2030 - Chimaerenblut
Moment nicht an sein Geld. Auch wenn er in wenigen Tagen wieder flüssig wäre, die Zeit hatten sie einfach nicht. Sie brauchten einen neuen DNA- Sequenzierer . Dringend. Yu und Ben wollten morgen in die Wüste ins Hinterland von Dubai und über einen Kontaktmann eine Viren-Probe mitbringen. Die wollten sie untersuchen, und wenn sich die Probe als das Mammal -Virus erwies, wollten sie das Virus an ein neutrales Labor schicken. FlashAC würde dafür sorgen, dass die Formel für das Gegenmittel an alle Regierungen ging.
Constantin hatte gesagt, der dritte Weltkrieg würde mit Viren geführt. Dies zu verhindern, sei ihr erklärtes Ziel, und jetzt drohte es, an einem leergeräumten Konto zu scheitern.
Die Bank hatte Constantin am frühen Morgen mitgeteilt, ihr lägen Vollmachten eines russischen Geschäftspartners und eines Notars vor. Diese hatten vor vielen Jahren im Namen seines Vaters Geschäfte für die Familie Graef getätigt. Der Geschäftspartner aus Moskau habe angeblich im Auftrag von Constantin eine Hotel-Insel gekauft. Da die Immobilie auf Constantins Namen eingetragen wurde, hatte die Bank keinen Verdacht geschöpft und den Geldtransfer abgewickelt.
Wegen der weltweiten Unruhen war die Bank jedoch nicht bereit, einen spontanen Kredit zu gewähren. Und um die neu erworbene Immobilie mit einem Darlehen zu belasten, müsste er persönlich vorbei kommen. Das aber wollte er nicht, denn er vermutete, dass die Betrüger genau das geplant hatten. Sie wollten ihn aus seinem Versteck locken.
Die Sonne war gerade blutrot im Meer untergegangen. Über die See legte sich graue Dämmerung. Josi schlang den schwarzen Neopren-Minirock um die Taille und drückte den Klettverschluss zu. Das silberne Bikini-Oberteil hatte Yu ihr geliehen.
Yu hatte den Zeigefinger gehoben und gesagt »In einem ausgelabberten Shirt bittet man keinen Mann um einen Gefallen.«
»Du musst das nicht tun.« Constantin packte ihre Schulter.
»Was kann schon passieren? Ich kann es wenigstens versuchen.« Sie wich seinem Blick aus. Er sollte nicht sehen, was sie dachte. Dies war ihre Feuerprobe. In der Hühnerfabrik hatte sie versagt. Sie konnte es sich nicht erlauben, noch einmal auszufallen. Wenn sie dazu gehören wollte, dann musste sich die Gruppe auf sie verlassen können.
Sie nickte Lars zu. Er hob sie auf die Hebebühne. Ohne sich noch einmal umzudrehen, stürzte sie sich von dort kopfüber ins Meer und tauchte ab. Sie zog eine Parabel durchs Wasser und tauchte erst wieder auf, als sie sich sicher war, dass nur noch Constantin sie mit seinem Chamäleon-Auge erspähen konnte. Dann orientierte sie sich. Am Horizont lagen die Lichter von Dubais Küste. Sie tauchte erneut ab, erfasste das magnetische Umfeld und schwamm in einer geraden Linie auf den künstlichen Außenhafen der Dubai Waterfront zu.
Die Super-Yacht der Hildens lag am dritten Steg. In sicherem Abstand umkreiste Josi das Schiff. Sie ärgerte sich, dass sie damals das Chamäleon-Programm für die Außenkamera zerstört hatte. Mit der Simulation wäre sie unsichtbar.
Josi sah Ethan auf einem Lounge-Sofa liegen und Musik hören. Das Wummern der Bässe drang durch die Kopfhörer zu ihr rüber. » You and me baby …« An Deck flackerten gelbe Teelichter und verbreiteten diese heimelige Atmosphäre, die Josi in lauen Sommernächten so sehr liebte. Traurig schwamm sie näher.
Backbord stand ein Bodyguard und blickte aufs Wasser. Lautlos umrundete sie das Schiff und näherte sich von Steuerbord dem Heck. Sie griff nach der Halskette, die Ethan ihr in Chicago geschenkt hatte und zog sie über den Kopf. Dann schnellte sie aus dem Wasser hoch und schleuderte das Schmuckstück mit lang gestrecktem Arm in seine Richtung. Hatte sie getroffen?
Er nahm die Ohrstöpsel ab und griff auf den Platz neben sich.
Junge, denk nach. Ich bin es!
Nachdenklich erhob er sich und ging bis zum Ende des Hecks. Sein Gesicht erhellte sich, als er Josi sah. Sie winkte, zeigte mit dem Arm zum Bodyguard und schüttelte den Kopf. Ethan griff sich in die Haare. Dann ging er zu dem Mann und redete ein paar Worte mit ihm. Der Bodyguard nickte und verschwand in Richtung Bug. Ethan kam zurück und ließ die Schwimm- und Badeplattform herab.
Josi schwamm heran und ließ sich von ihm hochziehen.
»Josi, du lebst.«
»Ja.«
»Was bin ich glücklich, dich zu sehen.«
»Ich hätte auch nie gedacht, dass wir uns wieder...«
»Warum bist du ohne ein Wort gegangen?«
Sie zeigte auf ihren Fischschwanz. »Damit hätte
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