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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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und durfte. Wenn er mit neuen Leuten in Warschau weiter arbeiten wollte, dann müsste er ihnen die Wahrheit sagen. Sie mussten wissen, worauf sie sich einließen. Er sah in Kevins verschlossenes Gesicht und entschied sich um. Nicht jetzt, nicht am ersten Abend. Zwar vertraute er Mikael, aber Kevin kannte er nicht. Kevin hatte ihn mit schwitznassen Händen begrüßt, sich verfolgt geglaubt. Möglicherweise hatten sich Leute an seine Fersen geheftet, die Leon bei seinen Nachforschungen in die Quere kommen konnten. Was wusste er schon über Kevin? Nichts, außer dass er Aktivist war.
    Weiteren Ärger konnte Leon nicht gebrauchen. Seine Leute in Berlin hatte er gekannt und ihnen vertraut. Selbst das war ein Fehler gewesen. Von Josis Vorstrafe hatte er nichts gewusst. Er hatte sie nicht überprüft und sie allein dadurch in Gefahr gebracht. Solche Fehler durften ihm nicht wieder passieren.
    »Hast du eine Ahnung, wer dich verfolgt hat?«
    »Ich glaube es war nur Zufall«, wiegelte Kevin ab. »Eine Straße war abgeriegelt. Jede Menge Blaulicht, es sah nach Drogenrazzia aus. Vermutlich ist mir ein Fahndungsauto gefolgt, weil ich sofort gewendet habe. Ich wollte hier nicht aktenkundig werden. Wir planen für nächstes Wochenende eine Aktion am Zoo-Gelände. Das bereite ich mit vor.«
    »Es geht um den Verkauf der Tiere nach Russland?«
    Kevin nickte. »Unsere Leute wollen sich am Gitter anketten.«
    Leon wusste darüber Bescheid. In Frankfurt waren vor drei Jahren Zootiere eingeschläfert worden. Kritische SWeb -Foren hatten darüber berichtet. Der Zoo-Direktor hatte zwar auf Anordnung der Politik gehandelt, trat aber zurück. Das Morden ging heimlich weiter, andere Zoos verhielten sich nur schlauer und verkauften die Tiere ins Ausland. Sie wurden getötet, landeten als exotische Mahlzeit auf den Tellern reicher Leute oder in Labors, um das Genmaterial der Arten zu erhalten.
    Die Mehrheit schien es nicht zu interessieren. Es hieß, die Tiere würden nur an ausländische Zoos abgegeben. Einschläferungen seien nicht bewiesen. Und überhaupt, erst müsse der Mensch kommen, dann das Tier.
    Seit die Passivimpfung bei der Großen Influenza vor sieben Jahren Kinder und Jugendliche zu Chimären gemacht hatte, grassierte blinde Wut gegen Tiere. Niemand ging noch in Zoos. Seit Jahren war das ein Minusgeschäft. Nur Katzen und Hunde blieben als Haustiere beliebt. Falls eines Tages ein neues, ähnliches Virus auftauchte, wollten die Menschen Hunde- oder Katzen-Gene erwischen. Solche Mischwesen hatten die größte Überlebensrate und bildeten die ansehnlichsten Variationen im Erscheinungsbild. Die Gene von Schweinen, Ziegen und Schafen waren nicht beliebt. Und Pferde zu halten, war zu teuer und zu aufwändig.
    Leon pflichtete Kevin bei. »Wenn wir nichts unternehmen, sterben noch mehr Tiere aus: Tiger, Nashorn, Panda, Orang-Utan...« Er blickte an die Wand, an der ein verstaubtes Hirschgeweih über einer nostalgischen Schnapswerbung hing. Die Zeiten hatten sich mächtig geändert. Das Tier in der Werbung hatte längst ausgedient.
    Kevin wechselte das Thema. »Du willst also jetzt zu unserer Gruppe überwechseln? Darf ich fragen warum?« Er blickte unauffällig auf seinen NanoC . Noch immer wirkte er nervös. »Entschuldige ich habe noch einen weiteren Termin.«
    Leon spürte unter der Nackenmähne ein Kribbeln und entschied vorsichtig zu bleiben.
    »Meine Gruppe musste nach einem Einbruch aufgelöst werden. Es ging um einen Unternehmer, der Nutztiere nicht artgerecht gehalten hat. Seuchenrisiko. Wenigstens sind die Behörden auf diesem Ohr noch nicht taub. Die Aktion lief schief. Ich muss eine Weile in Berlin von der Bildfläche verschwinden. Mikael meinte, ihr könntet noch Hilfe gebrauchen.«
    Kevin nickte. »Wer war der Unternehmer?«
    Leon hatte das »W« schon auf den Lippen, doch dann verbiss er sich die Worte. »Tut vorerst nichts zur Sache. Wenn ich bei eurer Gruppe in Warschau dabei sein kann, fange ich eh wieder von vorne an.«
    »Du willst nicht darüber reden?«
    »Vielleicht später. Ist im Moment nicht wichtig. Die Aktion ist gründlich schief gelaufen.«
    »Also ergebnislos?«
    »Was ist nun, bin ich dabei oder nicht?«
    Kevin zögerte erneut. »Für die Aktion am Zoo kommst du definitiv nicht in Frage. Wenn sie dein Gesicht hier kennen, dann sollte dein Bild nicht in den Medien erscheinen. Ich werde auch nicht aktiv dabei sein, nur bei den Vorbereitungen. Und ich muss erst mit den anderen über dich reden.«
    Leon war

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