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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Gedächtnis auf. Immer wieder sah er sich in einem dunklen Anzug einen Arm heben und »ich schwöre…« sagen. Jemand schüttelte ihm die Hand.
    Ich darf das nicht vergessen. Ich bin ganz oben. Meine Karriere … Bald bin ich Europäischer Gesundheitsminister. Ich? Die Gedanken drängten sich schmerzhaft in seinen Kopf. Entsetzt blickte er auf seine Klauen und verspürte den Impuls, ein Loch in den Beton zu wühlen.
    Das bin ich nicht...
    Er ignorierte den Drang bis er übermächtig wurde. Dann begann er zu scharren und die Muskelkrämpfe ließen endlich nach. Das Horn kratzte über den Boden. Kein Sand, kein Schlamm? Er schnüffelte.
    Was tust du nur?, erschrak er über sich selbst.
    Die Tür öffnete sich.
    Endlich Hilfe?
    Han Müller drehte sich in die Richtung aus der das knarrende Geräusch kam, schnüffelte und grunzte. Der Geruch von erdigen Kartoffeln, gegorenen Äpfeln und würziger Bratensauce stieg in seine Nase. Hungrig, so hungrig… ich. Automatisch wackelte sein Schweineschwanz, und er schämte sich, wie er sich nur so gehen lassen konnte.
    »Hier, friss!«, sagte sein Bewacher und blickte zur Kamera, die an der Decke angebracht war. Han Müller drängte seine Schnauze voller Wut am Bein des Mannes vorbei. Sie hatten ihn hungern lassen. Ihn! Er erinnerte sich. Der Suppenlöffel war ihm immer wieder entglitten. Er hatte sich geweigert, aus der Schüssel zu schlürfen.
    Sein Schweinerüssel zuckte in erwartungsvoller Gier. In seinem leeren Bauch gluckerte es.
    »Nicht so hastig«, rief der Mann mit dem gefleckten Kuhfell auf den Armen und trat nach ihm. Han Müller versuchte zu schreien, doch nur ein helles Quieken entschlüpfte seiner Kehle. Er wich den Tritten aus und verkroch sich in der äußersten Zimmerecke.
    Der Mann zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und stieg darauf. »Ich denke, das Video ist bald fertig«, sagte er und drehte die Linse der Kamera vom Bett weg in Richtung Boden. »So ist es besser. Du schläfst ja nicht mehr dort und wir wollen nichts verpassen.«
    Trotz seiner Angst schleppte sich Han Müller zurück zu dem Eimer mit den matschigen Kartoffeln. Er schnüffelte. Dann schlang er die Pampe hinunter. Saft geriet in seinen Rüssel. Er schnaufte, röchelte und grunzte. Das Bild eines weißen Tellers mit Messer, Gabel und gestärkter Serviette blitzte in seinen Gedanken auf.
    Helft mir!, dachte er und erschrak erneut über das, was er war. Ich muss stark bleiben. Essen. Das ist wichtig, jetzt. Ich will überleben.
    Ein weiterer Mann erschien in der Tür. Er stellte sich schräg zum Eingang, so dass er mit seinen gewaltigen Stier-Hörnern nicht am Türrahmen hängenbleiben konnte. Han Müller zog seinen Rüssel aus dem Eimer und drückte sich erneut in die Ecke.
    »Kalle, was macht unser Schwein?«
    »Willst du es schlachten?« Der Versorger zog den halbleeren Eimer vom Boden.
    »Nein«, sagte der Mann mit den Stierhörnern. »Ich will endlich das Video an die Regierungen rausschicken. Die sollen uns kennenlernen. Von wegen, wir bluffen nur.« Er warf einen kurzen Blick auf Han Müller. »Weißt du noch, wer du bist? Oder hat das Mammal -Virus schon alles Menschliche in dir gekillt? Wir sitzen im selben Boot. Du und ich. Du bist jetzt das, was du am meisten hasst.«
    »Wer ist eigentlich als nächstes dran?«
    »Der Generaldirektor der WHO.«
    »Dann können wir mal sehen, wie sich die unerwünschten Nebenwirkungen bei ihm zeigen.« Han Müllers Versorger lachte dröhnend.
    Doch der Mann mit den Stierhörnern blieb ernst. »Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten diesen Hilden, den Vorsitzenden von der Gesetzgebungskommission erwischt, aber der Feigling hat sich ja nicht auf dem Kongress blicken lassen.«
    Han Müller weinte.

 
61
    Samstag, 1. Juni, nachts, Warschau:
    Leon steckte die Hände in die Jackentaschen und betrachtete unauffällig die Auslagen in dem winzigen Schaufenster. Auf schwarzem Samt lagen Messer, Medaillen, Anstecknadeln und Kettenschmuck mit Stacheln, Widerhaken und Edelstahldornen. Hier schien er richtig zu sein. Er ging die drei kleinen Treppenstufen hinauf und öffnete die Tür. Der Verkäufer blickte grußlos auf. Er war einen Kopf kleiner als Leon, von kräftiger Gestalt und hatte fleischige Hände.
    Leon sah sich suchend um, räusperte sich und fragte dann auf Englisch, ob er auch andere Waffen sehen könne oder ob dies das gesamte Sortiment sei.
    » You understand ?« endete er.
    »Hier gibt es nichts Illegales.« Der Verkäufer antwortete zu seinem

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