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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Natternhöhle gestiegen waren. 47 Auch dort war es dunkel gewesen. Dunkel und unheimlich, und schon bald hörten wir das Rasseln der Klapperschlangenschwänze von damals auch hier:
    „KSSSSSSSSSS!“, rasselte es, und „KSS! KSS! KSS! KSSSSSSSS!“.
    Nattern zischten und fauchten, und dann erklang plötzlich eine Stimme, die wie glasklares Wasser über Sandpapier floss.
    „Sei wild!“, forderte Lissi, die aus der Hüfte schießt.
    „Nein, wilder als wild!“, erhielt sie die Antwort der anderen Biester. Sie waren überall um uns in der Halle verteilt.
    „Seid giftig und biestig!“, verlangte dann Kissi. Die, die den Horizont küsst, stand auf einer der Brücken.
    „So biestig wie Biester!“, verlangte der Chor.
    „Und schießt eure Gegner …!“, triumphierte Donnerschlag-Nele.
    „ … bis ans Ende der Welt!“, triumphierte der Chor.
    „Ich kann euch nicht hören!“, rief Anna Queen Khan.
    Da brüllten die Biester: „Bis ans Ende der Welt!“
    Lara Moon zischte: „Bei allen Nattern, Ottern und Vipern!“
    „Bei Mambasssss und Kobrasssss!“, flüsterte Fli-Fla, und dann war es still.
    So still wie der Augenblick, bevor die Schlange angreift und beißt.
    Ich spürte, wie Nerv den Kopf einzog: „Kakerlaken-Eisbeine-über-Rückenmark-huschendes-ich-will-das nicht-Marlon …!“, flüsterte er, der die Biester nicht kannte.
    Da sprang die Decke von Donnerschlag auf, und im kreisrunden Loch stand die Sichel des Mondes. Giftzahn-hauchdünn, scharf und gekrümmt schoss sie ihr Licht in die riesige, 80 Meter tiefe Höhle, traf die Spiegelkristalle aus Quarz, und die schälten mit ihren Verfolgerspotlichtkegeln die Biestigen Biester aus der Nacht.
    „Hallo!“, sagte Fabi.
    Er stand auf der Plattform vor einem der Tore, die 15 Meter hoch vor den Wänden hingen. „Willkommen beim Freestyle Soccer Contest!“
    Er grinste spöttisch und überlegen und schwang sich an einer Liane zu uns auf den von Erdspalten durchzogenen Boden herab.
    Ich spähte unwillkürlich nach Vanessa. Doch sie war nicht da, und sie zeigte sich auch noch nicht, als sich alle Biester hinter Fabi versammelten. Sie fielen aus den Bäumen an den Wänden der Höhle. Sie schwangen sich wie er an Seilen herab. Sie sprangen aus Spalten und Löchern am Boden oder stürzten wie Sara, die Sternschnuppenreiterin, und Aysha, die auf dem Teppich fliegt, an Bungeeseilen von den obersten Brücken, die sich selbst noch in schwindelerregenden Höhen kreuz und quer durch Donnerschlag spannten.
    „Das kennt ihr schon alles!“, lächelte Lissi und stellte sich lässig neben Fabi.
    „Doch jetzt kommt was Neues, das euch überrascht“, grinste Aysha, die immer noch Hals über Kopf am Bungeeseil hing.
    „Und das erwischt euch“, prophezeite Yvette, „nicht nur auf dem falschen Fuß.“
    „Das erwischt euch eiskalt und auch noch von hinten wie ein verhexter Bumerang von vorn durch die Brust.“ Fli-Fla sprang grinsend vor Fabi und Lissi und stemmte die Arme in ihre Hüften.
    „Ihr werdet vermessen, gewogen und danach, wenn wir mit euch fertig sind, für Donnerschlag für zu klein befunden“, sagte Sara und lachte, als sie neben Aysha vom Bungeeseil stieg.
    „Für zu klein und zu leicht“, grinste Anna Queen Khan und schlug die Torwarthandschuhfäuste gegeneinander.
    „Stellt euch im Kreis auf!“, befahl Lara Moon. „So wie wir das jetzt tun. Dann soll das Schicksalsrad entscheiden.“
    Sie lief zum Mittelkreis und stellte sich dort auf der Linie auf.
    „Was ist mit euch los?“, grinste Fabi und schob seine Melone in den Nacken zurück. Er suchte den Blick von Leon und mir. „Seid ihr jetzt völlig verdattert-konfus? Guckt ihr beide deshalb wie Autos? Oder seid ihr schon wütend?“
    Er ging zum Mittelkreis und stellte sich dort zwischen Lissi und Kissi.
    „Das hier ist nur der erste Teil!“, lachte Aysha, als sie vom Bungeeseil sprang. „Sterben und untergehen werdet ihr dann erst im zweiten!“
    Sie fasste Sara bei der Hand und lief mit ihr tanzend zu den anderen Biestern. Ihr Kreis war komplett, doch sie hatten in ihm sieben Lücken gelassen. Sieben Plätze für uns. Ich schaute zu Leon und den anderen Kerlen. Die bissen auf ihre Unterlippen. Die knirschten mit ihren Zähnen. Die gruben die Fingernägel in ihre Handballen oder wischten sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Ich sah, wie Rabans Brille aufblitzte. Ich sah das Bild auf ihren Gläsern: sieben Galgen auf einem Hügel. Krähen flatterten um sie herum, und wir, die Wilden

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