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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Has Anakin Vader. Was habt ihr aus meinen Osterhasis gemacht? Die gibt es jetzt schon seit 15 Jahren.“
    Wir schluckten und schnieften und fühlten uns so, als hätten wir das Christkind gegen einen Ork ausgetauscht.
    „Wisst ihr eigentlich, wofür Ostern steht?“
    „Huh!“, stöhnte ich. „Die Frage ist mächtig.“
    Doch Leon stellte sich schützend neben mir auf. „An Ostern geht es einfach um alles.“
    „Ja“, nickte Maxi und tat es ihm gleich. Er stellte sich auf die andere Seite. „Da geht es um Glauben und Auferstehung und Tod.“
    „Nein. An Ostern stand Jesus von den Toten auf“, beeilte sich Juli und stellte sich Schulter an Schulter zu Leon.
    „Nachdem man ihn gekreuzigt hatte“, schluckte Markus und nahm den Platz neben Maxi ein.
    „An Ostern vertrieb man die Geister des Winters. Da wollte man leben!“, strahlte Raban, der Held, und legte den Arm über Julis Schulter.
    „Ja, genauso wie wir!“, rief der begeisterte Nerv und drängte sich zwischen Leon und mich: „Wir wollen das auch, nachdem Willi und Billi und du uns im Teufelstopf gekreuzigt haben.“
    Nervs letzter Satz wurde mit jedem Wort leiser und löste sich schließlich unter dem Hexenblick seiner Mutter in einem zaghaften Flüstern auf.
    „Genau“, nickte sie. „So ist das an Ostern. Doch um zu leben, braucht man Geld. Und Geld heißt in meiner Welt: verkaufen. Wenn ich nicht verkaufe, geht das Kaufhaus hier pleite, und alle, die hier arbeiten, verlieren ihren Job.“
    Ich wurde nervös. Ich spürte, wie Leon zu zittern begann. Doch er wich keinen Millimeter zurück. Er blieb in der Wand aus Wilden Kerlen. Er war jetzt der Bruder, den ich mir so sehr wünschte. Er war wieder wild. Er wurde so mutig wie vor drei Jahren, als er den Dicken Michi herausgefordert hatte. 36
    „Und wie viele Bürsten haben Sie heute verkauft?“, stellte er die entscheidende Frage …
    … ja, und die Hexe ließ sich Zeit.
    „Wie viele Bürsten?“, wiederholte sie schließlich. „Das kann ich dir sagen.“
    Wir hingen alle an ihren Lippen.
    „Tausend Klobürsten. Den ganzen Lagerbestand. Jeder Junge unter sieben Jahren wollte unbedingt eine haben. Und als keine mehr da waren, haben sie so lange gequengelt und ihren Müttern Komplimente gemacht, bis die uns auch noch die Küchenbürsten, Flaschenreiniger, Zahn- und Schuhbürsten aus den Regalen gerissen haben. Das waren dann Laserdolche und Lichtwurfklappmesser.“ Ich glaubte, auf ihren Lippen ein Lächeln zu sehen. „Tja, was Bürsten betrifft, sind wir ausverkauft, und wenn ihr das morgen noch einmal hinkriegt, wenn ihr morgen den Lagerbestand unser Partypapierteller unter die Leute bringt, verfünffache ich euren Stundenlohn und nehme euch für das ganze Jahr. Für alle Samstage und Feiertage, für Halloween, Weihnachten und Karneval, und damit euch niemand abwerben kann, zahle ich euch dreitausend Euro vorab.“
    „Dreitausend was?“, fragte Raban verdattert, und ich sah die Rechenmaschine in seinem Kopf. Verfünffachter Lohn hieß fünf mal drei Euro. Sprich fünfzehn mal sieben. Das hieß: einhundertfünf Euro die Stunde und vierhundertzwanzig Steine am Tag. Das waren zweitausendneunhundertvierzig die Woche. Die Woche bis Ostern und dann die Dreitausend im Voraus. Er zischte ungläubig durch die Zähne und ließ sich die Summe danach auf der Zunge zergehen.
    „Fünf–tausend-neun-hundert-vierzig Euro.“ Er strahlte uns an. „Da fehlen uns nur noch 590, nein, 597 auf den Kopf.“ Und bevor wir begriffen, was das bedeutete, ging er zur Hexe, krempelte dabei die Ärmel bis zu den Schultern hoch und bot ihr die Hand. „Der Deal ist ein Deal …“
    Doch als Nervs Mutter einschlagen wollte, zog Raban die Hand noch einmal zurück. Blitzschnell tat er das, und genauso blitzschnell verschwand das Strahlen aus seinem Gesicht.
    „Der Deal ist ein Deal, wenn wir von Ihnen am Ende der Woche nicht 5940 …“
    „ … sondern 6537 Euro bekommen“, fiel sie ihm ins Wort. „Das hab ich schon ausgerechnet.“
    „Und wir wollen es netto!“, blieb Raban ganz cool, und jetzt schluckte Nervs Mutter. Denn jetzt musste sie nicht nur zusätzlich die fast sechshundert Euro, sondern auch noch unsere Steuern bezahlen.
    „Was ist?“, fragte Raban. „Wollen Sie Ihre Partypappteller morgen verkaufen, oder wollen Sie es nicht?“
    Er hielt ihr die Hand hin, und obwohl er uns den Rücken zudrehte, spürten wir alle, wie das triumphale Grinsen die Haut auf seiner Nase zu kräuseln begann.
    „Der Deal

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