2026 - Kodename Ark'Thektran
verstecken muß, weil ich selbst nicht genug bin? Oder war es lediglich deine Absicht, mich zu demütigen, indem du mir die Schau gestohlen hast? Ist das der Dank dafür, daß ich dir Verantwortung übertragen habe, Voda Parfay? Was für eine Absicht steckte dahinter? Sag es mir! Oder ist es bloß ein Fauxpas, den du aus Unfähigkeit begangen hast?"
Voda Parfay war in diesem Moment nicht fähig, irgend etwas zu seiner Rechtfertigung zu sagen. Er war ein einziges Häufchen Elend und wäre vermutlich vor Scham am liebsten gestorben. Yonkine tat er fast leid, er konnte nicht einmal Schadenfreude verspüren. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Yonkine bemüßigt, Voda zu Hilfe zu kommen. „Hochedler Thek'athor, darf ich etwas dazu sagen?" sprach er Hyrion da Caesmol mit leicht gesenktem Kopf und niedergeschlagenen Lidern an. Als dieser ihm mit einer ungehaltenen Handbewegung die Erlaubnis dazu gab, fuhr Yonkine fort: „Es wird der Sache nicht ganz gerecht, Euer Erlauchtheit, nur einen Ressortchef für ein Mißgeschick zu tadeln, für das wir alle die Verantwortung zu tragen haben. Wir Sekretäre des Hochedlen Thek'athors können nicht als Einzelpersonen bewertet werden, weil wir die Organisation Eurer Kundgebung als Team übernommen haben. Lob und Tadel, wo sie angebracht sind, gebühren uns allen gleichermaßen."
Voda Parfay hatte sich inzwischen einigermaßen erholt und warf Yonkine einen giftigen Blick zu, als hätte er ihn mit seiner Verteidigungsrede tiefer in den Schmutz gedrückt, anstatt ihn herauszuziehen. Diese Meinung war sogar verständlich, weil Voda deswegen beschämt war, sich nicht selbst zu helfen gewußt zu haben.
Hyrion da Caesmol ergriff erneut das Wort. Er tat, als sei überhaupt nichts vorgefallen und ihm durch Vodas Arrangements keinerlei Kränkung widerfahren. Demnach war sein Vorwurf reine Schikane gewesen, getreu den ungeschriebenen Gesetzen des Thektran, nur keine Zufriedenheit aufkommen zu lassen ... „In den kommenden Pragos wartet auf euch, meine Vertrauten, viel Aufklärungsarbeit", sagte Hyrion da Caesmol und sah dabei abwechselnd von Ollof ter Santido zu Nehomar Rakundi, die beiden dienstältesten Thek'athor-Sekretäre, als könne er in Wirklichkeit nur ihnen vertrauen. „Man wird euch mit unzähligen Fragen bestürmen und Einzelheiten über die Umzugspläne wissen wollen. Da es sich hier jedoch um eine geheime Kommandosache auf allerhöchster Ebene handelt, dürft ihr keine Antworten geben. Eure Hauptaufgabe wird sein, mich gegen alle - und ich meine wirklich alle - Fragesteller abzuschirmen."
„Sehr wohl, Euer Erlauchtheit", sagten die beiden betagten Sekretäre wie aus einem Mund.
Es klang tatsächlich, als seien sie heimlich Verbündete des Thek'athors und besäßen Informationen, die die anderen Sekretäre nicht hatten. Dabei mochte es sich aber auch bloß um clevere Zurückhaltung handeln.
Zurückhaltung war für Yonkine ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Er brauchte weiterführende Einzelheiten, zumindest Teilinformationen, versteckte Hinweise, um wenigstens Anhaltspunkte für eine gezielte Informationssuche zu haben. „Verzeihung, Euer Erlauchtheit", wagte er einen Vorstoß. „Aber ich nehme an, daß wir Euch viel besser gegen alle Neugierigen abschirmen könnten, wenn wir zumindest teilweise über Hintergründe informiert wären. Wir geraten ansonsten in Erklärungsnotstand und werden uns viele Feinde schaffen, wenn wir uns stets nur irgendwelcher Ausflüchte bedienen können."
„Welche Probleme plagen dich denn, Yonkine Kineda?" erkundigte sich Hyrion da Caesmol fast heiter.
Das machte Yonkine Mut, und er stellte seine Überlegungen deutlicher vor. Er berichtete, daß es in allen Rangschichten und weit über die Grenzen des Thektran hinaus großes Rätselraten über gewisse grundsätzliche Punkte geben werde. Allen voran stehe die Frage, was die Flottenkommandozentrale in einer Lage, die praktisch einem Kriegszustand gleichkomme, zu einem aufwendigen Umzug bewegen konnte. Welche Notwendigkeit bestand, das Risiko auf sich zu nehmen, daß durch die notwendigen Umstellungen Sand ins Getriebe des aufwendigen und überaus komplizierten Verwaltungsgetriebes des Thektran kam?
Und eine Notwendigkeit bestand offenbar, denn ein Thek'athor würde eine solche Mühe und das damit verbundene Risiko von Fehlleistungen für die arkonidische Flotte nicht aus reiner Laune heraus tragen wollen.
Und eine weitere elementare Frage, die auf sie zukommen würde, war: Welche
Weitere Kostenlose Bücher