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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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verzichten.« Leon ging das Geschwafel voll auf die Nüstern. »Ihre Leute haben den Kontakt zu mir gesucht, nicht umgekehrt. Ich wäre froh, wenn Sie mich künftig wieder in Ruhe ließen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, wir hätten Sie zu dem Einbruch angestiftet? Überlegen Sie gut, was Sie jetzt sagen.«
    Leon ballte die Faust unter dem Tisch. Sie hatten einfach die besseren Karten. Er würde diesen Schlagabtausch verlieren, er wusste das. Demonstrativ schaute Leon an dem Polizeichef vorbei aus dem Fenster und schwieg.
    »Gut. Dann noch ein letztes Wort zu der Angelegenheit. Sie haben keinen Freibrief, nur weil Sie der Polizei harmlose Informationen über die Missachtung der Tierhaltungsbestimmungen gegeben haben. Ihre persönlichen Rachegefühle gegenüber Wilmershofen können Sie sich sparen. Sie haben nichts gegen den Mann in der Hand, was eine weitere Ermittlung rechtfertigen könnte. Oder haben Sie doch etwas gefunden?« Der Polizeichef tippte auf den Bericht. »Etwas, das noch nicht hier steht und unbedingt ergänzt werden sollte?«
    Leon schüttelte den Kopf.
    »Ich kann Sie nicht hören.«
    »Da war nichts.«
    »Dann hat dieses Gespräch auch nie stattgefunden. Und der Einbruch selbstverständlich auch nicht. Wilmershofen hat die Anzeige gegen Josefine Garden zurückgezogen. Wussten Sie das?«
    »Nein. Wovon reden Sie? Es hat nie einen Einbruch gegeben!«
    »Ich sehe, wir verstehen uns.«
    Als Leon wieder auf der Straße stand, spuckte er aus. Er sprang auf sein Bike und raste los. Möglichst schnell Abstand zur Polizei gewinnen , schoss es ihm durch den Kopf. Im Augenwinkel nahm er einen schwarzen Audi mit getönten Scheiben wahr. Verfolgte der ihn etwa?
    » Merde .«
    Leon schnaubte vor Wut durch die Nase und beschleunigte. Bei vollem Tempo bog er unvermittelt auf eine Treppe ab, raste die Stufen hinunter. Vielleicht konnte er seinen Verfolgern über den Park entkommen.

 
11
    Donnerstag, 9. Mai, Berlin (Flughafen Schönefeld):
    Josi war vor einer Stunde aufgewacht und hatte sich im Bett hin und her gewälzt. Ihr war, als lägen schwere Steine auf ihrem Herzen. Sie zog die Decke über den Kopf. Leon hatte sich nicht mehr gemeldet. Er hatte sich nicht einmal von ihr verabschiedet. Wie konnte er sie nur so eiskalt abservieren? Das hätte sie nicht für möglich gehalten. Sie weinte in ihr Kopfkissen. Schließlich tastete sie nach den Taschentüchern und schnäuzte sich die Nase. Ich muss ihn vergessen, irgendwie. Das war die eine Stimme in ihrem Kopf. Die andere quälte sie. Leon, warum hast du mir keine Chance gegeben? Wir hätten noch einmal reden sollen. Ich hätte alles erklären können.
    Ja, vielleicht war Chicago die Lösung. Weg von Deutschland, ganz weit weg von allem... und von Leon.
    Josi riss die Decke zurück, sprang vom Bett auf. Also dann, fliegen wir über den großen Teich. Wenn es stimmte, dass die Stadt des Jazz ein angesagtes Zentrum von Musik und Kunst war, dann wartete vielleicht doch ein wenig Spaß auf sie. Chicago war immerhin eine der wenigen Metropolen der Welt, in der sich die After-Work-Kultur mit der Chimären-Szene mischte. Dort gab es Läden und Clubs, in denen sich Fans der Dark-, Urban- und Fantasy-Szene trafen. Echte Chimären, Operierte und Kostümierte auf der Suche nach einem Mix aus Kunst, Erotik und Thrill . Der Sänger der beliebten Band » Chimylove « war ebenfalls aus Chicago. Viele träumten von so einer Karriere, obwohl es Gerüchte gab, wie viele Operationen er hinter sich hatte, um auszusehen wie ein Romantik-Vampir mit schwarzen Haaren, weißer Haut und Fledermausflügeln. Niemand glaubte ernsthaft, dass er Fledermaus-Gene hatte, doch das war unwichtig, denn er hatte Platin-Alben verkauft. Er war ein Superstar, nur das zählte bei seinen Fans.
    Diesen selbstbewussten Umgang mit dem veränderten Aussehen gab es in Deutschland nicht. Stattdessen rotteten sich die Jugendlichen in Clans zusammen; sie suchten in der Gemeinschaft Schutz vor feindlichen Banden. Auf den Straßen fielen die Horden überall auf. Vor allem die älteren Bürger schrien nach der Bürgerwehr und forderten für Chimären Versammlungsverbote auf den öffentlichen Plätzen. Und natürlich gab es die kranken Kinder, um die sogar manche Erwachsene einen Bogen machten, so als wären sie ansteckend.
    Josi verbarg ihre Kiemen in der U-Bahn unter einem Halstuch und drehte sich in der Schule vor neugierigen Blicken weg. Sobald die Luft im Klassenraum oder in der Umkleide verbraucht roch, fiel der

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