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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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einem goldenen Käfig, aber noch längst nicht lebendig begraben.
    Ethan steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Darf ich eintreten?«
    Josi nickte und war froh, sich bereits beruhigt zu haben. Ethan sollte nicht sehen, wie sehr sie das Gespräch mit ihrem Stiefvater aufgewühlt hatte. Schließlich gelang ihr sogar ein Lächeln.
    »Siehst toll aus!« Er kam näher und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. »Was versteckst du unter dem Tuch? Einen Knutschfleck?«
    Das Blut schoss ihr ins Gesicht.
    »Bitte entschuldige meine Neugier«, murmelte Ethan verlegen. Er zog eine silberne Schachtel aus seiner Hemdtasche und drückte sie ihr in die Hand. »Ein kleines Willkommensgeschenk!«
    Josi entnahm eine Brosche mit einem filigran gearbeiteten Delfin und war schon wieder sprachlos. Waren die funkelnden Splitter die vielbesungenen Brillanten, für die angeblich jede Frau schwach wurde?
    Hey, so einfach bin ich nicht zu haben. Ich bin nicht käuflich. »Das kann ich nicht annehmen«, sagte Josi schließlich schroffer als beabsichtigt.
    Ethan machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Ich habe eine Nickelallergie«, log sie beherzt. Sie wollte   ihn nicht verletzen, nur weil sie selbst zutiefst verletzt war. Ethan hatte damit nichts zu tun.
    »Wenn das so ist…«
    Als Josi gegen Mitternacht wieder in ihrem Bett lag, grübelte sie über Ethans Familie und die Leute, die sie auf der Party kennengelernt hatte. Küsschen rechts, Küsschen links. Freundlich, aber alles Fassade , dachte sie. Nein, das waren keine Freunde und würden es auch nie werden, und auf das Honey-Gesäusel von Ethan konnte sie ebenfalls nichts geben. Sie musste plötzlich an Leon denken und vermisste ihn mehr denn je. Was er jetzt wohl machte?
    Josi richtete sich im Bett auf und blickte auf die Uhr: 0:15 am.
    Mit zwei Fingern tippte sie: »Hi Leon, ich vermiss«, doch dann löschte sie die Nachricht und kroch wieder unter die Decke. Er hatte sie abgewiesen, sie konnte ihm nicht schreiben. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie schloss die Lider. Voller Verlangen stellte sie sich vor, wie ihre Hände durch seine braune Mähne glitten und das weiche Kopfkissen seine Wange wäre.

 
15
    Samstag, 11. Mai, Berlin-Neukölln, Chimären-Treff:
    Die Musik dröhnte bis auf die Straße. Leon öffnete die schwere Holztür, der Klang einer scheppernden E-Gitarre schlug ihm entgegen. Vier verlebt aussehende Männer mit weiß behaarten Armen und langen Haaren coverten dreißig Jahre alte Rocktitel. Sie mussten auf die Siebzig zugehen. Leon grinste innerlich. Alte Säcke. Die Chimären-Kacke hatte sie erwischt, weil sie mit Hormonen das Altern bekämpft hatten.
    Der Laden war gerammelt voll. Das Publikum grölte.
    Leon mochte den Treff, weil es hinten einen Raum gab, in dem sie schmackhafte und preiswerte Pizzen servierten. Dort bekam man zwar nicht mit, was auf der Bühne los war, aber das interessierte ihn auch nicht. Er hatte Hunger. Ohne in die Karte zu sehen, bestellte er am Tresen Pizza Funghi und ergatterte einen freien Platz. Zehn Minuten später stand die Pizza vor ihm.
    Unruhig blickte er immer wieder auf die Uhr. Sein Kontaktmann aus Polen war spät dran. Bestimmt war alles in Ordnung, versuchte Leon seine Nerven zu beruhigen. Vermutlich fand Kevin nur keinen Parkplatz und kreiste durch das Einbahnstraßen-Labyrinth von Neukölln.
    Endlich blinkte der NanoC . Leon wischte sich die Hand am Hosenbein ab, tippte aufs Display und las die Nachricht.
    »Bin im Club. Wo steckst du? Olga.«
    Verdammt, auch das noch.
    Er winkte die Bedienung heran. Neben ihm prostete sich lauthals eine Clique aus Hunde-Chimären zu und lachte über ein Einmachglas auf der Theke, das mit Würmern, Kakerlaken und Spinnen gefüllt war.
    Der Lärmpegel war zu hoch, um hier zu reden, daher tippte er die Antwort an Olga: »Raucherecke im Innenhof. In zwei Minuten.« Dann schob er der Bedienung seine Geldkarte rüber, wartete bis abgebucht war und drängelte sich durch den Laden.
    Draußen standen drei Hunde-Chimären mit nacktem Oberkörper um einen Stehtisch und kifften. Sie sahen aus, als hätten sie sich Tierfelle über die Schultern geworfen. Silberne Piercings mit der Form von Hundeknochen durchstachen ihre Brustwarzen und Augenbrauen.
    Olga lehnte an einer Mauer. Sie hatte sich eine Zigarette angezündet. Ihre kupferroten Haare und ihre hochgestellten Katzenohren hielt sie unter einer dunklen Kappe verborgen, an der künstliche Hundeschlappohren klebten. Die Füße steckten in Mokassins aus

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