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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Glas.
    „Hey Willi!“, rief ich. „Bist du etwa eingeschlafen? Ha, das finde ich lustig. Denn wir sind grad aufgewacht.“
    Ich verteilte die Würste an meine Freunde. Die saßen noch immer auf ihren Rädern und schauten mich unheilschwanger an.
    „Hey, nehmt schon!“, ignorierte ich ihre Blicke. „Die werden euch guttun. Und verfuchst noch mal, Willi! Dir wird guttun, was wir dir sagen.“ Ich wandte mich noch einmal an die Kerle: „Jetzt kommt schon. Jetzt setzt euch!“ Und als sie zögernd gehorchten, nahm ich einen Stock, spießte die Monsterwurst daran auf, setzte mich neben Willi vors Zelt und hielt sie ins Feuer.
    „Beim Ratten-Eis-Fuß und dem Windschiefen Cutter! 27 Die Dinger sind groß. Aber das müssen sie auch: Bei dem, was wir vorhaben!“ Ich stieß Willi an, doch der verzog keine Miene.
    „Hey, Willi schläft immer noch!“, flachste ich weiter. „Doch gleich wacht er auf. Ich hab’s dir versprochen. Dir wird gefallen, was wir sagen: Wir spielen nämlich nicht mehr im Sandkasten, Willi. Wir spielen jetzt gar nicht mehr. Wir sind wieder wir. Wir wurden heute Nacht wiedergeboren. Wir bauen alles wieder auf. Los, Juli und Leon, zeigt ihm eure Entwürfe. Wie sieht das neue Camelot aus?“
    Doch Juli und Leon schauten mich an:
    ‚Was soll das? Hast du vergessen, was meine Mama gesagt hat?’, las ich in den zornigen Augen von „Huckleberry“ Fort Knox.
    „Nein. Habe ich nicht!“, lachte ich amüsiert. „Und ich werd’s euch beweisen, wenn ihr’s endlich zeigt.“
    Da zog Leon langsam und widerwillig eine Skizze aus seiner Tasche. Und auch, wenn weder er noch Juli begabte Zeichner waren, konnte man doch deutlich erkennen, wie fantastisch das neue Baumhaus werden sollte. Es schmiegte sich um den Stamm und verzweigte sich dann in der Krone des Baumes, als wäre es selbst natürlich gewachsen. Ein Baum um den Baum. So sah Camelot aus. Nur dass wir in den Augen von Leon und Co. keinen Baum mehr besaßen. Das sagten mir wieder ihre zornigen Blicke: ‚Was machst du da, Marlon? Was soll der Mist? Du machst alles noch schlimmer.’
    Aber ich ignorierte sie.
    „Siehst du das, Willi? Und jetzt pass mal auf. Ihr habt uns zwar auf die Straße gesetzt. Ihr habt uns in den Hintern getreten. Ihr habt uns wie Katzenbabys aus der Höhle geschmissen. Doch wir brauchen euch nicht.“
    Ich zog mein Notizbuch aus der Tasche und zeigte ihm und den anderen eine Zeichnung vom Flüsternden Riesen . „Hier, schaut euch das an. Der Baum ist viel cooler als Julis Platane, und er steht dazu noch an einem magischen Ort. Ja, und wenn du die Skizze von Juli und Leon danebenhältst, passt die darauf wie ein Seidenstrumpf. Ich meine, wie drangegossen. Als hätten Juli und Leon Camelot 3 28 nur für diesen Baum entworfen.“
    „Potzblitz und Zauberbohne!“ Nerv schnappte sich Leons Zeichnung, riss den Flüsternden Riesen aus meinem Notizbuch und hielt beides ins Licht der untergehenden Sonne, sodass die Bilder vor unseren Augen verschmolzen. „Marlon hat recht. Aber woher wusstest du das?“ Er schaute mich an, als könnte ich zaubern. „Das ist doch nicht möglich. Du hast das Bild von Leon und Juli noch nie gesehen!“
    „Das stimmt“, lachte ich. „Aber ich hab es mir heute immer wieder gewünscht. Ich mein, dass wir Camelot auf diesen Baum bauen, und vielleicht ist das ja meine Intuition.“
    „Und ob sie das ist!“ Nerv war aus dem Häuschen. Er tanzte zwischen uns und dem Feuer herum. „Habt ihr überhaupt ’ne Ahnung, wo dieser Baumriese steht? Sternfunkelnder Schnuppensturm! Ich war heute da. Da muss man durch Wasserfälle an Felswänden vorbei. Das ist Voldemort-sicher. Das wird das absolut coolste Baumhaus der Welt!“
    Er strahlte so hell wie die Sonne in seinen Augen, und seine Begeisterung steckte die anderen an. Nur Willi sagte kein Wort. Aber das machte uns jetzt auch nichts mehr aus. Wir würden den alten Kauz schon noch knacken. Das wusste ich.
    „Markus und Maxi! Jetzt seid ihr an der Reihe. Wie macht ihr den Teufelstopf zur Free-Style-Soccer-Trainingsmaschine?“
    „Das werdet ihr sehen!“, rief Maxi, sprang auf und entrollte zusammen mit Markus ein zwei Mal drei Meter großes Bild.
    „Das hier ist unser bisheriges Stadion. Der Bretterzaun, die Türme und die Baustrahlerflutlichtanlage. Ja, und natürlich das Spielfeld.“
    „Und mit diesem Spielfeld …“, übernahm Markus vom sonst so wortkargen Maxi, „ … fängt unsere Planung an. Es ist auf dem Boden. Es ist zweidimensional.

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