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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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stehen, brüllte ihnen seinen Namen zu und schrie, er werde sie teeren, federn und vierteilen lassen, falls es ihnen einfiele, sich an den Fässern im Laderaum zu vergreifen, die »seinen Yeneva« enthielten. Als er damit fertig war, gab er Offz Zwo Kuyper den Befehl, die »Lumpen und Tagediebe« einzuweisen, die er auf sein schönes Schiff gebracht habe.
    »Mach dem Gesindel klar, dass ich es an der höchsten Rah aufknüpfen lasse, wenn es nicht spurt«, bellte er mit gesträubtem Barthaar.
    »Zu Befehl, Master!« Kuyper knallte die Hacken zusammen und lief hinaus.
    Master Haggard verschränkte die Hände hinter dem Rücken, ging auf und ab und teilte Matt und Rulfan brüllend mit, was sie »auf seinem Schiff« zu tun und zu lassen hatten; wer ihnen wann und unter welchen Umständen etwas zu befehlen hatte; dass die Bordschwalbe Eefje hieß und längst nicht alles machte, was Männerhirne sich ausdenken könnten; dass sie als Haudegen an Bord der Schelm Wachdienst bis zum Umfallen hatten – und/und/und.
    Schließlich verwünschte er Matt und Rulfans Vorgänger – »diese dreckigen Deserteure«.
    Rulfan räusperte sich und schaute zur Holzdecke, bis Matt kapierte, wer die »Desertion« dieser Männer bewirkt hatte und wie sein Freund an die Klamotten und Degen gekommen war.
    Da Haggards Schimpfkanonade endlos war, nutzte Matt die Gelegenheit, um sich die mit Möbeln, Seekarten und Tand voll gestopfte Heckkabine anzuschauen. Er warf auch einen Blick auf die drei Bullaugen, denen der Master während seines cholerischen Blökens den Rücken zudrehte.
    Zwischen dem rechten und dem mittleren Bullauge kletterte gerade jemand am Schiffseck nach oben: Es war die rabiate Blondine mit den Zöpfen, mit der er in der Nacht Bekanntschaft geschlossen hatte! Ihr Haar war nass. War sie etwa durch die Bucht geschwommen? Matt sah, dass sie einen sekundenlangen Blick in die Kabine warf, aber sie konnte in dem gedämpften Licht wohl niemanden sehen, denn schon zog sie sich höher und verschwand aus seinem Blickfeld.
    Was, um alles in der Welt, hatte sie vor? War sie etwa noch immer darauf aus, den Mönch zu töten? Bisher hatte er sie für eine Straßenräuberin gehalten, doch ihre Energie deutete auf etwas anderes hin. Wer so stur ein Ziel verfolgte, hatte einen handfesten Grund für sein Verhalten.
    »Ihr habt an Bord absolute Polizeigewalt«, sagte der Master.
    »In Nerland hat unsere Majestät Gesetze erlassen, die jedem Untertanen so genannte Menschenrechte garantieren.« Er setzte eine angewiderte Miene auf. »Auf der Schelm gilt dieser Unfug natürlich einen Fliegendreck.« Er deutete auf sich. »Hier bin ich der Herr über Leben und Tod! Wer sich nicht an meine Regeln hält, geht zu den Fischen!«
    Er deutete aufs Meer hinaus. »Zu den Fischen gehen auch blinde Passagiere, faule Matrosen sowie Bordschwalben, die Männern eklige Krankheiten anhängen.« Seine Augen funkelten spöttisch, als seien seine Worte nicht ganz ernst gemeint. »Und jetzt haut ab! Lasst euch vom Smutje was zu Essen geben, macht euch mit dem Kahn vertraut und steckt eure Nasen nicht in Dinge, die euch geen Klote angehen.«
    ***
    In der Messe konnte Matt Rulfan bei einem Becher Tee das Geständnis abringen, dass er »nicht ganz legal« an die Degen und Seemannsklamotten gekommen war.
    »Vielleicht tröstet es dich«, erwiderte Rulfan, »wenn ich dir sage, dass die Kerle üble Halunken sind und wirklich desertieren wollten. Ich hab sie nur… ähm… verarztet und sauber verpackt in einer finsteren Ecke von Lyz’ Vorratsschuppen abgelegt, wo sie hoffentlich jetzt noch liegen.« Er zuckte die Achseln. »Ich weiß, es war nicht die feine englische Art, aber ich hatte keine andere Wahl.« Er deutete auf den an der Wand lehnenden Seesack mit ihrer Kleidung. »Den hab ich von Lyz. Nicht dass du glaubst, ich wäre auch noch ein Dieb.«
    »Weiß Lyz, was du mit ihnen gemacht hast?«
    Rulfan schüttelte den Kopf. »Nein! Sonst könnte sie doch nicht glaubwürdig erstaunt sein, wenn Jussuf sie im Laufe des Tages findet.« Er schaute dem Smutje zu, der Slodder und den anderen gerade eine Pfanne mit herrlich duftenden Bratkartoffeln brachte.
    Chira schob die Schnauze durch die Tür. Rulfan gab ihr ein Zeichen, dass sie verschwinden sollte.
    Die Schelm legte ab und fuhr mit knatternden Segeln aufs offene Meer hinaus. Der Bratkartoffelduft wurde so stark, dass Matt es kaum noch aushielt. Als der Smutje dann mit ihren Portionen kam, hauten sie kräftig rein. Slodder und

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