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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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verblüfft. Aber was hatte er denn erwartet? Mit Sicherheit würde Kevin seine Angaben überprüfen. Genauso wie er bei Kevin vorsichtig war.
    Auf dem Heimweg grübelte er noch eine Weile darüber, wie das Gespräch gelaufen war. Ihm dämmerte wie sein Auftritt auf die osteuropäische Aktivistengruppe wirken musste, so kurz vor ihrer Aktion, und kurz bevor die Tiere auf Nimmerwiedersehen in Russland verschwinden sollten. Leon könnte ja auch ein Undercover-Agent der Polizei sein, der die bevorstehende Aktion am Zoo ausspionieren wollte. Logisch war Kevin vorsichtig.
    Hoffentlich finden sie niemals heraus, dass ich tatsächlich als Informant für die Polizei gearbeitet habe. Leon seufzte. In Warschau wäre wenigstens das endgültig vom Tisch.

 
16
    Mittwoch, 15. Mai, Chicago:
    Ethan bog in die 26th Street, die Avenida Mexico, wie er erklärte. Auf der Plaza Garibaldi dröhnte Musik und der Geruch von Enchiladas und Gegrilltem lag in der Luft.
    »Josi, willst du mit Kathi hier feiern?«, fragte er und verlangsamte die Geschwindigkeit seines Cabrios auf Schritttempo. Eine Gruppe zog tänzelnd am Wagen vorbei.
    »Keine Ahnung.«
    Jemand hielt eine Tequila-Flasche hoch. Er lachte und rief Josi etwas auf Spanisch zu. Die Gruppe zog den Passanten mit sich fort.
    Ethan spielte den Fremdenführer; er zeigte zur Musikbühne und erklärte, dort gäbe es das ganze Jahr über mexikanische Feste. Die Ecke sei Kult, und nur hier sei es für Touristen sicher. Josi solle aufpassen, dass sie sich in keine Nebenstraße abdrängen lasse.
    Auf dem Platz tanzten Männer mit nacktem Oberkörper, sie hielten Frauen mit schulterfreien Kleidern in den Armen. Katzenfrauen tänzelten durch die Menge. Es erschien Josi, als hätte sie eine dunkelhäutige Pferde-Chimäre mit schwarzer Mähne erblickt.
    Ethan bog nach Westen ab. Schon bald fuhren sie durch engere Straßen. Der Putz an den Häusern bröckelte, und die Menschen wirkten müde und abgearbeitet. Eine alte Frau stand gebückt an einem verblassten Zebrastreifen. Sie biss in einen Apfel und mahlte mit den Zähnen. Ihr Unterkiefer bewegte sich ungewöhnlich stark hin und her. Ethan bremste und schob sich die Ray-Ban ins Gesicht. Josi war sich nicht sicher, ob er ihr imponieren oder die Fahrt hinaus zögern wollte. Die Frau ging in Zeitlupe. Ihre Wirbelsäule war zu zwei Höckern gekrümmt.
    »Waren die Anti-Age-Hormone in Amerika weit verbreitet?«, fragte Josi verblüfft. »Das Virus dockt doch nur an Somatotropin an.«
    »So alt ist die Frau gar nicht, schätze ich. Die ledrige Haut und der Buckel machen sie alt. Vielleicht war sie damals schwanger«, flüsterte Ethan und fuhr langsam an.
    Josi biss sich auf die Lippe. Verflucht, das war eine Möglichkeit, die sie nicht bedacht hatte.
    Weitere drei Straßen später parkte Ethan zwischen zwei verrosteten und zerbeulten Kleinwagen.
    »Nicht die beste Gegend hier. Pass auf dich auf!«
    »Ja, ja«, rief Josi hastig. »Danke!«
    Auf dem Türschild standen fünf Namen: Cindy, Alice, Maja und Kathi. Rosalie war durchgestrichen. Josi drehte sich zur Straße um. Ethan machte keine Anstalten weiter zu fahren.
    Die Sprechanlage knackte. »Hallo?«
    Knistern.
    »Kathi, bist du das?«
    »Nein. Wer da?«
    »Josi.«
    »Hier ist Cindy. Kathi hat kurzfristig Rosalies Job im Burger-Eck bekommen. Sie sagt, du sollst dort hinkommen. Christoph Kolumbus Street Nummer 27, Ecke Pink Plaza . Das kannst du nicht verfehlen.«
    Erneutes Knacken.
    Cindy hatte aufgelegt.
    Josi ging zurück zur Straße. Ethan parkte noch immer zwischen den Rostkisten.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie fasste es nicht. Der war ja schlimmer als ihr Vater.
    »Ich treffe mich mit Kathi jetzt Ecke Pink Plaza . Da ist ein Burger-Laden.«
    »Steig ein! Ich fahr dich hin.«
    »Ich dachte, das ist nicht weit.«
    »Du kannst auch nebenher laufen.« Ethan sah sich um. »Aber in dieser Gegend lass ich dich nicht alleine.« Seine Stimme klang entschieden.
    »Na gut.« Sie stieg wieder ins Auto. Er lächelte, wie sie im Augenwinkel sah, und bog rechts ab.
    Ein paar Fuß von ihnen entfernt standen drei Jugendliche auf der Straße. Eine Hundechimäre mit langer Schnauze und zwei Rinder-Chimären mit Hörnern. Ihre Stimmen hallten durch die Gasse. Zwei Männer in schwarzer Lederkluft näherten sich ihnen im Laufschritt. Einer der beiden Männer lachte laut, aber es klang wütend.
    Ethan hielt abrupt, drückte den Knopf, der das Dach des Cabrios schloss, setzte rückwärts und fuhr eine Straße

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