2024 - Intrigen in Mirkandol
worden. Und für Arkon wäre ein unterstützendes Sternenreich in so weiter Entfernung von großer Bedeutung.
Wenn das stimmte, paßte es zu der plötzlichen Schweigsamkeit des Botschafters. Jemand hatte ihn nach seinem lauten Auftreten zurückgepfiffen. Vielleicht waren es sogar die Arkoniden selbst gewesen. „Egal, wir werden es bald wissen. Ich bitte Warno Lenenbri um eine Unterredung unter vier Augen."
Tiff folgte Daghiera in einen nahen Konferenzraum. Leon Anmagker wartete auf sie. Er war TLD-Agent, aber das wußte außer Julian Tifflor niemand. „Leon hat sich die Aufzeichnung deines Sandkorns angehört und sie analysiert", sagte Daghiera nach der kurzen Begrüßung. „Du kannst davon ausgehen, daß Bostich zwei seiner Leute getötet und zwei weitere verletzt hat. Das paßt zwar nicht zu seinem Psychogramm, ist aber passiert. Der Mann muß unter starkem Druck stehen. Progeron ist nichts passiert. Der Geheimdienstchef stand die ganze Zeit schräg hinter dem Imperator."
Julian Tifflor preßte die Lippen zusammen und nickte schwer. „Es ist das Puzzleteil, nach dem wir seit langem gesucht haben", bestätigte er. „Bostich ist nicht der lautere Charakter mit den hehren Absichten, als der er gern erscheinen will. Ich habe das von Anfang an vermutet. Homer und andere Freunde stimmten mir zu. Nur Perry wollte es nicht glauben."
„Bostich ist ein Meister der Selbstbeherrschung", bestätigte Anmagker. „Aber solche Leute benötigen häufig ein Ventil. Wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man sie sogar aus der Reserve locken."
Der Wutausbruch verlieh dem Charakter des Imperators eine neue Dimension.
Valladolid und Anmagker zogen sich in die abgesicherten Räume der Steuerzentrale zurück. Tiff suchte sein Büro auf und nahm mehrere Funkgespräche entgegen.
In der Nähe der terranischen Botschaft patrouillierten Naats. Die drei Meter hohen Geschöpfe vom fünften Planeten des Arkon-Systems besaßen kurze, stämmige Säulenbeine, einen Kugelkopf mit drei Augen, einem schmalen Mund und einer kleinen Nase sowie zwei überlange Arme, die jedes Wesen im nötigen Sicherheitsabstand vom eigenen Körper hielten.
Die klobigen Handschuhe umklammerten Strahler eines Kalibers, das einem Ertruser alle Ehre gemacht hätte.
Der Sicherheitschef des Viertels behauptete, daß eine Bombendrohung eingegangen war.
Natürlich war das ein Bluff. Die arkonidische Verwaltung der Diplomatenstadt suchte lediglich nach einem Vorwand, um alle zu kontrollieren, die sich in die Nähe wagten. Und natürlich wollten sie mit ihrem Getue das Personal einschüchtern.
Julian Tifflor beeindruckte das überhaupt nicht. Wiederholt hatten sich die Arkoniden so verhalten, wenn ihnen etwas nicht paßte. Es betraf nicht nur die LFT.
Der Vorgang lief meist ähnlich ab. Protestnoten wurden höflich weitergeleitet, bewirkten aber nicht sofort etwas.
Erst nach einiger Zeit reagierten die arkonidischen Behörden.
Wenn die Botschafter auf Tiffs Initiative in Sachen GILGAMESCH-Besatzung eingingen, war dies der erste Schritt zum Erfolg. „Imperator Bostich hält in eineinhalb Stunden eine Rede vor dem Galaktikum", meldete der Syntron.
Tiff zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Mir liegt kein Antrag für eine Sondersitzung vor."
„Ein entsprechender Antrag wurde nicht gestellt."
Bostich kündete einfach seinen Auftritt an und spekulierte darauf, daß keiner der Botschafter dem Imperator zumuten würde, vor einem leeren Haus zu sprechen. „Dieser Erzgauner! Er wird sich wundern. Syntron, ich muß heute abend dringend mit Rhodan sprechen. Kümmere dich doch gleich um eine abgeschirmte Hyperkom-Relais-Schaltung!"
„Wird sofort erledigt."
Tiff kehrte in den Saal zurück. Die ersten Botschafter erhielten auf ihren Privatfrequenzen Nachricht von der Ankündigung. Sie erhoben sich und verließen die gigantische dreidimensionale Projektion, die ihnen die GILGAMESCH-Historie nahebrachte.
Bostich I. agierte geschickt. Er verwies darauf, daß die GILGAMESCH gemäß der Vereinbarung mit Rhodan als Wachschiff für Mirkandol dienen sollte und somit als Sicherung für den potentiellen Krisenfall diente. Ein solcher war zweifellos mit einem Krisenfall für Arkon identisch.
Mit einer arkonidischen Besatzung sei das Schiff zwangsläufig am besten handlungsfähig. Und schließlich liege der Oberbefehl nach wie vor in Händen des Galaktikums.
Die Argumentation war logisch, und Tiff hätte sie jedem abgenommen, der nicht Bostich hieß. Ihm
Weitere Kostenlose Bücher