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2018 - Der Untergang der Krone

Titel: 2018 - Der Untergang der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein wahrgewordener Traum, als er auf gut Glück nach Brahabans kam und die Einladung erhielt, die Ralljarischen Gärten aufsuchen zu dürfen. Der oberste Mönch dieses Ordens, ein Tharoidoner namens Lo-Sakke, übernahm es persönlich, ihn zu führen.
    Der Mönch gestattete ihm sogar, seinen Schüler Minduos auf diese Exkursion mitzunehmen. Was für Fullome eine wertvolle Hilfe, zugleich aber auch eine große Belastung war.
    Minduos war zwar ein gelehriger Schüler, aber auch ein richtiger Quälgeist, in dem noch das ungestüme Feuer der Jugend loderte. Er war ständig in Bewegung, tänzelte und sprang um seinen Meister herum und quälte ihn mit Fragen.
    Fullome beneidete Minduos um seine Vitalität, Er hätte viel darum gegeben, noch einmal so jung sein zu dürfen. Aber er wußte auch, daß sein Wissen in seinem Schüler weiterleben würde. Und das war ein gewisser Trost.
    Lo-Sakke ermahnte Minduos während des Fluges mit dem Gleiter mehrmals, sich im Garten des Ralljar gesittet zu benehmen. Minduos versprach dies hoch und heilig, aber Fullome bezweifelte, daß er sich daran würde halten können. Denn der junge Serimer hatte Quecksilber im Blut.
    Der Gleiter brachte sie in ein Gebiet, das von gigantischen Blättern überdeckt war. Manche von ihnen hatten eine so große Spannweite, daß ein ganzes Dorf darauf Platz gefunden hätte.
    Der Gleiter blieb über einem der gummiartigen Riesenblätter in der Schwebe, und sie mußten mit einem Sprung auf das Blatt überwechseln, weil der Gleiter wegen seines Gewichts nicht darauf landen konnte. Lo-Sakke sprang als erster, dann folgte Minduos. Er streckte Fullome die Arme entgegen, um ihn aufzufangen.
    Minduos war jedoch nicht besonders kräftig, und so riß ihn Fullome von den Beinen, als er auf ihm landete. Da das Blatt weich war und federte, blieb der Sturz aber ohne weitere Folgen. „Ist das der Ort, an dem die Sphärenrosen knospten?" wollte Minduos wissen. „Jawohl", antwortete Lo-Sakke. „Jedes dieser Blätter steht für eine Sphärenrose."
    „Es müssen Millionen dieser Riesenblätter sein", sagte Minduos vorlaut. „Denn auch die Josminen zählen bereits an die drei Millionen, und jeder ist im Besitz einer Sphärenrose."
    Lo-Sakke schwieg wie zur Bestätigung, und Fullome warf seinem Schüler einen zurechtweisenden Blick zu. Doch der war schon weitergeeilt und mit einem Sprung auf das nächste Blatt übergewechselt.
    Zum Glück wuchsen die Riesenblätter dicht an dicht und überlappten einander, so daß es Fullome keinerlei Anstrengung kostete, von einem Blatt zum anderen zu springen. „Werden wir auch den Garten sehen, in dem die jungen Sphärenrosen sprießen?" rief ihnen Minduos im Rückwärtsgehen zu.
    Der junge Serimer bemerkte dabei nicht, daß er den Rand eines Blattes erreicht hatte.
    Bevor Fullome ihm eine Warnung zurufen konnte, fiel Minduos bereits rücklings über den Blattrand. Er verschwand, tauchte aber kurz darauf wie vom Katapult geschnellt wieder auf, weil das darunterliegende Blatt eine starke Federwirkung hatte.
    Minduos begann daraufhin immer wieder ausgelassen in die Luft zu springen, und mit jedem Mal wurde er höher zurückgeschleudert als zuvor. Dabei flatterten seine schlappohrenähnlichen Gehirnfortsätze durch die Luft, daß Fullome beim Zusehen schwindelig wurde. Er hielt in diesem Treiben erst inne, als sein Lehrer ihn zur Ordnung rief.
    Aber Lo-Sakke sagte einsichtsvoll: „Laß ihn nur! Ralljar sieht es gerne, wenn seine Besucher so ausgelassen und voller Lebenslust sind."
    „Manchmal muß man Minduos' Übermut bremsen", meinte Fullome. „Denn wenn man ihm einen Finger reicht, schnappt er gleich nach allen vier."
    Sie wanderten weiter, immer weiter von Blatt zu Blatt. Fullome wagte erst gar nicht zu fragen, was denn das Ziel ihrer seltsamen Wanderung sei. „Ein Obelisk!" rief da Minduos von weit vorne.
    Die Blätter bildeten an dieser Stelle eine große Lücke, so daß man von ihren Rändern auf eine Lichtung hinunterblicken konnte. Als Fullome an Minduos' Seite kam, sah er die Worte seines Schülers bestätigt. Gut fünfzig Meter tiefer stand ein hoch aufragender, farblos wirkender Obelisk.
    Und obwohl die Strahlen der Mittagssonne ihn erreichten, warf er keinen Schatten. „Dies ist Shuagagoos Ruhestätte", erklärte Lo-Sakke. „Ralljar hat dem Josminenführer gestattet, in seinen Garten einzukehren."
    Fullome fiel auf, daß Lo-Sakke nicht „letzte Ruhestätte" sagte, denn das wäre auf Josminen bezogen wohl auch nicht

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