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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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bemerken. Wenn wir die Beweise gefunden haben, müssen wir ihm die Polizei auf den Hals hetzen, bevor er diese Fabrik auch noch abfackelt.«
    Sie diskutierten eine weitere halbe Stunde. Dann hatte er Kevin überzeugt.
    »Darüber muss ich allerdings noch mit den anderen reden. In einer Woche fahre ich nach Warschau zurück. Ich kann dich auf jeden Fall mitnehmen. Fang schon mal an zu packen.« Kevin schlug ihm auf den Arm und lachte.
    »Ich habe schon so gut wie gepackt.« Leons Anspannung wich. Er lehnte sich zurück und bekam plötzlich Lust auf ein großes, kühles Bier. Er würde Wilmershofen zu fassen kriegen. Der Hühnerbaron würde ihm nicht entkommen. Dieses Mal würde der Kerl seine Strafe bekommen.
    In dieser Nacht hatte Leon einen Albtraum. Er war wieder in der Fabrik. Wilmershofen lag in Ketten. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Das Virus, das die Hühner zu halben Fischen gemacht hatte, wütete in seinem Körper. Der Leib des Hühnerbarons schwoll bis zur Unkenntlichkeit an. Das Hemd platzte am Bauch auf. Durch die dünne Haut schimmerten Hühnereier. Die Bauchdecke riss auf, die Eier quollen hervor. Wilmershofen starb einen grauenvollen Tod. So widerlich diese Vorstellung auch war, für Leon hatte der Traum etwas Befriedigendes.

 
18
    Donnerstag, 16. Mai, Chicago:
    » Wuff !« Annak bellte, sprang in die Luft und machte einen Salto. Lenka schüttelte vor Lachen ihre Schlappohren. Seit Stunden spielte die Clique im Lincoln Park Volleyball. Josi hatte eine Weile mit den Leuten gepritscht und gebaggert, sich dann aber gegen einen hochgewachsenen Windhund-Mann auswechseln lassen. Erschöpft ließ sie sich auf der Picknickdecke nieder. Ihre Kiemen schmerzten. Bekam sie eine Erkältung? In letzter Zeit häuften sich diese merkwürdigen Schwächeanfälle. Sie erinnerte sich an den Einbruch in die Hühnerfabrik. Am nächsten Tag war sie fiebrig gewesen.
    Nicht schon wieder , dachte sie und schob den Jackenkragen hoch. Sie fröstelte trotz des milden Mai-Wetters. Es war, als liefe kaltes Wasser durch ihre Adern.
    Ein rosa-brauner Schmetterling mit schwarzen Punkten landete sacht auf ihrer Decke, schlug mit den Flügeln und schwang sich wieder in die Lüfte. Er flatterte, ließ sich gleiten, dann sackte er im sanften Bogen herab. Doch was so leicht aussah, war ein lautloser Kampf gegen die Schwerkraft und den Frühlingswind. Zitternd ruhte der Falter auf einer Löwenzahnblüte. Josi drehte sich auf den Bauch und stemmte das Kinn in die Hände, um ihn besser betrachten zu können.
    Vielleicht ein Hackberry butterfly , grübelte sie. Seine Fühler vibrierten unermüdlich.
    Josi fragte sich, ob der Falter sich noch an sein vorheriges Leben erinnerte oder ob er alles mit dem Verlassen des Kokons vergessen hatte. Sie beneidete den Schmetterling. Er hatte seinen Raupenkörper gegen etwas Wunderschönes eingetauscht. Ihre eigene Metamorphose hingegen war unsinnig und in der Natur nicht vorgesehen. Die nutzlosen Kiemen gehörten nicht zu ihr. Sie fürchtete sich vor dem Tag, an dem das Fremde in ihr, der Hai, sie so sehr verändern würde, dass sie es nicht mehr leugnen konnte. Das durfte nicht geschehen. Niemals.
    Lenka ließ sich auf den Boden fallen. »Ich hab genug«, rief sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Josi spähte zu den Hunde-Chimären. Ein junger Mann mit einer Haut wie poliertes Ebenholz und lockigen Schlappohren nahm Lenkas Platz ein und schmetterte den Ball über das Netz.
    »Was macht ihr heute Abend?«
    » Annak hat Schicht im Restaurant.«
    »Er kellnert?«
    »Nein, er kocht. Exotische Delikatessen. Gegrillte Heuschrecken an Knoblauchsauce, gefüllte und panierte Spinnen, legendär sind auch die Raupen in Chilimarinade…«
    »Igitt. Hör auf!« Josi drehte den Kopf weg. Ihr Blick fiel erneut auf den Schmetterling, der in seiner neuen Gestalt zum Glück nicht mehr als Delikatesse taugte und mit lautlosem Flügelschlag über die Wiese schwebte.
    »Magst du Kugelfisch mit Duftreis ?«, fragte Lenka und zog eine geschwungene Augenbraue hoch.
    »Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    »Traust du das Annak nicht zu?«
    »Du meinst wegen der giftigen Blase?«
    »Ja. Annak weiß, was er tut. Fisch isst du doch als Vegetarier?«
    »Noch nie.«
    Lenkas Stimme senkte sich plötzlich. »Und woher hast du dann das Gen?«
    »Wenn ich das wüsste. Ich kann es mir nur so erklären, es muss irgendwo was drin gewesen sein, das nicht gekennzeichnet war. Vielleicht haben sie mir in einem Restaurant was

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