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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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tanzte um ihre Mundwinkel herum. Sie hob schon die Hand. Ich sah sie schon prusten. Ich sah, wie das Lachen in ihr explodierte. Da wurde ich endlich wieder zu Marlon beim Spielstand von zehn zu null gegen uns:
    DU GIBT’S NOCH NICHT AUF!, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich lief aus dem Aufzug, und mit diesem Entschluss, mit dieser verzweifelten Flucht nach vorn, ging alles von selbst. Ich sprang auf einen Tisch mit gepunkteten Socken und streckte den Arm mit der Klobürste hoch.
    „Ich bin Marlon, der Hase, den man auch Skyjumper nennt, und das sind Has Solo, Has Bink und Has Anakin Vader.“ Ich zeigte der Reihe nach auf Nerv, Leon und Markus. „Und die drei anderen habt ihr bestimmt schon alle erkannt.“ Ich zeigte auf Maxi, Juli und Raban. „Das sind Has Obi, Yedi Has Yoda und C Has P.O. Man nennt uns auch die galaktischen Klopfer. Die apokalyptischen Mohrrübenkiller, und die Klobürste hier in unseren Händen ist in Wirklichkeit keine Klobürste, ha!“
    Ich sprang zu einem Jungen hinunter. Der war vielleicht fünf Jahre alt und zog wie sechs andere fünfjährige Jungen seine Mutter begeistert zu mir.
    „Hey, du da! Du hast uns doch bestimmt auch schon erkannt! Skyjumper Lou und seine Rebellen! Hier, schau dir mal mein Laserschwert an. Das hab ich als giftgrünen Klobürstenfake unter Einsatz meines Karnickellebens am Kaufhausimperator vorbeigeschmuggelt. Doch es ist nicht das Einzige, das ich mitgebracht habe. Siehst du den Tisch da am Ende der Halle? Da liegen noch ein paar Hundert davon. Also fang an zu schreien, zu quengeln und betteln, und sag deiner Mutter, wie hübsch sie ist. Dann kauft sie dir vielleicht eine Laserschwertbürste, mit der du so kämpfen kannst wie wir.“ Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „So kämpfen wie wir!“, raunte ich noch verschwörerischer, und während der Kerl und die anderen Jungen vor Spannung vergaßen, Luft zu holen, rief ich Markus: „Hey, Has Anakin Vader. Hier ist die Macht, und die zeigt dir jetzt, was eine Bürste ist.“
    Ich sprang auf ihn zu, und Markus parierte nicht nur meinen Schlag. Er warf mich zurück, und während ich in einer Rolle rückwärts unter dem Sockentisch hindurch auf die andere Seite floh, sprang er über ihn drüber, hob die Bürste mit beiden Händen über den Kopf und stach dann auf mich ein. Doch ich warf mich zur Seite, sprang sofort auf, und während er auf dem nackten Boden landete, pikste ich ihm mit meiner Bürste auf seine Walnussnasenspitze.
    „Bäng. Eins zu null für Skyjumper Lou!“

    Ich sah das Grinsen in den Augen der Jungen, die sich in Trauben um uns versammelten. Ich spähte kurz zu Vanessa hinüber. Auch die lachte und staunte, und das machte mir Mut. Ich war auf dem richtigen, dem gefährlichen Weg. Dann rief ich Has Bink, alias Leon, ließ meine Wangen schlackern und streckte die Zunge aus meinem Mund.
    „Huh! BRRRRRRRR! Hasssss Binx! Du bissssst der nächssssssste!“
    Und Leon ließ sich nicht zweimal bitten. Er fand meine Vorstellung gar nicht witzig.
    „Dafür bring ich dich um!“
    Er stürzte sich auf mich, und während er mich in einem wütenden und giftgrünen Bürstengefecht aus dem Kaufhaus hinaus auf die Straße trieb, machten die anderen Kerle das Gleiche. Sie sprangen Klobürsten-kämpfend hinter uns her, und so tobten wir vier Stunden durch die Stadt. Vier wilde Stunden, in denen selbst Leon den Spaß wiederfand und mich am Ende lachend umarmte.
    „Hey Brüderchen Klugscheißer, das war einfach genial. Und wenn es das nicht war, so war es auf geniale Art immerhin lustig.“
    Doch ob das der Kaufhausdirektor genauso empfand, konnte keiner von uns sagen. Deshalb kehrten wir nach den vier Stunden mit klopfendem Herzen ins Kaufhaus zurück. Dort fing man uns ab, schleuste uns durch den Seiteneingang in den obersten Stock und schubste uns ins Direktorenbüro.
    Das war noch größer als eine Halle, und an ihrem Ende saß vor den riesigen Fenstern auf seinem Schreibtisch: der Schwarze Baron 35 .
    „Kopfkissen-gezuzelte-Zipfelangst. Das ist ja die Hexe … ähm, ich mein: Hallo meine Mama.“ Nerv glaubte zu träumen. Er schaute mich an. Er flehte mich an, dass ich ihn aufwecken sollte. „D-das ist meine Hexe!“
    „Und ich hab gedacht“, versuchte ich meine Fassung wiederzufinden, „dass Sie jeden Tag ins Gefängnis gehen. Dass Sie da die Hexe sind, ähm, ich meine, die Chefin.“
    Nervs Mutter hüstelte trocken und leise, und in die nachfolgende Stille hüstelte sie:
    „Skyjumper Lou. Und

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