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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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weniger um die Sehenswürdigkeiten als um eine offene Einschätzung…«
    »Ich bin Journalist, kein Fremdenführer.« Josis Vater drehte sich weg und blickte aufs Meer.
    »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte der Arzt. »Woher kannten Sie meinen Vater?«
    »Meine Tochter ist Chimäre.«
    »Verstehe.«
    »Nein, Sie verstehen nichts.« Garden drehte den Kopf und blickte Antall in die Augen. »Ehrgeizigen Männern wie Ihnen haben wir das alles zu verdanken. Leute wie Sie haben so lange geforscht, bis sie die Viren-Katastrophe ausgelöst hatten.«
    »Das können Sie nicht so pauschal behaupten. Unser Ziel ist es zu heilen.« Der Arzt trat von einem Bein aufs andere.
    »Ohne die Forschung an der synthetischen Biologie gäbe es die heutigen Probleme nicht.« Gardens Kiefermuskeln zuckten vor Anspannung.
    »Ohne unsere Forschung gäbe es immer noch AIDS und…«
    »AIDS war doch nur ein vertuschter Unfall aus Ihren Labors«, unterbrach ihn Garden.
    »So kommen wir nicht weiter«, murmelte Antall.
    Josi legte ihren Arm um Kathi und blickte auf die Wellen, die das Boot aufwirbelte. Sie hatte nun wirklich andere Sorgen als die ewigen Diskussionen ihres Vaters. Schon bald müsste sie nach Chicago. Zum Glück hatte ihre beste Freundin spontan entschieden mitzugehen, sonst würde sie noch verrückt bei dem Gedanken, dass sie dieser Reise nur nachgab, weil sie wütend auf Leon war.
    Am Mündungsstrand hatte sich inzwischen eine kleine Menschentraube gebildet. Gaffer riefen und gestikulierten aufgeregt. Wild fuchtelnde Arme zeigten auf etwas.
    »Ein Arzt, wir müssen einen Arzt rufen«, schrie eine Frau.
    »…sie ist doch schon tot«, drangen weitere Wortfetzen zum Boot herüber.
    Ein Mann warf einen Stein nach den Möwen.
    Doktor Antall zeigte in die Richtung. »Würden Sie bitte dort am ersten Anleger anhalten, ich werde gebraucht.«
    »Falls da ein Toter liegt, können Sie doch auch nichts mehr tun…«, antwortete der Kapitän.
    »Haben Sie denn überhaupt kein Taktgefühl den jungen Frauen gegenüber?«
    Der Kapitän kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, folgte dann aber der Anweisung des Mediziners. Das Boot legte an, Antall sprang an Land, Garden hinterher.
    Typisch Vater, dachte Josi .
    »Haben Sie einen Erste-Hilfe-Koffer an Bord?«, fragte Antall den Kapitän. Der nickte.
    »Ihm zuwerfen.« Antall zeigte auf Garden.
    Josi überlegte, was sie tun sollte. Kathi sprang ohne zu zögern von Bord. Thomas Garden fing den Koffer auf und rannte Antall hinterher, Richtung Sandbank.
    Josi stolperte und folgte ihnen humpelnd.
    Wenig später erreichte Antall die Menschentraube und zog Schuhe und Socken aus. Garden hielt ihm den geöffneten Koffer hin. Antall zog Latexhandschuhe heraus, zerrte sie über seine manikürten Hände, legte einen Mundschutz an und schlüpfte in einen weißen Tyvek -Anzug, wie es das Seuchengesetz seit fünf Jahren vorschrieb. Dann drängte er die Menschenmenge beiseite, watete zur Sandbank und zog den Körper an Land.

     
    Die Menschen rückten neugierig näher und versperrten Josi die Sicht. Plötzlich tat sich eine Lücke auf. Josi wich entsetzt zurück. Das also hatten die Möwen am Morgen gefunden, keinen Robbenkadaver, sondern einen halben Menschen. Ein junges Mädchen, dessen entblößte Brüste Richtung Himmel zeigten. Um ihren Hals klebte ein grüner Taftschal. Sie war nackt. Ihre langen braunen Haare waren vom Spiel des Meeres verdreckt und zerzaust. Die Möwen hatten ihr die Augen ausgehackt. Der Bauch war aufgetrieben wie bei einer Schwangeren. Die Haut der Toten hatte sich grau verfärbt.
    Josi drehte sich weg und übergab sich keuchend in den Sand. Die Tote hatte unterhalb des Bauchnabels einen Fischleib. Deshalb hatte sie aus der Ferne wie eine Robbe ausgesehen.
    War dies das Schicksal, das sie erwartete? War alles gelogen, was die Ärzte sagten? Sie hatte das Haifisch-Gen in sich, in ihrer DNA aufgesogen wie einen Schwamm, für immer und alle Zeiten. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie wusste, die Chimären-Erkrankung war unheilbar wie damals AIDS, die Seuche, gegen die es jahrzehntelang nichts gab, bis der außergewöhnliche Fall eines HIV-resistenten Knochenmarkspenders die Wissenschaftler auf die Lösung gebracht hatte.
    Doch für Josi gab es dieses Wunder nicht. Das Grippe-Virus kam direkt aus dem Gen-Labor. Daran zweifelte sie keine Sekunde. Noch schlimmer aber war die als Rettung gepriesene Passivimpfung. Sie öffnete damals die Schleusen für die tierischen Gene.
    Die

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