2024 - Intrigen in Mirkandol
unterstellte er, daß alle seine Pläne einzig und allein dem Ziel der Machterweiterung dienten. Macht nicht nur über Arkon und die assoziierten Sonnensysteme, sondern auch über das Galaktikum und irgendwann über alle wichtigen Milchstraßenvölker.
Julian Tifflor entschloß sich zu einer Wortmeldung. „Die Absichten des Imperators sind ehrenhaft und entbehren jeden Zweifels", erklärte er formell. „Als Vertreter der Liga Freier Terraner forderte ich dennoch eine paritätische Zusammensetzung der GILGAMESCH-Mannschaft. Nur so können wir einer möglichen Zweckentfremdung auch aus dem Innern des Kristallimperiums begegnen."
Soviel Offenheit hatte bisher kein anderer gewagt. Der Imperator verließ ohne weiteren Kommentar seine Loge, und die arkonidischen Beamten starrten Tiff feindselig an.
Freunde schuf er sich keine mit seinen Worten, das war ihm klar. Aber das gehörte auch nicht zu seinen Aufgaben auf dem diplomatischen Parkett des Galaktikums. Freunde behinderten in solchen Zeiten eher, wie sich am Fall Gravonizorte Furunaddes gezeigt hatte.
Knapp hundert Wortmeldungen später endete die Debatte. Die Abstimmung wurde für den folgenden Tag festgelegt.
Anschließend löste sich die Versammlung auf.
Tiff kehrte in das Bungalow-Areal der terranischen Botschaft zurück und wartete auf das Eintreffen des Eysalers.
Warno Lenenbri ließ ihn bis nach Einbruch der Dunkelheit warten. Er gab ihm damit zu verstehen, daß er der Bitte um ein Vier-Augen-Gespräch nur widerwillig entsprach.
Tiff empfing ihn im Pflanzengarten auf der Hinterseite des Bungalow-Traktes und bewirtete ihn mit allem, was des Eysalers Herz begehrte. Wie es den Gepflogenheiten auf Eysal entsprach, nahmen sie das Mahl schweigend ein. Erst nach dem Mokka erlaubte es die Höflichkeit, auf den Grund des Treffens zu sprechen zu kommen. „Ich bitte dich um Nachsicht, daß ich dir deine wertvolle Zeit stehle", begann der Terraner. „Es geschieht nicht aus Langeweile. Du hast mir heute morgen vor Augen geführt, was wir in Sachen GILGAMESCH unternehmen sollten. Dafür wollte ich dir meinen Dank sagen."
„Es ehrt dich, wenn du mir dankst. Sei versichert, daß ich auch jetzt derselben Meinung bin."
„Dann ist mir für die morgige Abstimmung nicht bange", heuchelte Tiff. „Wenn wir die Weichen für die GILGAMESCH richtig stellen, tun wir es auch für das Galaktikum."
Warno Lenenbri erhob sich hastig, trank seinen Wein aus und verbeugte sich. Er machte ein Gesicht, als habe er sauren Essig getrunken. „Botschafter, meine Zeit erlaubt es nicht, länger dein Gast zu sein. Ich hoffe, daß ich mich eines Tages revanchieren kann."
Der Eysaler ging, und Tiff rief die beiden Pfleger zu sich, die er eigens für die Betreuung des Halbschläfers engagiert hatte. „Ich muß genau wissen, was in Lenenbri vorging", schärfte er ihnen ein, „Reagiert der Halbschläfer korrekt?"
Sie bestätigten es. Einmal Auge schließen bedeutete „Ja", zweimal „Nein". Da Tiff mentalstabilisiert war, konnte der Halbschläfer seine Gedanken nicht erkennen, nur die seiner Pfleger. „Verhandeln die Eysaler derzeit intensiv mit den Arkoniden?"
Der Halbschläfer schloß sein Auge einmal.
Tiff hatte es vermutet. Der plötzliche Meinungswechsel des Botschafters war zu auffällig gewesen. „Denkt der Botschafter über die GILGAMESCH, daß sie eine gemischte Besatzung aus allen Mitgliedsvölkern erhalten sollte?"
Wieder ein einmaliges Schließen des Auges.
Mit den Fingerkuppen strich der Terraner sanft über die ausladenden Blätter des Halbschläfers. Das Auge fuhr ein Stück aus dem Blütenkelch heraus und musterte ihn von oben herab.
Die Blätter raschelten, und ein Regen aus feinen und feinsten Wassertröpfchen ging über Tiff nieder. „Er mag dich, das steht eindeutig fest", sagte einer der beiden Männer. „Die Pflanze ist dein großer Freund, Tiff."
„Ich bin auch ihr Freund, sagt ihr das."
Der Halbschläfer entnahm es aus ihren Gedanken. Als Tiff sich abwandte und dem Ausgang zustrebte, winkten ihm die äußeren Blätter des Tulpenkelches hinterher.
Der Terraner suchte die Steuerzentrale auf. Die Hyperkom-Relais-Schaltung nach Terra stand bereits. Perry hielt sich in seinem Büro auf und hob den Kopf, als das Signal ertönte. „Hallo, Tiff! Deine Heldentaten eilen dir voraus", sagte der Freund, blieb aber ernst.
In wenigen Sätzen informierte er den Residenten über die Ereignisse. In Rhodans Augen entdeckte er ein verdächtiges Glitzern.
Bist du also
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