Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Er versicherte, von dem Angriff des Kristallimperiums auf das Kreit-System nichts erfahren zu haben. Bully glaubte ihm. Seit fast achtundvierzig Stunden waren die Flöße im Raum; inzwischen war viel geschehen. Zu viel.
    Wie viele Frachtcontainer würden Ertrus in den nächsten Tagen wirklich erreichen? Es bedeutete keine Prophetie, vorauszusagen, daß angesichts der kristallimperialen Machtdemonstration Versorgungsflüge zum Erliegen kamen. Das schwächte zugleich ertrusischen Widerstand, denn mit knurrendem Magen kämpfte es sich schlecht.
    Am Mittag des 28. September ließ Reginald Bull mehrere Funksonden starten. Mit höchster Sendeleistung wurden die Arkoniden aufgefordert, alle aggressiven Handlungen umgehend einzustellen und das Kreit-System innerhalb von drei Stunden zu verlassen. „... der Überfall auf das Kreit-System ist ein krasser Akt der Barbarei; bei der Behauptung, Ertruser hätten die Zerstörung der GILGAMESCH herbeigeführt, handelt es sich nachweislich um eine Lüge. Damit entfällt jede Rechtfertigung für das Kristallimperium."
    Bull bluffte. Der Imperator kannte die Wahrheit über die GILGAMESCH, wie immer sie aussehen mochte, der Mascant zweifellos ebenfalls. „Das Vorgehen der Vierten Imperiumsflotte bedeutet einen klaren Bruch der Völkerwürde - ein Piratenakt, gegen den die Liga Freier Terraner Anklage vor dem Galaktikum erheben wird. Als Residenz-Minister für Liga-Verteidigung wiederhole ich meine im Namen der LFT ausgesprochene Aufforderung: Abzug sämtlicher Einheiten des Kristallimperiums innerhalb einer Frist von drei Stunden Terra-Norm."
    Keine Antwort kam. Es war nicht einmal feststellbar, ob die Nachricht den Empfänger erreicht hatte. Ohnehin war Reginald Bull sich darüber im klaren, daß seine Aufforderung als das interpretiert wurde, was sie letzten Endes tatsächlich war: ein Eingeständnis der Hilflosigkeit.
    Das Ultimatum mit einer Kampfandrohung zu untermauern wäre einer Kriegserklärung gleichgekommen und hätte bedeutet, das Leben Hunderttausender Raumsoldaten aufs Spiel zu setzen. „Auch Zurückhaltung hat irgendwo ihre Grenzen", schimpfte Bull.
    Die erste Stunde war in quälender Langsamkeit vergangen. Vergeblich lauschten die Funksensoren der VASCO DA GAMA in den Weltraum hinaus.
    Weitere Frachtflöße materialisierten und wurden auf Wartepositionen verwiesen. Bulls kleine Flotte glich immer mehr einem bunt zusammengewürfelten Haufen, und mit jedem neuen Frachter wurde seine eigene Handlungsfähigkeit weiter eingeschränkt.
    Die Flöße waren leicht zu treffende, schwerfällige Ziele. Im Falle möglicher Kampfhandlungen würde er viele Schiffe zum Schutz der Frachter abstellen müssen. Er schloß inzwischen nicht mehr aus, daß sich eine zweite Raumschlacht abzuzeichnen begann.
    Ein Rückzug kam zumindest unter den augenblicklichen Gegebenheiten nicht in Frage. Arkon würde ein solches Vorgehen als Schwäche auslegen und mit weiteren Herausforderungen reagieren.
    Zwei Stunden ... Die LEIF ERIKSSON, die ROALD AMUNDSEN und die JAMES COOK wurden auf ihrem Patrouillenflug bis an die Grenze des Kreit-Systems von den Arkoniden ignoriert. Der Versuch, aus geringerer Distanz Hyperfunkverbindung nach Ertrus aufzunehmen, scheiterte ebenso wie alle vorangegangenen Bemühungen. Die reichlich gewonnenen Ortungsdaten bewiesen, daß die 4. Imperiumsflotte der Arkoniden sich auf einen längeren Aufenthalt einrichtete. Auf allen Planeten waren inzwischen Kampfschiffe gelandet.
    Erst wenige Minuten vor Ablauf der Frist meldete die Funkzentrale der VASCO DA GAMA Intensitätsschwankungen der Störfelder. „Wir empfangen Signale aus dem System. Eine Frequenzkodierung mit hoher Sendeleistung. Keiner der gängigen Funkkanäle. - Ich aktiviere die Nachführung."
    Ein Hologramm entstand. Lebensgroß. Noch von Störungen verzerrt, materialisierte die hochgeschossene Gestalt eines Arkoniden. Bull mußte zu dem Zwei-Meter-Mann aufsehen, was ihm in der Situation wenig behagte.
    Mascant Kraschyn höchstpersönlich hatte sich gemeldet. Die bleiche Hautfarbe und die schlohweißen Haare gaben seinem Aussehen etwas Starres, fast Unwirkliches. Brennend dazu der Blick der hellroten Augen, der jeden an Bord des ENTDECKERS zu durchdringen schien.
    Die bronzefarbene Rüstung unterstrich die Bedeutung dieses Mannes, doch recht zu ihm passen wollte sie nicht. „Seid gegrüßt, Residenz-Minister." Eine knappe Handbewegung begleitete die monotone Begrüßungsfloskel. „Seid zugleich versichert, daß

Weitere Kostenlose Bücher