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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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und weinten zugleich. Dann setzte sich einer nach dem anderen hin, und nach einer wohltuend erholsamen Pause, in der jeder nur schwieg, begann Raban zu sprechen. Denn er war vor Jahren, durch das Silvester-Fußball-Orakel, unser Manager geworden. 23
    „Marlon“, begann er. „Du zeichnest das Logo, damit es so glüht wie der Schatten des Globus. Du entwirfst die Trikots, die dazu passen, und Nerv, du schreibst die neuen Verträge.“
    Nerv stutzte verdutzt und erschrocken zugleich. „Ich, aber …“
    „Du“, nickte Raban entschlossen. „Denn obwohl du von uns der Jüngste bist, bist du doch wilder als wir alle zusammen. Ohne dich wären wir nie aufgewacht.“
    Nerv wurde rot. Er rutschte vor Scham und Stolz auf dem Hintern herum, und Raban fuhr fort:
    „Leon und Juli! Ihr baut das Baumhaus wieder auf. Macht daraus eine Burg. Eine Zentrale. Die Festung, die das Herz der Wilden Kerle für immer beschützt.“
    Juli gab Leon ein High five.
    „Und Markus und Maxi, ihr kümmert euch um den Teufelstopf . Ich will, dass er ein Trainingscamp wird. Die Donnerschlag -Vorbereitungs-Trainingslager-Maschine.“
    Markus und Maxi grinsten sich an.
    „Ja, und ich kümmer’ mich darum, dass wir das Geld dazu kriegen. Das Geld, das wir für eure Pläne brauchen. Also, fangt an. Und wenn wir alles zusammenhaben, gehen wir zu Willi und holen uns unseren Trainer, den besten Trainer der Welt, zurück.“
    Er ballte die Faust, und wir riefen „Raaah!“.
    Dann stoben wir auseinander. Nur Juli und Leon blieben zurück, um im Angesicht der alten Platane den neuen Baumhausplan zu entwerfen. Markus und Maxi fuhren zum Teufelstopf, und ich fuhr mit Nerv zu ihm nach Hause. Er hatte noch lebenslang Hausarrest, und wir hatten es ihm und seiner Mutter versprochen, die Strafe mit ihm zu teilen. Damit wollten wir auf der Stelle beginnen. Zeichnen und Schreiben konnten wir auch im Gefängnis. Doch als uns die Hexe, ich meine seine Mutter, die Haustür öffnete, wurden wir Zeuge eines Wunders.
    „Was wollt ihr denn hier?“, fragte sie feindselig, und als wir uns, weil wir es eilig hatten, an ihr vorbeidrängeln wollten, um den Hausarrest zu beginnen, versperrte sie uns den Weg: „Vergesst den Hausarrest. Ich will ihn nicht mehr.“
    „Du willst ihn was?“, fragte Nerv verdattert.
    „Ich hab euch begnadigt. Oder wie nennt man das, wenn man jemanden aus dem Knast rauswirft.“ Sie blitzte uns an, als hätten wir die Pest und Cholera.
    Doch das war mir egal. Das war eine Hexe, und wir waren frei.
    „Da bekommt mein Sternschnuppendrachen doch glatt einen Schluckauf und pupst goldene Funken unterm Röckchen heraus. Marlon, hey Marlon, hast du das gehört?“ Nerv begriff jetzt erst, was seine Mutter gesagt hatte. Doch ich stand schon längst vor dem Tor auf der Straße. Ich stieg auf mein Fahrrad.
    „Los, komm schon, los komm! Bevor ihr wieder einfällt, wer sie in Wirklichkeit ist.“
    Ich wollte nicht glauben, was da gerade passiert war. Es kam mir so vor, als wollte ein Haifisch Vegetarier werden, und ein paar Herzschläge später floh Nerv neben mir in Julis Beiwagenfahrrad die Straße hinab.
    „Wo fahren wir hin?“, rief er, und ich lachte vor Freude.
    „Wir fahren zur Eisdiele. Wir gönnen uns einen Rieseneisbecher und denken uns dabei die Sachen aus.“
    „Das ist ja wie Urlaub!“, lachte der Kleine, und ich gab ihm recht. „Nein. Das ist noch viel schöner!“
    Doch als wir zur Eisdiele kamen, war jeder Tisch reserviert.
    „Hey Papa!“, rief ich. „Ist heute schon Ostern? Wann kommen die denn?“
    „Oh!“, sagte mein Vater. „Die sind alle schon da.“ Er kam hinter der Eistheke hervor und hängte ein Schild an die Tür: geschlossene Gesellschaft. „Seid ihr etwa blind?“ Er verbeugte sich vor uns und zeigte hinaus. „Für euch ist hier heute eine geschlossene Gesellschaft. Also macht, dass ihr rauskommt. Hallo?! Zischt ab!“
    Er verengte die Augen zu zornigen Schlitzen, und ich war kurz baff. „Hey Papa!“, rief ich, doch er schnitt mir das Wort ab.
    „Geschlossene Gesellschaft! Raus hier, jetzt raus!“
    Da wurde ich wütend. „Okay. Ich kapier es. Das ist eine Verschwörung. Die Hexe und du. Ihr wollt es uns zeigen! Aber ich sag euch, hörst du, wir werden’s euch zeigen. Ab heute spielt ihr mit eurem schwächeren Fuß! Komm, Nerv, der nervt!“ Ich packte den Kleinen, zog ihn hinter mir her, stopfte ihn auf das Beiwagenfahrrad, sprang in den Sattel meiner BMX-Motocross und raste davon.
    „Hey Marlon. Was

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