2019 - MundÀhnen-Alarm
nicht einmal mehr seine Bewegungen ausbalancieren. Immer wieder mußte er stehenbleiben, seine Füße verankern, die linke Hand lösen und sofort nach einem neuen Vorsprung suchen.
Zanecchi schwitzte trotz des Wassers, das ihn ständig von oben benetzte. Er blickte immer wieder schräg nach oben. Fast hatte er es geschafft. Er sah die am nächsten liegende Kugel mit mindestens fünfzig Metern Durchmesser und erkannte ganz deutlich eine Art Schleuse in ihr, und zwar auf seiner Seite, ganz nahe am Fels. Vielleicht war es ein Eingang zur ganzen Stadt.
Zwanzig Meter darüber zog sich eine Plattform um die Kugel, auf der mehrere Gleiter landen konnten. Zanecchi konnte von seinem Standort aus nicht sehen, ob sich Fahrzeuge dort befanden.
Er wollte es erst bei der Schleuse versuchen. Kam er dann nicht in die Stadt hinein, blieb ihm wohl nur der Weg auf die Plattform. Es mußte mit Dämonen zugehen, wenn sich dort kein Eingang befinden würde.
Plötzlich saß das kleine rote Pelzwesen wieder auf seiner Schulter. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt! Zanecchi versuchte es abzuschütteln, ohne Erfolg. Er atmete tief, als er seinen Körper in eine Nische im Felsgestein drückte, wo er für einen Moment Sicherheit hatte. „Was willst du?" fragte er in das Donnern des Wasserfalls hinein. „Laß mich endlich in Ruhe!"
„Hast du dir die Antwort überlegt?" fragte Mautsch, und die Stimme des Quantronen schien direkt in Zanecchis Geist zu entstehen. „Welche Antwort?" rief der Mun-Krieger. „Die Antwort auf meine Frage, warum du die Blauen tötest, Narr! Obwohl sie dir nichts getan haben."
Zanecchi ballte die linke Hand zur Faust. Aber erstens wußte er aus der Erfahrung, daß das Schlagen nach dem Plagegeist ihm nicht half, und zweitens mußte er sich festhalten.
Also beantwortete er lieber die Frage, um den Quantronen schnell wieder loszuwerden. „Ich tue es, weil ich es muß!" rief er in das Tosen. „Weil sie meine Feinde sind!"
„Und warum sind sie deine Feinde?" ließ der Quälgeist nicht locker. „Weil es so ist! Es war schon immer so, und es wird immer so bleiben!"
„Heißt das, du weißt es nicht? Du und deinesgleichen, ihr schlachtet sie ab, und ihr wißt nicht, warum? Dann seid ihr nichts weiter als brutale Mörder, Zanecchi!"
„Sie stehen für die Galaktische Krone! Und die Galaktische Krone ist uns im Weg! Wir werden sie aufreiben, überall, wo wir sie treffen!" Zanecchi drehte den Kopf, bis er Mautsch ganz sehen konnte. „Aber was interessiert dich das eigentlich? Gehörst du etwa einem Kronenvolk an?"
„Nein, Mun-12 Zanecchi. Ich gehöre zu niemandem. Mein Volk ist längst tot. Deshalb und um nicht den Verstand zu verlieren, reise ich von Welt zu Welt und beobachte. Und was ich nicht verstehe, das muß ich herausfinden - zum Beispiel warum du die Tharoidoner umbringst. Könntest du dir nicht vorstellen, mit ihnen in Frieden zu leben?"
„Nein!" rief Zanecchi, fast bestürzt. Es war eine ungeheuerliche Vorstellung. „Nein, das ... das dürfte ich gar nicht. Es wäre Verrat an all meinen Kameraden. Und außerdem - wie ich schon sagte, ich könnte es gar nicht. Wenn ich sie rieche und sehe, muß ich sie töten. Das ist so. Aber warum verteidige ich mich überhaupt vor dir?"
„Das frage ich mich auch", klang die Stimme des Quantronen in ihm. „Es sei denn, du steckst voller Schuldgefühle. Versprich mir eines, dann lasse ich dich in Ruhe."
„Was?"
„Wenn du wieder auf einen Blauen triffst - oder auf mehrere -, dann versuche dem Drang zu töten zu widerstehen."
„Das kann ich nicht!"
„Dann versuch es trotzdem! Ansonsten komme ich wieder zu dir."
„Das kannst du dir sparen. Ich habe dir nichts mehr zu sagen!"
Mautsch löste sich vor seinen Augen auf. Zanecchi atmete tief auf und schüttelte benommen den Kopf. Gab es dieses Wesen wirklich, oder war es ein Spuk? Das „externe Gewissen" ... „Humbug", knurrte der Mundäne und drückte sich vorsichtig aus der Nische. Sein linker Arm griff vor, die Hand fand einen Halt, und er setzte die glitschige Kletterpartie fort, auf die Kugel schräg über ihm zu.
Endlich hatte er es geschafft.
Zanecchi hatte die Schleuse an der Unterseite der Kugel erreicht. Nun versuchte er, einen Öffnungsmechanismus zu finden. Von der Plattform rann Wasser herab und übergoß ihn ständig.
Sein linker Arm tat ihm inzwischen auch schon weh vom andauernden Festhalten und Ausbalancieren.
Aber er stand fest in seinen Stiefeln, Seine Hand tastete die Umgebung
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