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2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Terraner verwundert an. Auch der Blick des zweiten Gesichts hatte etwas Durchdringendes.
    Ein eisiger Schauder überlief Rhodan. Plötzlich fröstelte er. In diesen Augen lag etwas, das er schwer deuten konnte. Wehmut mochte es sein, vermischt mit grauenvollem Schmerz, aber auch ein unheimlicher Zwang. „Nein", keuchten beide Münder nahezu gleichzeitig. „Wir ... ich ..." Heftige Krämpfe ließen den Ertruser verstummen.
    In dem Moment verstand Rhodan die ganze entsetzliche Tragweite. Der Ertruser hatte nicht nur zwei Stummelarme und ein unfertiges Gesicht zusätzlich erhalten, nach der Vermischung beider Atomschablonen lebten zwei Seelen in dem Körper. Eine Operation würde bedeuten, eine von beiden wissentlich zu toten.
    Welche? Er verwünschte die spontane Frage, die er sich gar nicht erst hätte stellen dürfen.
    Unvermittelt entspannten sich die Gesichtszüge des Ertrusers. Der Mann lag inzwischen halb auf der Seite, den linken Arm unter dem Körper angewinkelt, als hätte er versucht, sich weiter aufzurichten. „Rhodan ...", kam es grollend über seine bebenden Lippen. Den Rest verschluckte er und begann erneut: „Du wirst Ertrus helfen - nicht wahr?"
    Der Terraner nickte stumm. Seine Kehle war wie ausgedörrt, die Zunge klebte als aufgequollener Fremdkörper am Gaumen; seine Antwort wurde nur ein heiseres Krächzen. „Alles wird gut werden, mein Freund. Und du wirst ebenfalls ..."
    „Nein!" Ein eigenwilliges Lachen hatte sich um die kantigen, fast blutleeren Mundwinkel eingegraben. Eine weitere leichte Drehung zur Seite - und Perry Rhodans sah endlich den Thermostrahler, den der Ertruser mit der linken Hand umkrampfte. Die Projektormündung begann soeben bösartig zu flirren. „Tu's nicht!" stieß der Terraner hervor. „Das ist keine Lösung!"
    Er war verrückt genug, trotz der eigenen Schwäche dem Ertruser in den Arm zu fallen. Dabei war ihm klar, daß der andere ihn immer noch wie eine lästige Fliege zur Seite wischen konnte.
    Mit beiden Händen umklammerte er das Handgelenk des Ertrusers. Ebensogut hätte er versuchen können, an der Landestütze einer Space-Jet zu rütteln. „... die einzige Losung", keuchte der Ertruser, laut genug, um Rhodans Trommelfelle vibrieren zu lassen. „Ich befehle dir...!"
    Das jähe Lachen verriet ungebrochenen Stolz. Befehle würde der Mann nur annehmen, wenn sie ohnehin seinem Willen entsprachen.
    Eine massige Faust schloß sich um Rhodans Oberarm. Der Griff war fest genug, seine Knochen zu brechen, und der Ertruser würde nicht davor zurückschrecken, das auch zu tun.
    Mit einem heftigen Ruck riß er sich los und stieß den - Terraner zurück. „Tu's nicht!" schrie Rhodan erneut. „Hilf Ertrus!"
    Das flüchtige, kaum wahrnehmbare Aufblitzen fraß sich in Rhodans Netzhaut fest. Es blendete und trieb Nässe in die Augen.
    Ein sinnloser Tod. Der eigene Gedanke erschreckte ihn. Als potentiell unsterblicher Aktivatorträger durfte er sich nicht zu solchen Überlegungen verleiten lassen. Was war nur aus der Welt geworden, als deren Baumeister er sich versucht hatte, jenes erträumte Sternenreich, in dem weder Aussehen eines Volkes noch seine Entwicklungsstufe eine Rolle spielten. Schon die Fundamente erwiesen sich als morsch und überaus brüchig, wenn Mensch gegen Mensch kämpfte. So und nicht anders stellte sich die Situation dar, denn die gemeinsame, auf die Erste Menschheit der Lemurer zurückzuführende Abstammung von Arkoniden und Terranern konnte niemand leugnen.
    Im Tod hatte der Ertruser gelächelt, weil er das schnelle Ende zweifellos als Erlösung empfunden hatte.
    Tief atmete Perry Rhodan ein. Ein Jahrtausend der Kriege war prophezeit worden. Er hatte nicht daran glauben wollen, die Vorhersage als Metapher abgetan und vor allem darauf vertraut, in der Gemeinschaft Thoregons stark genug zu sein, um möglichen Anfeindungen gelassen entgegensehen zu können.
    Die Realität war anders. Es gab keine Hilfe aus den übrigen Thoregon-Galaxien, jeder hatte mehr als genug eigene Probleme. War die Entfernung zwischen den Sterneninseln schlicht unterschätzt und zu sehr auf die Möglichkeiten der Brücke in die Unendlichkeit geschielt worden?
    Blinzelnd versuchte Rhodan, die Nässe aus den Augenwinkeln zu vertreiben. Er schaffte es nicht und spürte seine Tränen unaufhaltsam über die Wangen rinnen. Das Elend in der Halle war wie eine vage Ahnung kommenden Unheils.
    Stumm drückte der Terraner dem Toten die Augen zu, bevor er sich erhob und in die Runde schaute.

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