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2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gewitzelt, allerdings nicht von Ertrusern selbst, die in dem Bauwerk eher eine bewundernswert filigrane Meisterleistung ihrer Architekten sahen.
    Jetzt schwebten dort die ersten arkonidischen Kugelraumer, die den Säulenbau allein mit ihrer schieren Masse zu erdrücken drohten.
     
    *
     
    Tarn Sorayto war überraschend auf einen neuen Kurs eingeschwenkt, der zurück in die Stadt führte. Nur wenige Kilometer östlich der bisherigen Flugroute tauchte er zwischen archaisch anmutende Häuserzeilen ein. Querab hingen inzwischen Dutzende der verschiedensten Maschinen über der Unfallstelle; auf die Distanz erinnerten sie an aufgescheucht durcheinanderschwirrende Insekten. Medogleiter senkten sich herab.
    Mehr konnte der Terraner nicht erkennen, weil Sorayto tiefer ging. Während anderswo die aus der Stadt führenden Routen hoffnungslos verstopft waren, kamen ihnen hier nur wenige Maschinen entgegen. „Diplomatenwohnungen, die Börse von Ertrus, Handelsmissionen ...", erklärte der Präsident wie beiläufig.
    Da weder die beiden Emotionauten Rock Mozzun und Hilkar Jaskan noch der dritte mitfliegende Ertruser den Kurs kritisierten, schwieg Rhodan ebenfalls.
    Der Stadtteil machte einen überaus gepflegten, geradezu sterilen Eindruck. Die auf Ertrus heimischen Gigantpflanzen waren grüne Oasen zwischen den Betonkolossen.
    Tunnelröhren und Transportbänder gab es kaum. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte Rhodan Schwebeplattformen, die als Zwischenstücke und Verteiler formenergetischer Brücken dienten. Mit dem Ausfall der Großsyntronik ARBOSSA waren die Formenergieprojektoren erloschen, die Gleiterbahnen, Laufbänder und Lifte bedarfsgerecht eingesetzt hatten.
    Mehr als zweihundert Meter hoch ragten gewaltige Säulen auf, deren spiegelnde Oberfläche wie poliertes Aluminium wirkte. Rund um die Uhr brodelte in den dahinterliegenden Börsensälen der ertrusische Finanz- und Kapitalmarkt. Im Augenblick herrschte jedoch eine erschreckende Ruhe. Selbst die Tiere schienen vor den hoch am Himmel zu sehenden Kugelraumern geflohen zu sein.
    Flüchtig fragte sich der Terranische Resident, welches Chaos die Invasion an den galaxisweiten Kapitalmärkten ausgelöst haben mochte. Ein Kurssturz von zwanzig Prozent und mehr im Gebiet der LFT war vermutlich eine moderate Reaktion. Dabei hatten die Börsen gerade erst den Einbruch aufgrund der Topsid-Krise verdaut. Den letzten Tick dazu hatte die mit Begeisterung von den Markten aufgenommene Befreiung Reginald Bulls aus dem Golkana-Gefängnis geliefert.
    Mit einem unwilligen Kopfschütteln vertrieb Rhodan die ungebetenen Gedanken. Geld, so bitter nötig es für die Aufrechterhaltung der Verteidigungsanstrengungen war, spielte keine Rolle angesichts der bestürzenden Entwicklung im Kreit-System. Menschenleben maß er einen ungleich höheren Stellenwert zu als aberwitzigen Aktienkursen.
    Das Atmen fiel ihm schwerer. Er registrierte, daß ein Seitensegment des Formenergiehelms ausgefallen war. Auf einer Chlorgaswelt der Gradosima oder bei den wasserstoffatmenden Maahks wäre jeder vorübergehende Strukturverlust tödlich gewesen. Auf Ertrus war das Versagen schlichtweg lästig.
    Tam Sorayto landete auf dem sternförmigen Platz vor den Handelsmissionen. Die trutzigen Gebäude mit ihren zwanzig Meter hohen Portalen und den von klobigen Steinapplikationen umrahmten bogenförmigen Fenstern waren vor über tausend Jahren errichtet worden, blickten also auf eine bewegte Geschichte zurück. Nicht immer hatten sie den Wirtschaftsdelegationen entfernter Sternenreiche zur Verfügung gestanden, aber mittlerweile spannten sich von hier aus Fäden durch die halbe Milchstraße.
    Einige halb zerfetzte Fahnen schlugen im Wind. Selbst die Molekülverstärkung des Gewebes konnte den Stürmen nicht auf Dauer trotzen.
    Tarn Sorayto hatte den Ausstieg geöffnet. Er wehrte ab, als Rhodan die energetischen Gurte öffnete und Anstalten machte, sich ebenfalls zu erheben. „Du bleibst an Bord, Perry. Allein bin ich schneller."
    „Was ...?"
    Sorayto hörte ihn schon nicht mehr.
    Sein Ziel war das übernächste Gebäude. Weder eine Flagge noch Holosymbole verrieten, wer die Niederlassung unterhielt. Die überlebensgroße menschliche Plastik vor dem breiten Treppenaufgang ließ ebenfalls keine eindeutigen Rückschlüsse zu.
    Das Portal war geschlossen. Sorayto hastete weiter, zog im Laufen seinen schweren Kombistrahler, der verblüffend an eine Roboterwaffe erinnerte, und feuerte auf das nächstgelegene Fenster.

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