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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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hoch.«
    Die Männer vor der Fabrik begannen den Lastwagen zu beladen. Ihr Lachen und ihre Stimmen drangen herüber. Die Schlagader an Leons rechter Schläfe begann zu pochen. Seine Zähne knirschten. Während er vorwärts stolperte, grübelte er, wie er Kevin überrumpeln könnte.
    Ein Mann mit abgewetzter, schwarzer Lederjacke saß auf dem Beifahrersitz des Transporters. Er öffnete die Tür und sprang heraus. »Na endlich. Schön die Hände oben lassen.« Er fasste Leon unter die Achseln, klopfte Rücken und Bauch ab, griff unter die Jacke und zog die Sig -Sauer hervor. Überrascht pfiff er durch die Zähne, steckte die Waffe weg und tastete Leons Beine bis zu den Füßen ab. Dann holte er Handschellen aus seiner Jackentasche, drehte Leon die Arme auf den Rücken und schob ihn Richtung Auto. Er riss die Ladeklappe auf, stülpte ihm einen Sack über den Kopf und schubste ihn ins Fahrzeug. Die Handschellen befestigte er an einer Kette hinter Leons Rücken. Scheppernd klappte die Tür zu, die Männer stiegen ein und fuhren los.
    Der Boden war hart und staubig. Leons Handgelenke schmerzten. Er versuchte sich zu drehen, doch es war ihm unmöglich, eine bequeme Haltung einzunehmen. Verzweifelt zog er an den Handschellen. Bald war er nur noch bemüht, die Schläge in seinem Rücken abzufangen und die Blutzufuhr in den verdrehten Armen aufrecht zu erhalten. Hände und Finger kribbelten. Die Atmung fiel ihm unter dem staubigen Sack schwer.
    Stunden später bremste der Fahrer scharf. Leon schlug mit dem Kopf gegen die Seitenwand. Sie parkten. Jemand riss die Hecktür auf, öffnete die Kette, zerrte ihn von der Ladefläche und schubste ihn vorwärts.
    »Da entlang!«
    »Kevin? Bist du das?«
    »Klappe!«
    »Kevin, warum?«
    » Halt’s Maul.«
    »Verräter!«
    »Du hättest deine Nase eben nicht in fremde Angelegenheiten stecken sollen«, hörte er die Stimme des fremden Mannes. »Dabei hast du noch Glück. Wenn du dich nicht angesteckt hättest, wärst du längst tot.«
    Leon stolperte und fiel auf die Knie. Der Mann riss ihn wieder hoch.
    »Aber warum lebe ich noch?«
    »Vorwärts.«
    »Was bringt es euch, dass ich mich angesteckt habe?«
    »Frag das morgen den Doc, der dich untersuchen wird. Du bist jetzt ein verdammtes Versuchskaninchen. Oder sollte ich Fisch sagen?«
    Leon lief ein eisiges Gefühl den Rücken hinunter.

 
62
    1. bis 3. Juni, Persischer Golf, morgens:
    Josi kämpfte nicht gegen das Wasser an. Ein Moment der Stille umgab sie. Wie in Zeitlupe sank sie tiefer und tiefer, schwebte dem Grund entgegen. Endlich ohne Schmerzen. Frei. Doch plötzlich begann ihre Schwanzflosse zu schlagen, gehorchte ihren eigenen tierischen Instinkten, brachte sie in die Horizontale und dann zurück an die Wasseroberfläche.
    Sie überließ sich den Kräften ihres veränderten Körpers, der sie sanft durchs Wasser ruderte. Nach einer Weile drehte sie sich um und blickte zurück. Die Yacht der Hildens war bereits am Horizont verschwunden. Das Meer hob und senkte sich, schüttelte sie auf den Wellen: Rauf und runter. Sie drehte sich auf den Rücken, schaute in den Himmel. Dann drehte sie sich erneut und wurde von ihrem Schwanz vorwärts getrieben. Wann verlor er endlich seine Kraft?
    Verdammter Hai , fluchte sie.
    Sie spürte keinen Hunger, keinen Durst. Irgendwann musste sie doch müde werden? Ihre Haut wurde langsam taub, fühlte sich an wie in Gel gepackt. Das Meer – still fließend und weit – bildete ihre neue Außenhaut. Sie hörte auf wie ein Mensch zu denken, fühlte nur noch die unendliche Weite des Meeres. So ließ sie sich treiben. Viele Stunden.
    Warum fror sie nicht? Sie betastete ihren Bauch, die Schwanzflosse. Ihr Körper fühlte sich fremd an. Nur ihre Arme waren vertraut und sahen aus wie immer.
    Dann erblickte sie die Haie. Drei. Sie umkreisten sie. Instinktiv kreiste sie mit und fixierte den Größten mit ihrem Blick. Wartet bis ich schlafe, fresst mich bitte dann , dachte sie voller Grauen. Die Haie glotzten sie aus starren, schwarzen Augen an. Einer stupste ihr mit der Schnauze in die Seite. Seine spitzen Zahnreihen zeigten sich kurz im geöffneten Schlund. Dann wendete er abrupt. An einer Kieme glitzerte etwas Silbernes. Ein Ohrring? Ich muss mich irren. Sicher nur ein Sender, ein Ortungssignal. Ganz eindeutig – ich irre mich.
    Die Haie zogen weiter.
    Bei Sonnenuntergang bekam sie erstmals Hunger. Warum keinen Durst? Müssen Fische trinken? Sie hatte nie versucht das heraus zu finden.
    Ich bin kein Fisch,

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