtblitz."
Darla tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Na gut, hören wir auf." Sie erhob sich. „Ich habe einiges zu tun. Darf ich dich um etwas bitten?"
„Kommt drauf an." Mondra blickte sie mißtrauisch an. „Nichts Schlimmes. Delorian interessiert sich so für den Arystischen Wald, kannst du ein paar Daten darüber sammeln? Ich möchte sie gern August eingeben."
„Denkst du wirklich, daß das von Bedeutung ist?"
„Im Moment ist alles, was mit Delorian zusammenhängt, von Bedeutung. Gerade jetzt ist es wichtig, alles zu dokumentieren. Das hilft uns vielleicht später, wenn wir nach Antworten suchen müssen."
„Okay. Ich habe ohnehin sonst nichts zu tun."
Mondra rief den Bericht über den Arystischen Wald erneut ab und erstellte eine Kopie für Darla.
Dann stillte sie Delorian, der sich schon krähend beschwerte, badete ihn und zog ihm frische Kleidung an. Eine Weile spielte sie mit dem Kind, bis es müde war und einschlummerte.
Am Nachmittag, nahm sie sich vor, würden sie einen Ausflug durchs Schiff machen. Vielleicht konnten sie die SOL sogar einmal verlassen und auf der idyllischen Welt Spazierengehen.
Delorian brauchte unbedingt frische Luft und echten Sonnenschein; außerdem sollte er seine Umgebung nicht immer über Bildschirme beobachten müssen. Ein Raumschiff war in ihren Augen nicht unbedingt der richtige Ort für ein Kind, um dort aufzuwachsen.
Die SOL war jahrhundertelang ein Generationenschiff, schoß ihr durch den Kopf. Sie schob den Gedanken sofort zur Seite.
Die Terranerin wollte sich gerade einen Kaffee gönnen, als ihr Kind plötzlich zu husten anfing. Es war ein trockener, rasselnder Husten, als hätte der Kleine sich verschluckt. Mondra eilte sofort zu seinem Bett; Delorian war nicht aufgewacht, aber sein zur Grimasse verzerrtes Gesicht lief bereits blaurot an, Sein Husten wurde immer erbärmlicher, und er atmete nur noch mühsam. „O mein Gott..." Mondra wurde kreidebleich. Sie nahm ihr Kind auf den Arm, legte den Kopf auf die Schulter und klopfte ganz zart auf den Rücken, während sie es sanft wiegte.
Der Husten wurde schlimmer. Delorian erwachte jetzt und fing an zu weinen, vielmehr, er versuchte es kläglich, von heftigem Keuchen geschüttelt. Er stemmte seine Hände gegen die Mutter und drehte den Kopf weg. Er wollte nicht mehr auf ihrem Arm bleiben, deutlicher konnte er es nicht zeigen. Mondra versuchte ihn zu beruhigen, aber dadurch schrie er nur noch lauter. Angstvoll legte sie ihn in sein Bett zurück, und er beruhigte sich etwas. Aber er rang weiterhin mühsam nach Luft.
Mondra rannte aus der Kabine und hämmerte gegenüber bei Darla Markus an die Tür. „Darla!" schrie sie. „Bitte, komm sofort! Delorian erstickt!"
Die Medikerin stürzte wenige Sekunden später heraus, und die beiden Frauen hasteten in Mondras Kabine zurück. Hinter ihnen schwebte August mit einem Medopack.
Als sie das Kinderbett erreichten, stieß Mondra jedoch einen lauten, klagenden Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. „August!" schrie Darla Markus. „Sofort scannen!"
„Nein! Nein! Das ist nicht möglich!" wimmerte Mondra. „Darla, das waren doch nur ein paar Sekunden! Das kann nicht sein, das darf einfach nicht sein!"
4.
Pur Straviente:
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