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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Handschellen.
    »Du elender Verräter«, zischte er.
    Kevins Gesichtszüge verhärteten sich.
    Ein Arzt erschien im Raum und sagte etwas auf Russisch. Wladimirs Mörder nahm Leon die Handschellen ab. Kevin übersetzte, was der Arzt gesagt hatte. »Setz dich auf die Liege. Man wird dir Blut abnehmen.« Zum ersten Mal seit der Entführung sah Kevin ihm direkt ins Gesicht. Die Schatten unter seinen Augen waren noch intensiver als am Vortag. Er sah krank aus.
    »Wieso? Warum hast du mich verraten?«
    Leon versuchte in Kevins Augen zu lesen, doch der verzog den Mund zu einem dünnen Strich und drehte sich zum Fenster.
    Die maisblonde Frau nahm Leon die Handschellen ab, rollte die Ärmel hoch, band ihm die Vene ab und desinfizierte die Armbeuge mit einem Spray. »Stillhalten! Tut nicht weh«, sagte sie, nahm ihm Blut ab und verschwand damit im Nebenzimmer.
    Der Arzt sagte etwas und Kevin drehte sich zurück, um zu übersetzen. »Du wirst jetzt einem Belastungstest ausgesetzt. Im Nebenraum steht ein Bike, da setzt du dich drauf und fährst. Du hörst erst auf zu treten, wenn man es dir sagt. Während du fährst, nimmt dir der Arzt mehrmals einen Tropfen Blut am Ohrläppchen ab.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Kevin sprach kurz mit dem Arzt und übersetzte. »Dann gibt es schmerzhaftere Methoden, die dich zwingen an deine Belastungsgrenze zu gehen. Ich empfehle dir zu kooperieren.«
    »So wie du? Du Schwei …?« Leon bremste sich und sagte »Ich hoffe, du wirst eines Tages dafür in der Hölle büßen.«
    Die Tür ging auf und eine zierliche, platinblonde Frau mit Hochsteckfrisur und langen, blau lackierten Fingernägeln trippelte im weißen Lederkostüm herein.
    Leon schätzte sie auf sechzig, allerdings geschminkt auf dreißig. Sie war in Begleitung eines schwarz gekleideten Bodyguards, ein Zwei-Meter-Riese mit blondem Bürstenhaarschnitt. Sofort versteifte sich die Haltung des Arztes. Die Frau begrüßte ihn mit knappen Worten auf Russisch. Der Riese sagte etwas, sie lachte aufreizend.
    Kevin übersetzte erneut und befahl Leon in den Nebenraum zu gehen. Dort befanden sich ein Laufband, ein Fahrradergometer und eine Kletterwand.
    »Steig schon auf«, zischte er. »Es gibt schließlich Schlimmeres als Sport. Wenn du kooperierst, bist du schnell wieder hier draußen.«
    »Sie lassen mich wieder frei?«
    »Es geht nur um ein paar Untersuchungen.«
    »Das haben sie dir gesagt?«
    Kevin blickte zu Boden und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Leon spürte, dass er log. Doch ihm blieb vorerst nichts anderes übrig. Er musste Zeit gewinnen. Er unterdrückte seinen Zorn, stieg aufs Bike und fuhr in Zeitlupentempo los. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine Wächter und versuchte einzuschätzen, wie stark sie waren, ob er sie überwältigen könnte. Die Russin in dem Lederkostüm sagte etwas zu ihrem Bodyguard, der ging einen Schritt auf Leon zu, zog eine Pistole hervor und hielt sie ihm an die Schläfe.
    Kevin brüllte. »Fahr endlich.«
    Leon presste die Lippen aufeinander und trat in die Pedalen. Zu seinem Erstaunen überschritt er kurz darauf die 500-Watt-Marke. Eine Profileistung , ging es ihm durch den Kopf. Die Wut verlieh ihm neue Kraft. Er kurbelte, bis die Schweißperlen von seiner Stirn tropften und in den Augen brannten. Als ihm der Arzt Blut abnahm, spürte er nicht einmal den Einstich am Ohr.
    Die Frau im weißen Lederkostüm blickte mit teilnahmslosem Gesichtsausdruck auf ihre Fingernägel, murmelte etwas auf Russisch und trippelte mit dem Bodyguard aus dem Raum. Eine halbe Stunde später vermaß der Arzt die Kiemen.
    Kevin verschwand wortlos.
    Der Arzt brachte Leon in Begleitung des schwarzhaarigen Schlägers mit dem Stoppelschnitt und der maisblonden Helferin über den asphaltierten Hof in ein Nachbargebäude.
    Im Haus warteten Frauen, Männer und Kinder anscheinend auf ihre Untersuchungen. Ein Krankenhaus? Bin ich also in einem Krankenhaus? Aber wo bin ich?
    Leon sah schwerste Missbildungen, fehlende Gliedmaßen ersetzt durch halbe Tierkörper, winzige Köpfe und Gesichter, die kaum noch an Menschen erinnerten, Augen, die leer blickten und Münder, die unverständlich brabbelten, aus denen der Speichel lief. Eine Tür öffnete sich. Er erblickte zwei rosafarbene Mini-Schweine von der Größe einer Katze. Irgendetwas in ihren Gesichtern erinnerte ihn entfernt an Menschen. Oder waren das Menschen? Er war sich plötzlich nicht mehr sicher. Seine Beine fühlten sich wie Gummi an, seine Kehle war wie mit

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