2018 - Der Untergang der Krone
Pflanzenväter gehörten zum Stamm der Krone, sie hatten schon immer den stärksten Draht zu ESTARTU gehabt, sie waren ihr verlängerter Arm. Die Pflanzenväter mußten Möglichkeiten haben, die Superintelligenz über diese erschreckende Entwicklung informieren zu können.
Was war mir ESTARTU? Warum kümmerte sie sich in dieser Zeit wachsender Bedrohung nicht um die Kinder ihrer Krone? Co-Apriko verstand die Verhaltensweise, diese geradezu sträfliche Zurückhaltung der Superintelligenz nicht. „Wir sollten uns noch weiter zurückziehen", schlug Che-Kindor vor. „Der psionische Druck hat bereits die Stärke erreicht, die er an unserem letzten Standort hatte. Und dieser Sektor könnte schon bald zum Kriegsschauplatz werden."
„Hoffentlich!" sagte Co-Apriko grimmig. „Die Kronenkrieger müssen endlich die Entscheidung suchen. Worauf warten sie denn noch? Aber wir halten diese Position!"
„Vielleicht warten die Krieger der Krone auf den Einsatzbefehl ESTARTUS?" ließ Sich Merlio wieder vernehmen.
Das war gar nicht einmal so dumm, was der Serimer sagte, dachte Co-Apriko. Der selbsternannte Präkognostiker konnte mit der Einschätzung der Situation tatsächlich recht haben.
Die Kronenkrieger befanden sich offenbar in einem Dilemma. Einerseits erkannten sie, daß sich im Sektor Cours ein unglaubliches paramentales Machtpotential aufschaukelte, das eine potentielle Bedrohung für die Galaktische Krone darstellte. Andererseits handelte es sich jedoch um keinen Akt direkter Aggression gegen die Krone.
Wie also sollte ein Kronenkrieger angesichts einer möglichen galaxisbedrohenden Gefahr entscheiden, die er nicht einschätzen konnte und die noch nicht zum Ausbruch gekommen war?
Die Befehlsgewalt lag bei ESTARTU, die Superintelligenz selbst mußte eine Entscheidung treffen. „Du überschreitest deine Kompetenzen, Co", sagte Che-Kindor anklagend. „Du bist nur als Beobachter an Bord, nicht als Entscheidungsträger. Für dich gibt es hier nichts mehr zu tun."
„ESTARTU wird kommen", sagte Co-Apriko daraufhin voller Überzeugung. „Ich bin mir jetzt ganz sicher. Es kann nicht anders sein. Alle warten nur auf dieses Ereignis. Und wenn es soweit ist, wird die Entscheidung fallen."
„Ich hab's doch gesagt", erinnerte ihn Merlio patzig. „Ja, du hast es prophezeit, Merlio", fuhr Co-Apriko mit einem Eifer fort, den man von dem kühlen Grundlagenforscher nicht kannte. „Und ich sagte, daß dies die dritte und letzte Prüfung ,für die Galaktische Krone sein wird. Gib gut acht, Merlio, und halte alles für deine Chroniken fest! Hier wird bald kosmische Geschichte geschrieben werden."
„Du bist übergeschnappt, Co", sagte Che-Kindor, die Kommandantin der KO-KARON. „Du plapperst dummes Zeug. Ich sage dir, was passieren wird: Das Mentaldepot Cours wird den kritischen Punkt überschreiten und kulminieren. Es wird einen Quantensprung geben, durch den eine Welle unkontrollierter psionischer Energie über uns hinwegschwappen und uns in den Wahnsinn treiben wird. Dem werde ich vorbeugen ..."
Che-Kindor verstummte. Denn in diesem Moment hörte das psionische Alpdrücken auf. Es war so, als hielte jemand einen gigantischen Schild vor die KO-KARON und schirme sie damit gegen die paramentalen Sendungen aus dem Mentaldepot Cours ab. Und es war selbst Che-Kindor klar, daß dieser Schild nicht nur ihr Schiff schützend umhüllte, sondern alle die unzähligen Einheiten der Galaktischen Krone.
Erst in diesem Augenblick wurde der Raumschiffskommandantin bewußt, daß Co-Apriko und sein serimischer Adlatus recht hatten.
ESTARTU war nach endlosen 9.371 Segaf aus der NACHT in das Zentrum ihrer Mächtigkeitsballung zurückgekehrt. Die Superintelligenz war gekommen, um selbst in diese Entscheidung von kosmischer Tragweite einzugreifen.
Und Che-Kindor und Co-Apriko und Merlio - und mit ihnen alle anderen Vertreter der Krone, die sich im Sektor Cours eingefunden hatten - waren sicher, daß sich nun alles zum Guten wenden würde.
Aber es kam alles ganz anders.
Der Schutzschild, den ESTARTU um die Ihren errichtet hatte, wiegte alle in trügerischer Sicherheit.
Co-Apriko sagte noch: „Jetzt werden wir die Mundänen aufmischen und mit Schimpf und Schande zurück nach Dubensys jagen ..."
Schon im nächsten Moment wurde der Schutzschild brüchig. Erste negative Impulse brachen durch die entstandenen Lücken und griffen nach den Bewußtseinen der hier versammelten Kronenvölker.
Im nächsten Moment war es, als breche ein Damm, der
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