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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Erstaunen auf Deutsch. Dabei musterte er ihn. Seine kräftigen schwarzen Augenbrauen schoben sich zusammen.
    Leon legte einen Hunderter auf den blank polierten Metalltisch. »Ist für die Auskunft! Wo bekomme ich eine Sig-Sauer-P226?«
    Der Mann brummte. »Hier nicht. Kaffee kannste haben.« Er steckte den Hunderter ein und begann einen Krummdolch zu polieren.
    Leon blieb unschlüssig stehen und beobachtete die flinken, fleischigen Finger des Ladenbesitzers, wie sie plötzlich stoppten und dann prüfend über den glänzenden Dolch fuhren.
    »Ist noch was?«
    »Ähm. Ja. Ich nehm ’ dann den Kaffee.«
    »Den gibt es nur hinten in der Küche.«
    »Einverstanden.«
    Der Verkäufer legte den Krummdolch ins Schaufenster und verschloss die Eingangstür.
    Leon entschied sich für eine zehn Jahre alte Sig -Sauer Shark . Ein Nachfolgemodell der Blue Pearl mit eingraviertem Hai am Griff. Sie kostete tausend E-Dollar. Damit war er so gut wie pleite. Auf einem Konto in Frankreich lag zwar noch eine eiserne Reserve, ein Erbe seiner Großmutter mütterlicherseits, doch da wollte er nicht ran. Er war sich sicher, dass die Polizei seine Kontobewegungen überprüfte.
    Lieber ein leerer Magen, als eine Kugel im Kopf , tröstete Leon sich, als er Stunden später das Bike von Wladimir unter einen Busch schob und auf Kevin wartete. Die Sig -Sauer fühlte sich hart und drohend unter der Jacke an. Leon betete, dass er sie nie brauchen würde, denn er hatte keine Ahnung, ob er auf einen Menschen schießen könnte, und ob er treffen würde.
    Er begann die Einfahrt zum Fabrikgelände zu beobachten. Dreißig Autos standen auf dem Parkplatz. Ein Tor zu einer Halle war geöffnet. Dort parkte ein grauer Lastwagen rückwärts an einer Rampe. Vier Männer in weißer Schutzkleidung standen davor, rauchten und redeten. Jemand fuhr einen Stapler an die Rampe, sprang heraus und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.
    Leon schlich weiter. Es musste irgendwo einen unbewachten Eingang geben. Er und Kevin konnten kaum mit gezogener Waffe die Fabrik stürmen. Ein Lichtkegel huschte in regelmäßigen Abständen über das Gelände. Er wich dem Licht aus und erreichte einen seitlichen Anbau. Vielleicht die Verwaltung , überlegte er. Ein schmales Fenster war gekippt. Dahinter sprang in regelmäßigen Abständen Licht an und aus. Er zog die Oberlippe hoch und bewegte die Nasenflügel, um besser riechen zu können. Der scharfe Geruch von Urinstein und Desinfektionsmitteln begann auf seinen Schleimhäuten zu brennen. Konnte er von hier unbemerkt ins Gebäude kommen? Das Fenster befand sich in Sichtweite der Laderampe. Jemand müsste die Männer ablenken. Kevin.
    Der Pole müsste seine Landsleute in ein Gespräch verwickeln… Und er müsste außerhalb der Fabrik bleiben. Besser so. Leon rechnete es dem Gelegenheitsaktivisten sowieso hoch an, dass er mitkommen wollte. Jetzt, nachdem es so viele Tote gegeben hatte. Kevin durfte nicht auch noch in Gefahr geraten.
    Leon sah weiße Schutzanzüge am Eingang vom Verladetor an Haken hängen. Er vermutete, sie waren für Fahrer und Besucher, die nur kurz in die Fabrik wollten. Er müsste dort hingehen und wie selbstverständlich einen dieser Schutzanzüge überziehen. Hoffentlich würde niemand nach seinem Ausweis fragen.
    In gebückter Haltung zog er sich zurück in den Schatten der Büsche am Parkplatz. Er schaltete den Posteingang ein, um zu sehen, ob Kevin eine Nachricht geschickt hatte. Nichts. Beruhigt kappte er den Zugang zum Server. Ein weißer Transporter fuhr in einen nahen Waldweg. Warum war der Fahrer nicht auf den Parkplatz abgebogen? War das Kevin? Aber was war mit seinem hellblauen Kombi? Leon duckte sich hinter einen Strauch. Dann hörte er Schritte. Jemand schlich heran.
    Erleichtert erkannte er Kevins hagere Statue, streckte sich und winkte ihn zu sich herüber. Kevins Gesicht sah blass aus. Unter den Augen hatte er tiefe Schatten. Offensichtlich hatte auch ihn der Tod von Wladimir mitgenommen.
    Kevin hob die Mundwinkel und deutete ein Lächeln an. »Lass uns zu meinem Auto gehen und dort reden«, flüsterte er. »Nicht dass uns die Arbeiter bemerken.« Er zeigte zu den Männern an der Laderampe.
    Leon schlich geduckt vorwärts.
    Plötzlich spürte er etwas Hartes im Rücken. Kevin flüsterte nah an seinem Ohr. »Keinen Mucks.«
    Wie in Zeitlupe drehte Leon sich um und blickte in den Lauf einer Pistole. »Du? Warum?«
    »Nun geh schon.« Kevins Gesicht war hart vor Anspannung. »Und nimm die Arme

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