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2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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niemand das Mißverständnis mehr bedauert als ich, das sich zwischen unseren Völkern anzubahnen scheint."
    Eine steile Falte erschien über Reginald Bulls Nasenwurzel. „Mascant Kraschyn", antwortete er mit den Anredeformen für Arkon-Adelige. „Es liegt allein an Euch, dieses - wie nanntet Ihr es? - Mißverständnis aus der Welt zu schaffen. Zieht Eure Flotte ab, und wir werden wie zivilisierte Wesen miteinander reden können."
    Das Mienenspiel des Arkoniden war bühnenreif. Am liebsten hätte Bull applaudiert, als sich die offensichtliche Überraschung in Bedauern, ja beinahe Besorgnis verwandelte. „Bei allen Sternengöttern!" rief Kraschyn aus. „Terraner, womit haben wir Euer Mißfallen erregt? Arkons Rechtssystem wird in der Galaxis gerühmt..."
    „Wurde", unterbrach Bull schroff.
    Besänftigend hob der Mascant beide Hände. „Ihr scheint erregt zu sein, Minister. Deshalb mache ich Euch den Vorschlag, in Ruhe über alles zu reden. Ich lade Euch offiziell ein, den Obersten Gerichtshof auf Celkar zu besuchen. Selbstverständlich stellen wir alle Aufzeichnungen und Protokolle zur Verfügung, das Kristallimperium hat keine Geheimnisse."
    Im Hintergrund der Zentrale wurden Stimmen laut. Kraschyns Unverfrorenheit war geradezu impertinent. „Mascant, Ihr vergeßt, daß ich nach zwei Monaten in Golkana kein Interesse verspüre, die Gastfreundschaft Arkons in nächster Zeit noch einmal in Anspruch zu nehmen."
    „Bedauerlich. Wirklich, sehr bedauerlich, aber leider nicht zu ändern." Kraschyns Worte ließen nicht erkennen, ob er Bulls Befreiung aus dem Hochsicherheitsgefängnis meinte oder wirklich die Ablehnung seines großherzigen Angebots. „Sofern Ihr die Gelegenheit, Euch mit eigenen Augen zu überzeugen, ausschlagt, müßt Ihr eben auf mein Wort vertrauen. Ich betone noch einmal, daß Arkons Handlungsweise ausschließlich geltendem Recht entspricht. Wir sind keine Barbaren.
    Ich glaube auch nicht, daß ich einem Mann wie Euch die Grundprinzipien der Rechtsprechung erläutern muß. Ertruser haben eine Straftat begangen. Dabei spreche ich nicht nur von der Vernichtung arkonidischen Eigentums in einer verwerflichen Sabotageaktion, ich meine vor allem die akute Gefährdung Mirkandols als Ort des Friedens und der Begegnung.
    Diplomaten vieler Volker hätten bei diesem Anschlag ihr Leben verlieren können.
    Es ist unser Recht als Hauptbetroffene, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
    Leider hat sich Ertrus dem widersetzt, und niemand bedauert die Folgen mehr als ich.
    Viertausend Schiffe des Kristallimperiums wurden widerrechtlich zerstört, ihre Besatzungen ermordet.
    Erwartet Ihr da wirklich, Reginald Bull, daß ich unsere Flotte zurückziehe, als wäre nichts geschehen? Würde Terra sich das bieten lassen? In den Archiven sind Beispiele verzeichnet, die das verneinen. Entscheidet Euch!"
    „Ihr seid ein geschickter Agitator, Kraschyn." Bull hatte die Arme vor dem Leib verschränkt und fixierte das Hologramm. „Nur täuscht das niemanden über Tatsachen hinweg. Arkon hat einen gefährlichen Weg eingeschlagen."
    „Wir greifen niemanden an."
    „Wenn das wahr ist, erbringt den Beweis dafür und zieht aus dem Kreit-System ab!"
    „Nicht bevor die Verbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden", sagte Kraschyn in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Aber um unseren guten Willen zu demonstrieren, gestatte ich einhundert ertrusischen Schiffen den Einflug. Sie erhalten ausreichend Gelegenheit, Verwundete und Tote aus den treibenden Wracks zu bergen.
    Anschließend müssen sie das System jedoch umgehend verlassen. Das war es, was ich Euch sagen wollte, Reginald Bull. Nehmt diese großzügige Geste an oder laßt es bleiben - ich habe mein möglichstes getan."
    Ehe der Terraner antworten konnte, unterbrach der Mascant die Verbindung. „Nur ertrusische Schiffe", überlegte Bull. „Das mag sein, wie es will, wir sollten nicht zögern, das Angebot anzunehmen. Kraschyn meint es zumindest in der Hinsicht ehrlich, auch wenn sein humanitäres Handeln den Angriff nur mit dem Mantelchen der Fairneß überdecken soll."
     
    *
     
    Mascant Kraschyn verschwendete keinen weiteren Gedanken an den terranischen Minister.
    Mit seinen lächerlichen achttausend Schiffen würde Bull es nicht wagen, eine vierfach überlegene Flotte anzugreifen. Ihm blieb gar keine andere Wahl, als das Angebot anzunehmen, die Opfer zu bergen und sich anschließend wie ein geprügelter Hund davonzuschleichen. Genau das war

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