2029 - Ein Planet im Visier
Blick. „Du bist hartnäckig, Terraner? Ich bin es auch. Aber meine Entscheidung ist endgültig. Als Präsident bin ich verpflichtet, mich dem arkonidischen Zugriff zu entziehen. Das sollte in verschärfter Form ebenfalls für einen Geheimnisträger wie dich gelten. Persönliche Überlegungen, Perry Rhodan, sind fehl am Platz. Im übrigen sehe ich in dir den Hoffnungsträger der Milchstraße. Vom militärischen Stellenwert unserer Emotionauten ganz zu schweigen. Wir haben die moralische Verpflichtung, diese zehn Männer für die LFT in Sicherheit zu bringen, koste es, was es wolle. So bald wird es keine neuen Emotionauten geben."
Der Terraner hatte schon mehrfach gegen Entscheidungen des Präsidenten Widerspruch erhoben. Aber Sorayto akzeptierte nicht einmal die Möglichkeit eines anderen Fluchtweges.
Einzig und allein gegen Rhodans Forderung, die Betroffenen selbst entscheiden zu lassen, erhob er keine Bedenken. „Wenn wir dadurch nicht weitere kostbare Zeit verlieren, bitte", war sein ganzer Kommentar.
Tam Soraytos Logik mochte korrekt sein, aber für Perry Rhodan erschien sie menschenverachtend. Nicht erwartet hätte der Terraner, daß er als einziger für die Zurückbleibenden eintrat. Sogar die Betroffenen selbst stellten sich vorbehaltlos auf die Seite des Präsidenten.
Für die Riesen von Ertrus stand unumstößlich fest, daß Sorayto als gewähltes Staatsoberhaupt die Leitfigur ihres Widerstands sein würde. Und daß Rhodan und die Emotionauten um nahezu jeden Preis in Freiheit bleiben mußten. Das war beileibe kein theoretischer Konsens-Ausnahmslos jeder war bereit, einen mit diesen Forderungen verbundenen Preis zu bezahlen.
Zugleich gaben sie unmißverständlich zu verstehen, daß sie darüber nicht diskutieren würden.
*
ARBOSSA, die Großsyntronik des Kreit-Systems, mit ihren umfassenden Funktionen ähnlich bedeutend wie NATHAN im Solsystem, existierte nicht mehr. Der KorraVir-Einsatz der kristallimperialen Flotte hatte sämtliche Syntrons lahmgelegt, und die wenigen im Einsatz befindlichen Positroniken beschränkten ihre Kapazitäten auf neuralgische Brennpunkte. Die Verkehrskontrolle in Baretus und anderen Städten gehörte nicht dazu.
In den Straßenschluchten der Hauptstadt herrschte Chaos. Hunderttausende mit Flüchtlingen und Gepäck überladene Maschinen auf dem Weg in die Außenbezirke machten ein schnelles Vorankommen unmöglich. Die üblicherweise den Gleiterströmen und dem Lastgüterverkehr vorbehaltenen Flugschneisen in übereinanderliegenden Ebenen hatten aufgehört, in der herkömmlichen Form zu existieren. Nur noch Überwachungsanlagen schwebten, zu unkalkulierbaren Hindernissen geworden, zwischen den Bauten.
In dem von Tam Sorayto geflogenen Polizeigleiter schickte Perry Rhodan ein Stoßgebet zum Himmel, als die Maschine mit wahnwitzigen Beschleunigungswerten über das Dach der Polizeistation hinausschoß und in den Verkehrsstrom eintauchte. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er mit keiner Wimper gezuckt und auf das legendäre Reaktionsvermögen der Ertruser vertraut. In früheren Zeiten hatte ein Emotionaut als Pilot an Bord eines Raumschiffs als beste Lebensversicherung gegolten; erst die Syntroniken hatten den Ertrusern den Rang abgelaufen, und nun drehte KorraVir die Uhren quasi zurück.
Rhodans Nervenkostüm war seit dem Einflug der Imperiumsflotte nicht mehr das beste. Von der Gelassenheit, die man ihm als Unsterblichem nachsagte, war nur wenig geblieben. Er gab sich äußerlich stark, aber niemand wußte, wie es in ihm aussah.
Ein kühler Hauch prickelte auf seiner Haut. Zum wiederholten Mal zeigte der Formenergiehelm des Galornenanzugs Ausfallserscheinungen. Schlieren durchzogen das Gesichtsfeld, verbunden mit dem Empfinden, eine von Ozon und undefinierbaren Aromen durchsetzte Luft zu atmen, als würde die planetare Atmosphäre durch Schadstellen in den Helm gepreßt. Andererseits gewann Rhodan das sichere Gefühl, daß sein blauer Schutzanzug nicht komplett zerstört war. Hin und wieder glaubte er in den mikrofeinen Internstrukturen Bewegung zu spüren. Auf eine für ihn nicht nachvollziehbare Weise schienen Reparatursysteme die Arbeit aufgenommen zu haben.
Die Frage blieb, bis wann der Anzug in allen Funktionen wieder einsatzfähig sein würde. Bis dahin benötigte er Ersatz, konnte mit den massigen Monturen der Ertruser jedoch herzlich wenig anfangen. In einem solchen stabilen Käfig eingesperrt, hätte er sich wie ein Kleinkind gefühlt, das in den viel zu
Weitere Kostenlose Bücher